Das Haupthaus, in dem Washington mit seiner Frau Martha und den Kindern logiert hat. Es ist nach heutigen Maßstäben eher klein, aber damals war es sicher absolut luxoriös. Es ist heute noch so eingerichtet, wie es damals zu Lebzeiten des ersten Präsidenten war und sieht so aus, als ob man nur die Seilabsperrungen wegräumen muss, um eine elegante Soiree drin zu feiern. Drinnen war fotografieren leider (aber auch verständlicherweise) verboten, also muss ich mit meiner Erinnerung vorlieb nehmen. Gut im Gedächtnis geblieben sind mir auch die Angestellten, die in 15-Sekunden-Abständen immer wieder dasselbe Infostückchen gespuckt haben, damit jeder Schwall Touris es auch sicher mitbekommt. Das ist ein Job, der mich vermutlich verrückt machen würde...
Der Ausblick über den Potomac von der rückseitigen Veranda des Hauses. Washington liebte die Aussicht so sehr, dass nach seinem Tod alles, was von Mount Vernon aus sichtbar ist, zum Nationalpark erklärt wurde und somit nicht bebaut werden darf. Das Haus liegt übrigens auf einem Hügel und bis man beim Wasser ist, muss man einige Höhenmeter zurücklegen.
Die Rückseite des Hauses mit der angesprochenen Veranda. Der Bogengang, der links zu sehen ist, führt in die Küche, die damals immer getrennt vom Haupthaus war - alleine schon aus Feuerschutzgründen. Ein bisschen ist hier auch sichtbar, dass das Haus auf der Kuppe eines Hügels steht.
Generell ist die ganze Farm eher hügelig, und die Sklaven hatten mit Sicherheit ausreichend zu tun. Die Anzahl der hier lebenden Sklaven habe ich mir leider nicht gemerkt, aber eine Farm dieser Größe war damals mit Sicherheit eher schwer anders zu bewirtschaften. Washington hat in dieser Hinsicht scheinbar auch ein schlechtes Gewissen geplagt - er hat seine Leibeigenen per Erlass im Testament nach seinem Tod freigelassen. In den einzelnen kleinen Häusern waren verschiedene Teile des Haushaltes gelagert wie zum Beispiel die Waschküche, Lagerräume und ähnliches.
Der Erhaltungszustand des gesamten Anwesens sowie des Inventars ist absolut perfekt - kein Wunder, wenn man bedenkt, wie historisch wertvoll dieser Ort für die Amerikaner ist. Ich denke, man kann sich anhand der Ausstellungsstücke ein recht gutes Bild des damaligen Lebens machen - das weit von dem entfernt ist, was wir heute kennen. Mount Vernon zeigt auch gut den Kontrast zu Siedlungen im Historic Triangle oder auch Plymouth, MA, die nur wenig früher entstanden sind.
Diese an sich eher wenig auffällige Hütte ist eine der Erfindungen von George Washington, der nicht nur als Politiker eine Vorreiterrolle gespielt hat, sondern auch aktiv am Leben auf der Farm teilgenommen hat. Die Spreu vom Weizen zu trennen war damals eine sehr aufwändige Sache und mit dieser doppelstöckigen Hütte hat Washigton seinen Sklaven die Arbeit erleichtert. Pferde trieben einen Mühlstein an und durch Ritzen im Boden fiel der Weizen einen Stock tiefer, wo er dann weiterverarbeitet werden konnte. Wenn ich mich recht entsinne, hat Washington darauf sogar ein Patent bekommen.
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Einige Tage später war ich dann im Historic Triangle - die Städte Yorktown, Jamestown und Williamsburg, die die Kolonisierung des Landes auf verschiedene Arten aufbereiten.
In Jamestown wurde 1607 die erste permanente englische Siedlung aufgeschlagen. Lange vor den Einwanderern aus Europa waren aber die amerikanischen Ureinwohner da, deren dörfliche Strukturen hier in einer Rekonstruktion gezeigt werden.
Die Schauspieler, die einem das Geschehen in Plymouth nahegebracht haben, gab es auch hier, obwohl sie wesentlich weniger präsent waren. Hängt aber vermutlich auch von der Jahreszeit ab. Die Matten, mit denen die "Zelte" verkleidet sind, kommen übrigens von den Philippinen - ja, ich habe gefragt.
In diesen Langhäusern haben oft ganze Familien gewohnt - schwer vorstellbar, irgendwie. Sie waren Wohnraum, Schlafraum, Lagerraum zugleich, gekocht wurde an einer offenen Feuerstelle, die oft den Mittelpunkt der Siedlung dargestellt hat.
Wie auch in Plymouth liegen im Hafen von Jamestown Nachbauten der Schiffe, mit denen die ersten Bewohner angekommen sind. Nachdem sich Schulklassen rumgetrieben haben und ich die Mayflower von innen schon kannte, habe ich mir den Besuch auf den Nussschalen gespart - das war mit Sicherheit ähnlich beengt.
Die von Palisaden umgebene rekonstruierte Siedlung wirkt wirklich wie ein kleines, beschauliches Dorf, fast fühlte ich mich ein bisschen an Asterix und Obelix erinnert. Die Häuser werden liebevoll gepflegt und lassen wohl jeden Besucher dankbar sein, dass er etliche Jahrhunderte später in Komfort leben darf.
Die Häuser wie auch die Kirche erinnern an Fachwerk und der Innenraum der Kirche ist ein gutes Beispiel für die Kräfteleitung in der Statik. Hätte mir das beim Studium jemand so erklärt, hätte ich es wohl leichter verstanden ;)
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Nächste Station im "geschichtlichen Dreieck" war für mich Yorktown, wo eine entscheidende Schlacht im Unabhängigkeitskrieg geschlagen wurde. Dieser Obelisk erinnert an den Sieg über die Briten.
Diese Verzierung schmückt das Eingangstor zur Rekonstruktion am Flussufer. Die Kirche steht noch, ein paar Ausgrabungen werden grad durchgeführt.
Da der Besucher die Befestigung von früher mit den Artefakten nicht wirklich nachvollziehen kann, gibt es dieses Modell zur Veranschaulichung.
John Smith (was für ein Allerweltsname), dem ersten Govenor von Virginia, wurde hier, vor der kleinen Kirche, ein Denkmal gesetzt. Diese Hosen...
Das Kirchchen mit dem kleinen Friedhof zeigt unterschiedliche architektonische Einflüsse und ist das einzige ursprüngliche Gebäude, das da noch steht.
Das Innere (mittlerweile behindertengerecht zugänglich, siehe rechts) ist sehr spartanisch. In die Wände sind Tafeln eingelassen, auf denen Personen gedacht wird, die für die Siedlung wichtig waren. Entlang der Wände sind Glasplatten am Boden eingelassen, die ältere Mauerüberreste zeigen, denn die Kirche wurde im Verlauf von Kampfhandlungen immer wieder zerstört - und wieder aufgebaut.
Im Anschluss zu all der Geschichte habe ich noch das moderne Yorktown besucht. Das Städchen ist ein Lehrbuchbeispiel für das Wort "pittoresk", auch wenn es fast etwas künstlich wirkt. Im November, also off season, war auch nicht so wirklich viel los, nicht viele Lädchen hatten offen. Aber ich war zur richtigen Zeit da: ich hab einen wunderbaren Sonnenuntergang erlebt.
Diese Statue soll die britische Kapitulation zeigen - der geneigte Tourist muss also nicht unbedingt zu den Schlachtfeldern und Ausgrabungsstätten, um einen Hauch Geschichte mitzubekommen. Die Figuren sind auch auf sehr interessante Art gefertigt und mit sichtbaren Schweißnähten zusammengestetzt. Ach ja, lebensgroß sind sie auch ;)
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Am Folgetag war ich dann in Colonial Williamsburg. Die komplette "Altstadt" ist autofrei, man kann nur zu Fuß hin. Es lohnt sich aber absolut, es ist eine kleine Zeitreise. Diese beginnt schon, wenn man das Visitors Center über die Brücke verlässt. Im Bild stellvertretend zwei der Messages, die sich auf der Brücke finden. Wenn man Richtung historisches Zentrum geht, kommt man an folgenden Plaketten vorbei:
1980 - from this date your personal computer is your brainDer Amtssitz des Govenors von Virginia, aus der Zeit, als Williamsburg die Hauptstadt war (Nach Jamestown, vor Richmond, das heute immer noch Hauptstadt ist). Vor der bescheidener als Mount Vernon ausgefallenen Villa befindet sich ein riesiger Park, an beiden Seiten entlang ist eine Art Allee, an der entlang dann Häuser stehen. Man kann sich als Tourist eine Pferdekutsche mieten und den Ort so erleben, wie er wohl irgendwann im 18. Jahrhundert gewesen sein mag.
1954 - from this date you tolerate segregates schools
1940 - from this date you watch no TV
1920 - from this date you accept that women cannot vote
1913 - from this date you pay no income tax and receive no social security
1865 - from this date you know people who own other people
1820 - from this date you cannot travel overland more than 70 miles (112 km) per day
1800 - from this date almoste you eat was raised nearby
1790 - from this date your latest news is more than one week old
(umgekehrte Richtung am Ende des Postings)
Die nicht geteerten, nur teilweise gepflasterten Straßen haben dörflichen Charakter. Die kleinen Häuser auf beiden Seiten stehen zum Teil für Besucher offen, wenn die den Tagespass im Visitors Center gekauft haben. Wenn man sich die ca. 30$ spart, dann darf man immer noch durch die Straßen lustwandeln, kriegt aber keine Belehrungen von den der damaligen Zeit entsprungen scheinenden Schauspielern und darf nicht in die Gebäude. Nicht wenige der hervorragend erhaltenden oder im damaligen Stil nachgebauten Häuser sind aber bewohnt. Die jeweiligen Bewohner bitten dann mit freundlichen Schildern darum, dass die Besucher nicht eintreten, durch die Fenster spähen oder durch den Garten marschieren.
Das erste Capitol von Virginia, von dessen Dachreiter ein eigenartiger Fahnenhybrid weht: die Streifen sind so, wie bei der amerikanischen Flagge, da, wo sich bei dieser weiße Sterne auf blauem Grund befinden, hat diese Fahne einen Union Jack (ja, auf dem Bild nicht erkennbar, drum erzähl ich's).
Auch in diesem historischen Städtchen gibt es Straßenschilder, die an den Kreuzungen Hilfestellung leisten. Die Namen scheinen von frühen Bewohnern abgeleitet zu sein. Aber ganz ehrlich - hier kommt man auch ohne solche Hinweise klar, es gibt eh nur wenig Straßen ;)
Irgendwann war es dann an der Zeit, in die Zivilisation zurückzukehren. Der Weg zu "Peter" war dann mit folgenden Plaketten unterlegt:
1786 - Thomas Jefferson made religion a matter of personal choiceJa, ich hab drüber nachgedacht :)
1805 - Sacagewea led Lewis and Clark to the American West
1837 - Horace Mann inspired a universal thirst for public education
1863 - Abraham Lincoln proclaimed freedom for 3 million enslaved Americans
1879 - Thomas Edision turned night into day
1908 - Henry Ford gave Americans the car keys to everywhere
1928 - Louis Armstrong set America's free spirit to music
1955 - Rosa Parks moved civil Rights to the front of the bus
1961 - John F. Kennedy "Ask not what your country can do for you - ask wht you can do for your country"
NOW - Your Name here - What difference will you make?