Mittwoch, 17. November 2010

Über Regen, Radio und Religion - oder: Ich liebe Alliterationen

Puh, und ich dachte, ich sei in Philly durchnässt worden. Da habe ich im Vergleich zu gestern nur ein paar Tropfen abbekommen. Ein etwa einstündiger Spaziergang in Chattanooga, TN hatte zur Folge, dass ich teilweise nass bis auf die Haut war, und das, obwohl ich mit Turnschuhen (durchweicht), Regenjacke und Regenschirm unterwegs war. Ich habe regelrecht getropft und habe mich dann umgezogen. Sachen waren eh alle im Auto, da ich grad auf dem Weg zwischen Hotels war. In Geistesgegenwart hatte ich in einer Garage geparkt, was für's Umziehen nicht unpraktisch war. Und nein, ich wurde nicht wegen Erregung öffentlicher Erregung festgenommen, sondern habe mich unbeobachtet neu gewandet.

Als ich dann so im strömenden Regen von Chattanooga nach Lynchburg gefahren bin, um mir dort die Destillerie von Jack Daniel's anzusehen, kam - SEHR passend - folgender Song im Radio:


(frisky heißt übrigens "munter, ausgelassen", obwohl ich auf etwas anderes getippt hätte ;)

Country ist ja nicht so ganz mein Ding, zumindest nicht für längere Zeit, aber hier in der Gegend muss man sich fast damit anfreunden, weil die Classic Rock-Stations etwas dünn gesäht sind, und man dafür etwa 5 Sender mit Country bekommt. Beschäftigt sich halt mit Alltagsproblemen. Der etwas uniforme Klang ist etwas ermüdend für mich. Aber eigentlich ist es keine schlechte Musik für "on the road", außer dass ich bei den meisten halt nicht mitsingen kann, weil ich sie nicht kenne. Bzw. halt erst beim zweiten Refrain mitsingen kann, weil bis dahin kenn ich das Lied ja ;)

Radio ist hier überhaupt so eine Sache. Es gibt unzählige Stationen, oft mit eher geringer Reichweite. Besonders gern höre ich Classic Rock, davon gibt es recht viel, meist am oberen Ende der FM-Skala. Da werden Dinge gespielt, die man bei uns eher selten hört, die aber absolute Klassiker sind. Auch immer wieder gerne genommen ist "informatives Radio", so nenne ich für mich Sende, die sich mit Themen und Problemen beschäftigen und sich mit Experten unterhalten. Die spielen kaum Musik, und wenn, dann zwischendurch mal etwas Jazz oder Klassik. Ansonsten wird gesprochen und informiert, und das ist auch sehr interessant. Die Sender, über die ich immer drüberschalte, sind jene mit R&B, Rap und aktuellen Hits - passt für mich nicht zum Autofahren.

Eine Besonderheit, die mir erst hier im Süden aufgefallen ist, sind christliche Stationen. Vielleicht gibt es die weiter nördlich wirklich nicht, oder sie haben sich einfach nicht in mein Bewusstsein gebohrt. Auf alle Fälle gibts davon sehr viele, was auf einen gewissen Bedarf hindeuten könnte. Da wird dann endlos über Gott und Jesus (Dschiisas) gesprochen und die Musik ist sehr edukativ in dieser Hinsicht... Fast etwas beängstigend das Phänomen. Aber es gibt sogar eine eigene Musikkategorie für Leute, die religiöse "moderne" Musik machen: Christian Performers. Und die sollen hier in der Music Hall of Fame auch eine eigene Abteilung haben. Ist also scheinbar echt wichtig hier...

Andererseits gibt es hier auch wirklich viele Kirchen. Sie stehen teilweise in Reihen entlang der Straße, schier unfassbar. Zumindest für einen Atheisten wie mich ist das nicht wirklich erklärbar. Aber wie sage ich immer wieder: "Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir noch nicht wissenschaftlich erklären können" - das hier gehört dazu, zumindest für mich ;)

Edit: Da hat's doch leise in meinem Hinterkopf geklingelt, und ich hab mal Wikipedia befragt. Siehe an, ich bin im BIBLE BELT! Vor einigen Tagen hatte ich auf Twitter noch gemeint, dasss ich das nicht sei, aber da zeigt sich meine persönliche Uninformiertheit - ich hatte den eher bei Utah und Ohio vermutet...