Sonntag, 15. November 2009

Über das Autofahren

MÄX und ich haben jetzt schon über 1000 Kilometer/700 Meilen hinter uns. Grad bei dem grauslichen Wetter heute wusste ich ihn sehr zu schätzen - da ist man in einem großen, gut motorisierten Auto schon besser aufgehoben. Und weil ich beim Fahren wegen der Automatik ziemlich wenig zu tun habe, habe ich auf meinen Fahrten einige Beobachtungen gemacht. Der Verkehr unterscheidet sich schon von dem, den ich gewohnt bin. Sehen wir uns das mal an.

Generell ist er mal langsamer. Mit einem absoluten Maximum von 65 mph (knapp über 100 km/h) ist man sehr gemächlich unterwegs. Teilweise gilt auf Highways sogar 55 mph, das ist nicht ganz 90 km/h. Dafür darf man innerorts 35 oder gar 45 mph düsen (56 bzw. 72 km/h). Trotzdem ist der Durchschnitt langsamer. Allerdings halten sich die Leute noch weniger dran als in Österreich oder Deutschland - obwohl ich grad auf der Interstate meist 5 Meilen draufleg, bin ich meist eine der Langsamsten. Aber bevor ich Geld für Verkehrsstrafen ausleg, bin ich lieber langsam. Ich bin ja vernünftig, Proxima :)

Die Schilder sind fast durchgängig textbasiert, im Gegensatz zu den ikonischen Zeichen, die es in Europa gibt. Anstatt eines Überholverbots wird "Stay in Line" proklamiert, an jeder Auffahrt steht ein "No Turn"-Schild, Abbiegespuren sind mit "Right Lane MUST Turn Right" versehen, zusätzlich zu den Pfeilen und dem fetten ONLY auf dem Asphalt. Ich vermute mal, dass angenommen wird, dass jeder, der fährt, auch Englisch kann, wohingegen in Europa viele Sprachen auf recht kleinem Raum zusammenkommen. Andererseits macht es diese Praxis für Amerikaner schwieriger, sich im Ausland zu bewegen.

Es gibt fast keinen kleinen Autos auf den Straßen, weder in den Städten und noch weniger auf den Autobahnen. Einen einzigen Smart hab ich erspäht, und ein paar Toyota Yaris und Kia Rio, meist Stufenheck (ja, die gibt es hier). Ansonsten ein paar Golfs, die hier eine ziemliche Minderheit sind, aber wesentlich mehr Jettas (auch solche, die wir als Bora kennen). Aber der Großteil sind recht große Japaner, SUVs und Pick ups. Die Parkplätze sind wesentlich größer als die europäischen, ich bring MÄX in den Lücken gut unter.

Trucks haben hier kein technisches Geschwindigkeitslimit. Ich wurde schon mehrfach bei 65 mph von Trucks überholt, die wesentlich schneller waren, also gut über 70 mph, ca. 120 km/h. Die Dinger sind RIE-SIG, und diese Geschwindigkeit lässt mich doch vermuten, dass die bei einer Notbremsung etwas überfordert wären...

Tanken ist recht abenteuerlich. Nach ca. 420 Meilen schrie MÄX nach Futter. Ich bin also zu einer Tankstelle gefahren und hab mich guten Gewissens an eine Säule gestellt und mal Premium unleaded für fast 3 Dollar/Gallon (unter 0,55 €/Liter!) getankt. Allerdings hat der Preis an der Säule nicht so ganz mit dem zusammengepasst, den ich bei der Einfahrt sah. Beim Wegfahren ist es mir dann aufgefallen: ich war in der "full service"-line - und da schlagen die einfach mal fast 10 ct/Gallon drauf. Ich hab also selber getankt und aus Unwissenheit mehr Geld liegen gelassen. Irgendwie hab ich mich schon geärgert, aber unter 2 Dollar Lehrgeld sind ok ;) Wir haben übrigens 24,4 Miles per Gallon geschafft, was ca. 9,5 l entspricht. Tja, da haben mich die Stadtfahrten in Boston reingeritten, aber meine Güte - für dieses Auto ist das immer noch ein Wert, mit dem ich gut leben kann. Außerdem, wer weiß, wie voll das Auto war, bevor ichs bekommen habe...

Das Garmin-Navi, das ich hab, ist gelinde gesagt strange. Es verliert in Städten häufig die Orientierung, was mich in Boston ziemlich wahnsinnig gemacht hat. Es gibt komische Anweisungen, und wenn ich sie befolge, strande ich irgendwo. Und es hat die Angewohnheit, mir anzusagen irgendwo abzubiegen, wo abbiegen verboten ist. So seh ich aber wenigstens einiges von Gegenden, die ich sonst nicht sehen würde :D Ein guter Orientierungssinn hilft auf alle Fälle, und den hab ich zum Glück.

Autofahren macht hier Spaß, abgesehen davon, dass man eher langsam vorwärts kommt. Aber ich hab ja Urlaub :) Und den genieße ich somit in quasi vollen Zügen, sprich einem tollen Auto ;)