Sonntag, 13. Februar 2011

Reisebericht - On the Road with Peter and Olivia

Nein, natürlich habe ich mir drüben nicht auf einmal Reisebegleitung aufgerissen, von der ich bislang niemandem erzählt habe ;) Aber ich habe ja diesen Hang, Dinge zu benamsen. So eben auch den Mietwagen - der bekam den Namen "Peter" (englisch ausgesprochen), weil in der Serie Fringe auch immer wieder ein Ford Edge "mitspielt" und eine der Hauptfiguren, nämlich eben Peter, damit in einer Folge quer durch's Land reist. Dazu passend hat mein Navi, das ich im April aus Kanada mitgebracht hatte und das bis dato namenlos durch die Welt ging, den Namen "Olivia" erhalten - nach der weiblichen Hauptfigur aus Fringe, der toughen Agentin, die auch immer gut dabei ist, die Richtung anzugeben ;)

Der dunkelblaue Crossover in Bildmitte - das ist Peter. Eigentlich gebucht hatte ich ja einen Dodge Charger, sowas, wie hier links im Bild steht. Peter galt allerdings als Upgrade, er ist in der Premium-Kategorie, der Charger hingegen "nur" in Fullsize.

Kraftvoller und eleganter fand ich den Charger schon, auch wenn seine Häufigkeit im Straßenbild eine gewisse Abnutzung der Attraktivität für mich herbeigeführt hat. Die erhöhte Sitzposition von Peter habe ich mir dann doch gerne gefallen lassen, das macht ganz nett Überblick. Und Platz war da drin auch, was zwar für mich als Person nicht sooo wichtig war...

... sich im Kofferraum aber durchaus als vorteilhaft herausgestellt hat *gg* Dieses Bild ist ein paar Tage vor dem Rückflug entstanden, da hatte ich so gut wie alles schon geshoppt. Bis dahin flogen jede Menge einzelne Tragetaschen durch den Kofferraum, im Outlet an der Golfküste Alabamas habe ich mir dann die große Reisetasche in der Mitte gekauft und am Parkplatz mal einfach alles, was lose rumlag, reingepackt. Hat perfekt gepasst. Seltsamerweise hatte ich zwei Tage später, als ich für den Flug gepackt habe, fast etwas Probleme, alles wieder in den beiden Taschen unterzubringen. Im Endeffekt hats natürlich geklappt, aber simpel wär anders gewesen...

So wirklich happy war ich mit Peters Ausstattung nicht, muss ich zugeben. Die Basic Anemities wie Zentralverriegelung, Fensterheber und Klimaanlage waren natürlich da. Dazu noch ein Tempomat, et voila, fertig ist die Ausstattung. Bei Premium erwarte ich mir aber eigentlich Spielereien wie einen Bordcomputer (das Schätzeisen, das sich Tanknadel schimpft, hat genervt!), Regensensor und ähnliches. Nun denn, ich hab auch so 6000 km mit dem Auto runtergerissen und bin im doppelten Wortsinn gut damit gefahren.

Zumindest an Dingen wie Becherhaltern und Ablagen hat es nicht gemangelt. Tut es in Amiautos generell eher nicht, aber wenn an der Ausstattung gespart wird, dann weiß man ja nie ;) Das Automatikgetriebe (gefühlt 6-Gang, aber ich kanns nicht beschwören) war Herr über 265 amerikanische Pferdchen. Die waren allerdings tendenziell eher unwillig bei der Arbeit. Wenn ich sie mit dem Gaspedal mal streng dazu aufgerufen habe, alle an einem Strang zu ziehen, war erst mal ein Aufheulen zu hören, dann tat sich lang nix. In meiner überschäumenden Fantasie habe ich mir dann vorgestellt, wie der Aufseher die Pferdchen einzeln herbeiruft und zur Mitarbeit überredet: "Komm her, Jolly Jumper 17, du wirst auch gebraucht!". Nun ja, Kraft war immer genug da für das 1,8 oder 1,9-Tonnen-Auto, und der Verbrauch hielt sich auch halbwegs in Grenzen: 9,9 l sind verschmerzbar, vor allem bei einem durchschnittlichen Preis von ca. 55 €ct/Liter. Fast 24 Meilen pro Gallone (so misst der Ami) liegt in etwa bei Normverbrauch. Eigentlich hätte ich ihn ja gern sparsamer als Normverbrauch gefahren, aber meine Güte, man kann nicht alles haben ;)

Was man haben kann, ist PLATZ. Das ist die Mittelkonsole, Stauraum unter der Armlehne. Das obere Fach mit den Unterteilungen kann man wegnehmen, dann hat man massig Platz drunter. Wem das immer noch nicht reicht, der kann die Unterteilung rausnehmen und hat dann so viel Platz, dass der Arm quasi bis zur Schulter im Schlund verschwinden kann. Da habe ich meine Technik immer reingeworfen am Ende der Fahrt, meine Süßigkeiten lagen drin, meine CDs - und ich hab nur einen Teil des Platzes genutzt und die Unterteilung nicht rausgenommen. Hab ich schon mal gesagt, dass ich Ablagen mag?

Fahrer und Beifahrer haben ausreichend Platz - alles andere wäre ja unverschämt.

Und dann ist da noch die Rücksitzbank, unendliche Weiten... Ähm, Moment, falscher Film... Aber da war auch reichlich Platz, selbst wenn ich ihn nur für die obligaten Wasserflaschen und meine Jacken verwendet habe.

Ein Blick auf die Armaturen - hier erschließt sich auch, warum das Auto prinzipiell recht sparsam ist: Bei erlauben 70 mph sind wir noch unter 2000 Touren. Ich gebe zu, dass ich mich nicht immer dran gehalten habe - das sind knapp über 110 km/h und wenn man weitere Strecken fährt, dann ist das ein ermüdendes Tempo. Vor allem, wenn alle anderen auch etwa flinker sind. Also hab ich mich bei ca. 75 mph/120 km/h eingependelt und hatte damit keine Probleme. Allerdings wäre natürlich etwas mehr Sparsamkeit des Autos machbar gewesen, wenn ich mich an die erlaubte Geschwindigkeit gehalten hätte. Ansonsten ist hier sichtbar: Absolut rätselfreie Bedienung. Das Einzige, was etwas seltsam daherkam, war der einzelne Lenkstockhebel, der entsprechend etwas überfrachtet war. Licht, Blinker, Scheibenwischer - das alles befand sich an einem Hebelchen links vom Lenkrad. Und ja, ich hab zwei, drei mal ins Leere gegriffen, als ich mit rechts die Scheibe säubern wollte ;)

Hier haben wir nun Olivia. Sie ist ein Gerät aus dem Hause Mio, per se recht brav, wenngleich nicht vollkommen unfehlbar. Ja, ich war da ganz sicher auf der Brücke, schwimmen konnte Peter nicht (nicht, dass ich einen ernsthaften Versuch unternommen hätte, aber im Regen war er weniger gefügig als bei Sonnenschein). Die POIs könnten bei dem Navi besser sein, aber nachdem ich mit den Mietnavis immer die Probleme hatte, dass sie die Satellitenverbindung und damit die Orientierung verloren haben, will ich mich nicht beklagen. Außerdem ist der Preis von 90 Euro der Gegenwert von 2x Navi mieten...

Ganz praktisch an dem Auto waren die Außenspiegel mit ihrem integrierten Weitwinkelspiegel. Zwar fand ich die "Auflösung" des Spiegels, also die Größenarstellung der reflektierten Objekte immer noch etwas grob und ungewohnt, aber ich habe mich zurechtgefunden. Und die kleinen Zusatzspiegel sind sowohl beim Parken als auch auf der Autobahn recht praktisch.

Nun genug zum Auto, sehen wir uns die Straßen an. Was ich am Anfang sehr faszinierend fand mit den ganzen Schildern und fehlenden Leitplanken und ähnlichem, ist mittlerweile recht normal. Man gewöhnt sich an alles. Und nach bald 10000 km auf amerikanischen Straßen wär's seltsam, wenn mich immer noch alles so fesseln würde ;)

Doch ganz spannend fand ich diesen Ausblick auf den Golf von Mexiko. Da fuhr ich über eine laaaange Brücke und fand das Wasser sehr schön. Das war auch so ziemlich der einzige Tag, an dem ich die Klimaanlage anhatte - es hatte fast 30 Grad. Und das am 20. November...

Besagte Brücke über den Golf. Wofür die am Ende einen Hubbel hat, weiß ich nicht... Etwas befremdlich erschien mir, dass es weder Pannenstreifen noch Pannenbuchten gab. die Brücke war doch recht lang, und wer weiß, was da passieren kann. Ich kann mir auch vorstellen, dass fragile Mentalitäten hier ein bisschen Panik bekommen, weil man immer noch gradeaus fahren kann, links und rechts ist Wasser, nirgends kann man stehen bleiben. Und dann gibts da auch noch die Wahnsinnigen, die sich an ihre Wohnmobile das Auto anhängen und damit durch halb Amerika schippern. Anfänglich war das immer so ein Schreckmoment von wegen "huch, Sicherheitsabstand?!", mittlerweile ist auch das ein gängiges Bild für mich.

An was ich mich nicht so wirklich gewöhnen konnte in der kurzen Zeit, und was mir immer wieder ein vermutlich recht debiles Grinsen aufs Gesicht gezaubert hat, waren die Palmen. PALMEN AUF DEM MITTELSTREIFEN! Meine Güte, jeder hat so seinen kleinen Vogel, bei Palmen zwitschert meiner ganz laut *gg*

Eine recht gängige Ansicht waren Palmen am Straßenrand in den Städten, so wie hier in New Orleans. Da finde ich sie auch etwas natürlicher, wenngleich nicht weniger faszinierend.

Ebenfalls nicht von schlechten Eltern was den Staunfaktor anlangt, sind die Leitungen, die grad in kleineren und/oder ärmeren Städten mal einfach so in der Gegend rumhängen. Das hier ist eine Ansicht von Nashville, TN, wo mich die recht offensichtliche Armut (oder Gleichgültigkeit?) in den Außenbezirken doch etwas erschreckt hat.

Das Monsterküken, dessen Schnabel und Augen beweglich sind, steht in Marietta, GA, einer Kleinstadt nördlich von Atlanta. Auch hier sind die überall hin- und hergespannten Kabelein gängiges Bild.

Nein, ich wollte nicht herzeigen, dass ich mal eine Art von Befestigung zum Grünstreifen hin gefunden habe ;) Zumindest nicht primär, mehr gings mir da grad um den etwas bedrohlich wirkenden Himmel. Kurz drauf war ich auch mal wieder im Regen - davon hatte ich relativ viel auf der Reise. Für November betrachte ich das Ganze gesamt aber doch eher als einen Fall von Wetterglück.

Wenn ich jetzt wüsste, wie die es geschafft haben, dieses Schild so zu zerknittern... Aber eigentlich fand ich die Sache mit Louisville und Clarksville da in erster Linie knipsenswert. Dankbar bin ich den Amerikanern auch dafür, dass sie ihren Interstates neben Nummern auch Himmelsrichtungen geben. Zwar fahre ich mit Navi, aber so eine gewisse Basisorientierung versuche ich mir zu erhalten, damit ich nicht komplett planlos bin, falls die Technik mal versagen sollte.

Zum Abschluss noch was fast schon ungewöhnliches - eine Landstraße. Ja, mit Gegenverkehr und so *gg* Das ist ein sehr gemütliches, beschauliches Fahren, und die Tafel mit den Hotels war eines der wenigen Anzeichen dafür, dass ich mich doch in der Nähe von ziviler Infrastruktur befand. Und auf dieser Straße hatte ich auch das einzige gefährliche Erlebnis. Ich bin da knapp über erlaubter Geschwindigkeit dahergeflitzt, als ich ein Auto am Straßenrand stehen sah. Fuß vom Gas, man weiß ja nie. Und auf einmal fängt der Depp an, da umzudrehen! Rasche Abschätzung - bremsen wird sich nicht mehr ausgehen. Also aufs Gas, einen Schlenker um den Opa im Camry gemacht, dem Gegenverkehr ausgewichen und mit Adrenalinschock mal wieder langsamer geworden. Der Alte hätte uns alle umbringen können. Im Spiegel hab ich gesehen, dass er trotz Hupen des Gegenverkehrs weitergemacht hat mit dem Wendemanöver - der hat wohl nichts von alldem mitbekommen...

Das war also mein kleiner Ausflug auf die amerikanischen Straßen. Ach, was freu ich mich schon, bald wieder da cruisen zu dürfen, auch wenn zwischen NYC und DC nicht die perfekten Bedingungen dafür herrschen. Notiz an selbst: Amerikanischer Westen!