Samstag, 28. November 2009

Rückgewöhnung

Eigentlich war ich nicht mal 3 Wochen weg. Ich war einfach nur auf der anderen Seite des Atlantiks, in einem anderen Land mit einer anderen Sprache und etwas anderen Sitten und Gebräuchen. Aber eigentlich ist es in Amerika jetzt nicht so viel anders als hier. Immerhin ist die Schwerkraft dieselbe, die Luft scheint eine sehr ähnliche Zusammensetzung zu haben, die Menschen haben auch Elektrizität und gehen auf zwei Beinen. Und dennoch ist es in den USA so hinreichend anders, dass ich in vielerlei Hinsicht erst mal eine Gedankenleistung erbringen muss, bevor ich etwas tun kann.

Das Schwierigste war anfänglich die Sprache. Nach fast drei Wochen, in denen ich nur ein einziges Mal Deutsch gesprochen hatte, fiel es mir schwer, wieder Deutsch zu sprechen. Ich hatte vor allem das Bedürfnis, Menschen auf Englisch anzureden. Wenn das Gespräch dann mal gestartet war, dann gings, obwohl ich mir mit der Dialektvariante zum Teil etwas unsicher war. Ich nehm an, dass ich dann und wann ziemlichen Kauderwelsch produziert habe. Mittlerweile denk ich mir Dinge auch wieder auf Deutsch, und das Sprechen hat sich auch halbwegs eingependelt. Aber das war schon eine Hürde…

Schwerer fällt mir allerdings der Mentalitätsunterschied. Zur Zeit kämpf ich wirklich mit der österreichischen Mentalität. Mit diesem “ich bin mir selber der Nächste”. Mit dem Vordrängeln, mit der Unfreundlichkeit, mit der Rücksichtslosigkeit. Das prägt irgendwie den gesamten Umgang. Grad in Geschäften fällts mir sehr auf, aber auch im Straßenverkehr. Noch weniger als das Verhalten meiner Mitmenschen ärgert mich aber mein eigenes, ich machs nämlich genau gleich, wenn mir jemand so kommt, anstatt mich zurückzulehnen und ihn einfach machen zu lassen. Und mit einem Lächeln kommt man hier viel weniger weit. Während es in Amerika Tür und Tor zu öffnen scheint, kommt es mir hier so vor, als ob es an eine unsichtbare Wand prallt und von dort ungenutzt zu Boden fällt. Schade, denn wenn man lächelt, hebt sich auch gleich die Stimmung.

Dass mir an der Kassa niemand mehr die Sachen einpackt, kann ich verschmerzen, auch wenn ich mir grad etwas schwer tun, meinen Einkauf in angemessener Zeit an mich zu raffen ;)

Und während mir das Autofahren kein Problem bereitet, hatte ich mich doch an die breiten amerikanischen Parklücken gewöhnt. Die ersten Tage stand ich immer recht knapp am fahrerseitigen Begrenzungsstreifen einer Lücke, ab Tag 3 mit MÄX hab ichs dann geschafft, die großen Lücken auch in etwa mittig zu okkupieren. Im Moment kämpf ich dafür etwas damit, Cecilia nicht mit den Rädern auf der beifahrerseitigen Linie abzustellen, weil ich die Breite des Stellplatz etwas überschätzt habe. Eine Kleinigkeit, aber sie fällt mir auf.

Besonders seltsam kommt mir vor, dass ich mich nicht entsinnen könnte, große Probleme bei der Einstellung auf die Amis gehabt zu haben. Im Gegenteil, diese Art scheint mir zu liegen. Ich bin dort auch mit viel mehr Menschen ins Gespräch gekommen, als es mir hier passiert. Klar, ich war in einer besonderen Situation, aber auch wenn ich in Europa reise, also nicht daheim bin, ist es einfach anders. Generell bin ich in Amerika offener, obwohl ich schon die Vermutung habe, dass die Menschen dort oberflächlicher sind. Aber hier hab ichs nicht so mit Offenheit. Könnte natürlich sein, dass es sich um ein starkes Wechselspiel handelt zwischen Offenheit und ins Gespräch kommen ;) Oder auch einfach am Resonanzboden.

Woran ich mich auch wirklich gewöhnen könnte, sind die hohen, breiten Betten. In den USA hatte ich immer mindestens Queensize-, meist aber Kingsize-Betten. In meinem Schlafzimmer steht zwar auch ein 1,8 m breites Bett, aber leider mit zwei Matratzen und mit “schmalen” Decken, also 1,4 m breit. Im Moment überleg ich stark, ob ich mir nicht eine luxuriösere Bettung gönnen soll….

Aber natürlich war nicht alles in den USA besser. Der Kaffee zum Beispiel. Den werd ich kein bisschen vermissen. Das ist meist braunes, heißes Abwaschwasser. Kein Wunder, dass es in jeder auch noch so kleinen Klitsche mindestens 3 Sorten Süßstoff gibt – anders kann man das Zeug nicht trinken. Wobei, gegen die Batteriesäure, die British Airways ausschenkt…..

Ich find auch die grün-blinkenden Ampeln hierzulande vorteilhafter als solche, die ohne Vorwarnung umspringen. Und so gern ich über Fußgängerampeln geh, egal, was diese grad signalisieren, so sehr schätze ich es doch, dass ich hier nicht auf Fußgänger aufpassen muss, die unbeirrt ihres Weges ziehen, auch wenn ich Vorrang hab.

Ob ich in den USA leben wollte? Ich weiß nicht…. An sich denke ich, dass ich in Europa gut aufgehoben bin, und ich sehe auch das eine oder anderen kritisch, was Amerika betrifft. Aber als Urlaubsort finde ich die Vereinigten Staaten toll, und werde sicher wieder zurückkehren. Die Impulse, die ich für mich mitnehme, sind vielfältig und bereichern meinen Alltag.