Dienstag, 9. Februar 2010

Reisebericht USA - On The Road

Autofahren in Amerika schon ein Erlebnis für mich. Nicht nur, weil ich ein tolles Auto bekommen habe und damit viel Spaß hatte, sondern weil das Gefühl in Amerika schon ein anderes ist als hierzulande. Ob ich mich zurechtfinden würde, ob ich mich einpassen können würde - das war nie meine Sorge, auch wenn ich den Verkehr in NYC schon bei meinem ersten Besuch recht kritisch betrachtet habe. Aber in der Stadt wollte ich ohnehin so wenig wie möglich fahren, schließlich fahre ich auch in Europa nicht unbedingt gern im innerstädtischen Stop-and-Go-Verkehr.

Obwohl ich an sich eine starke Verfechterin vom manuellen Wechseln der Gänge bin, empfand ich die Aussicht, mich dank Automatik darum nicht kümmern zu müssen, eher beruhigend. Und irgendwie passt das auch viel besser zum "American Way of Driving". Da ist alles irgendwie relaxter, weniger hektisch. Sehr spannend fand ich, dass der Verkehr einerseits sehr stark reguliert ist, in meinen Augen schon bis zur Denkabschaltung überreguliert, und andererseits viele Dinge dem eigenen Gutdünken überlassen werden.

Das Einfädeln beim Auffahren auf die Autobahn zum Beispiel. Ich hätte mir erwartet, dass es hier Regeln gibt, Schilder, Pfeile, Bodenmarkierungen. Alles, das eventuelle Unklarheiten beseitig. Tja, das war ein Fall von denkste - nix gibts. Die Bodenmarkierung in Form einer unterbrochenen Linie hört irgendwann einfach auf, und die normale Fahrspur verschmilzt mit der Beschleunigungsspur. Wie man sich da einordnet, ist jedem selber überlassen, es gibt keine Hinweise, keine Aufforderungen. Und es klappt! Erstaunlicherweise klappt es, obwohl man den Amis sonst die Eigeniniatitive im Straßenverkehr doch abnimmt. Schließlich steht an jeder Autobahnauffahrt ein Schild "No Turns" (sollte sich doch von selber verstehen auf der Autobahn, oder?), und alle paar Kilometer wird wortreich darauf hingewiesen, dass man am Standstreifen nicht parken darf. Erst in Pennsylvania habe ich Schilder gesehen auf denen ein durchgestrichenes "P" das Verbot anzeigt, ansonsten sind die Amis sehr verbal bei ihren Schildern.

Auf jedem, ausnahmslos jedem Schild, das eine Geschwindigkeitsbegrenzung aufzeigt, steht "speed limit". Vollkommen überflüssig. (und die goldenen Statuen auf der Brücke zwischen Arlington und Lincoln Memorial in DC wirds kaum jucken ;) ).

Oder auch hier - warum müssen wir auf das "Einfahrt verboten"-Schild auch noch "Do Not Enter" draufschreiben? Rote Farbe sparen? Ich hab kein einziges "ikonisches" Schild gesehen, das mit einem simplen Balken die Einfahrt verbietet, die waren alle mit Schrift versehen. Irgendwie frag ich mich da schon...

Es gibt auch - man glaubt es kaum - Verkehrsschilder, die das Fahren unter Alkoholeinfluss verbieten. Allerdings braucht man dazu schon etwas Vorwissen mitbringen: Die Buchstaben "D.U.I." stehen in einem roten Kreis und sich durchgestrichen, drunter steht "You can't afford it". Als ich dann wieder daheim war, kam ich drauf, dass das "Driving under the influence" heißt, und sich auf den Missbrauch von Drogen oder den Konsum von Alkohol bezieht. Ufff, zum Glück fahr ich nie, wenn ich getrunken habe, bzw. nehme ich keine Drogen, also habe ich da keine Regel verletzt ;)

Zu meinen Liebelingsverkehrsanweisungen gehörte auch das Schild im ländlichen Pennsylvania, das den Autofahrer allen Ernstes anweist "Do not cross painted island". Na, was denn sonst?!? Schließlich heißt eine schraffierte Fläche als Verkehrsinsel, dass das kein Raum ist, der von Kraftfahrzeugen genutzt werden darf. Fahrschule, hallo?

Was soll mir hier mitgeteilt werden? Ah, Orange steht für Baustelle! Somit wird hier reduzierte Geschwindigkeit wegen Bautätigkeit in Aussicht gestellt. Man beachte auch: keine Leitplanken, nur ein Grünstreifen trennt die Fahrbahnen.

Leitplanken sind doch generell überbewertet, oder? Es gibt nämlich viele Abschnitte, die keine haben, auf keiner Seite. Was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen - hat ja Vorteile.

Manchmal fehlt sogar der Grünstreifen - dann darf der Mittelstreifen wechselweise zum Überholen verwendet werden. Spannende Sache, aber eigentlich clevere Raumnutzung. Sowas würde ich mir hierzulande auf Landstraßen auch wünschen.

Zur Erleichterung meiner europäischen Regulierungsseele gibts aber da und dort sogar Leitplanken. Warum die da eingesetzt werden und woanders nicht, ist mir aber ein Rätsel.

Was den Amis ziemlich fehlt, ist unser Netz an Raststationen und Parkplätzen. Kurz vor Providence gab es einen, der aber nicht zur Erholung per se, sondern für den landschaftlichen Überblick eingerichtet wurde. Da habe ich dann auch die typischen Hinweisschilder fotografiert, die auf die Tankstellen, Schnellrestaurants und Hotels an den Ausfahrten hinweisen. Meist kommen da dann bis zur Ausfahrt noch detailliertere Schilder, die auch zeigen, welche Ketten da vertreten sind. Ist zwar etwas umständlicher als unser System, aber es scheint zu funktionieren.

Alle paar 100 Kilometer gibt es dann aber doch Raststationen. Typisch amerikanisch sind die aber mal wieder viel gigantomanischer. Hinter der schlichten Front verbirgt sich ein ganzer Food-Court mit einem Dutzend Ketten - hier gibt es für jeden Geschmack was zu futtern.

Die Regulierungswut, von der ich sprach, macht auch vor der Straße selber nicht halt: Pfeile sind keine ausreichende Aussage...

Providence zeigt, was passiert, wenn es nur Verbots- aber keine Gebotszeichen gibt. Im Hintergrund: das örtliche Capitol.

In Reading, PA, hingegen spielt man mit dem Autofahrer "Such die Ampel". Aber immer noch lieber Ampeln, als die vor allem im ländlichen Raum übliche Kreuzung mit vier Stopschildern. Da muss jeder stehen bleiben, und der, der als erster stehen geblieben ist, darf als erster auch wieder losfahren. Und irgendwie geht mir das so gar nicht ein, das war eine Herausforderung.

Hier noch ein paar Impressionen, die mir so begegnet sind auf meinem Weg:

Da blühen nicht nur Blumen, sondern auch der Rost.

Das passt auch zum generellen Pflegezustand, den so manches Auto aufweist. Die Amerikaner haben eher eine französische Einstellung zum Thema Auto, und hegen und pflegen es nicht so, wie es ein Österreicher oder Deutscher tun würde. Der Dodge hier ist aber auch ein Extrembeispiel, die meisten Autos haben doch etwas weniger Beschädigungen.

In meinem "on the road"-Folder habe ich auch noch zwei Bilder von MÄX gefunden:

Das beantwortet dann wohl die zwischenzeitlich aufgekommene Frage: Ist die Motorhaube so rund? Ja, sie ist!

Und ein besseres Bild vom Innenraum. Die Bedienung am Lenkrad (rechts Tempomat, links Radio) war zwar genau andersrum als bei Cecilia, aber sehr angenehm. Bei teureren Ausstattungen ist in der Mitte auch ein richtiger Bildschirm und nicht so ein komisches Display. Aber wenn ich mir ansehe, was man für den Preis in Österreich kriegt, darf ich nicht schimpfen ;)