Auf meinem Weg nach Süden war Savannah die nächste Station. Nachdem sich viele Leute begeistert über die Stadt geäußert hatten, habe ich viel davon erwartet, wurde aber ein bisschen enttäuscht. Ich finde die erste Hauptstadt von Georgia wesentlich weniger charmant und bezaubernd wie Charleston. Das mag nicht zuletzt der Tatsache geschuldet sein, dass sich die sehenswerten Orte in der Innenstadt auf ein großes Gebiet aufteilen, das von unzähligen Plätzen unterbrochen wird. Es ist städteplanerisch sicher wertvoll, alle paar Meter einen Park anzulegen, aber für die Erkundung ist sowas eher nachteilig. Ich habe mir dann auch beholfen, indem ich mir ein Ticket für einen Trolley gekauft habe und mich durch die Gegend schippern und berieseln habe lassen. Ist sonst so gar nicht meine Art von Erleben und Erkunden, aber anders schien mir das mit der wenigen Zeit, die ich hatte, kaum machbar zu sein.
An die Architektur hatte ich hohe Erwartungen, die aber nur zum Teil erfüllt wurden. Zwar war auch hier viel von der typischen Südstaatenarchitektur zu sehen, aber weniger konsistent, häufiger von anderen Dingen unterbrochen.
Wo das hier herkommt, kann ich nicht sagen, aber ich fand es durchaus interessant. Für's Auge hat die Stadt schon einiges zu bieten und die humorvollen Kommentare des Fahrers haben auch spannende Fakten enthalten. An Geschichte mangelt es der Stadt ja nicht.
Was es wohl kosten würde, in so einer Doppelhaushälfte zu wohnen? Gefallen könnte mir das nämlich schon...
In den Nebenstraßen verliert sich der pompöse Effekt dann aber schnell und das Ganze sieht eher zusammengewürfelt aus.
Dieses Häuschen fand ich sehr putzig. Ich tu mir zwar schwer vorzustellen, wie man da leben kann, aber es wirkt bewohnt.
Die ehemalige Baumwollbörse von Savannah, heute auch Freimaurerhalle. Baumwolle ist einer der wichtigsten Faktoren für den Reichtum der Stadt gewesen, vor allem auch wegen des Hafens, der nur wenige Kilometer von der Atlantikküste wegliegt.
Das Rathaus der Stadt ist mit seiner goldenen Kuppel schon von weitem zu sehen und bietet einen guten Orientierungspunkt. Ganz in der Nähe davon habe ich auch eine Verbindung zu Österreich gefunden: 1734 haben hier Menschen aus dem Salzburger Land Zuflucht vor religiöser Verfolgung gefunden. Das Land Salzburg hat gemeinsam mit der Georgia Salzburger Society 1994 einen Marker und ein Denkmal gestiftet.
Das Denkmal für den zweiten Weltkrieg fand ich beeindruckend. Dieser Krieg ist im Vergleich zum Vietnam- oder Koreakrieg nicht so präsent, und ich finde, der Künstler hat das mit der geteilten Welt schön eingefangen.
Sehr wichtig für die Stadt ist die Waterfront. Hier ist der Hafen, der Savannah reich und wichtig gemacht hat. Es gibt einen Markt, wo ich den ersten amerikanischen Hotdog meines Lebens gegessen habe und an jeder Ecke gibt es Erinnerungen an die Rolle, die Savannah in der Seefahrt gespielt hat. Modellschiffe, Statuen, Plaketten von Schiffen aus der Flotte, die nach der Stadt benannt wurden - an der Seefahrt kommt man hier nicht vorbei.
Man kann sogar den namensgebenden Savannah River beschippern, was ich aber in der wenigen Zeit nicht geschafft habe.
Fazit: Hat mich nicht unbedingt gefesselt, obwohl ich fast ein schlechtes Gewissen habe deswegen, da die Stadt doch einiges zu bieten hätte. Aber manchmal passt's einfach nicht. Den Eindruck generell noch mal eher abgewertet hat auch das sehr schäbige Motel, in dem ich gelandet bin (mein persönliches "worst ever"), wofür aber natürlich die Stadt nichts kann. Mal sehen, sollte es mich je wieder in die Gegend verschlagen, gebe ich dem Ganzen vielleicht noch mal eine Chance. Alles in allem seh ich's pragmatisch: Es kann nicht alles ein Highlight sein.