Donnerstag, 15. April 2010

May I present: Ida!

(please pronounce “Ei-da”)
Wie mein Mietauto zu seinem Namen kam, wie es aussieht und was wir erlebt haben - das alles steht in diesem Beitrag. Und der ist dieses Mal etwas anders aufgebaut: Die Fotos sind locker eingestreut, dann und wann bezieht sich ein Absatz auf das Foto drunter, das muss aber nicht so sein. Also, dann mal los:

Nach einer Odyssee durch den Flughafen von Toronto (so blöd beschildert, und noch blöder aufgebaut) kam ich ziemlich erledigt bei der Mietwagenstation an. Der gelangweilte Angestellte bot mir ein Upgrade an, das ich abgelehnt habe, und fragte lapidar: “Do you need a GPS?”. Ich habe ihn darauf verwiesen, dass ich eines gebucht habe, und drum auch eines möchte, woraufhin er aus dem Hinterzimmer eines hervorkramte - dasselbe Modell wie jenes, das mich bei meinem letzten Abenteuer schon schmählich im Stich gelassen hat. Irgendwie hatte ich damit gerechnet….

Ich musste dann mit einem Zettel und dem Navi in der Hand zu einem anderen Counter marschieren, wo der ebenfalls nicht besonders motivierte Angestellte meinte, ich solle mir einfach von denen dort drüben eines aussuchen, Schlüssel steckt. Er verwies auf eine Reihe von Nissan Versa in unterschiedlichen Farben. Eigentlich wollte ich ja den blauen, aber der stand so doof, dass eine Säule das Öffnen des Kofferraums verhindert hat. Also habe ich der Einfachheit halber den weißen ganz am Ende genommen und mich aus dem Parkhaus geschlängelt. Draußen hat mich dann schon mal das Navi im Stich gelassen. Mir scheint, es wollte sich beliebt machen… Dank der besch….eidenen Beschilderung des Flughafens habe ich auch nur über Irrwege auf die Autobahn gefunden. Dann lief aber alles problemlos.

Zu meinem Bedauern musste ich entdecken, dass diesem Auto so ziemlich alle Features fehlen, die ich gewohnt bin. Kein Regensensor, kein Lichtsensor, kein Bordcomputer, kein Tempomat – “no frills” sozusagen. Da habe ich schon kurz bedauert, dass ich mich gegen was Besseres entschieden habe. Aber da ich ja immer noch Auto fahren kann, bin ich natürlich auch so klargekommen ;)

Da kanadische Motorways auf 100 km/h beschränkt sind, haben auch andere Nachteile wie die mangelhafte Dämmung und das schwammige Fahrwerk keine Rolle gespielt. Und eines muss man dem Auto lassen: es hat mich problemlos überall hingebracht. Die Tankanzeige hat sich zwar als veritables Schätzeisen erwiesen, und “vollgetankt” ist ein ziemlich relativer Begriff für die Mietwagenstation, aber ich habs geschafft, das Auto nicht leer zu fahren, obwohl es einmal SEHR knapp war. Aber Ida kann ja nichts dafür, dass die Service Stations entlang des Highways geschlossen waren, und auf einmal ein Schild “Next fuel 47 km” auftauchte, der Tank aber schon auf Reserve war. Das Navi war natürlich nicht hilfreich, und ich musste mich ein paar Kilometer überland durchschlagen, bis ich eine Esso-Station gefunden habe. Dann war aber alles wieder gut.

Abgesehen vom Verbrauch: geschätzte 8 l zieht das Auto durch. Ganz schön viel für einen Kompakten mit 122 PS und ohne Verbraucher außer Radio und Licht. Wenn ich mir ansehe, dass der Maxima mit über dem 2,5-fachen der Leistung und wesentlich mehr Gewicht auch nur 0,5 l mehr genommen hat, ist das definitiv zu viel. Auch wenn diesem Motor Normal genügt hatte und MÄX Premiumsprit wollte. Aber kein Wunder, dass Ida so viel Sprit nimmt, wenn sie bei 110 schon auf 27xx Touren ist...

Und wie kam der Versa nun zu seinem Namen? In Europa war dieses Auto unter dem Namen “Tiida” erhältlich. Also erste Silbe kürzen und den Rest englisch aussprechen - und schon kommen wir auf “Ida”. Dass das auch mal ein Hurrikane war .who car(es)? Dass dem Tiida hierzulande kein Erfolg gegönnt war, wundert mich offen gestanden nicht wirklich. Das Auto ist nämlich schon ein SEHR simples Konstrukt. Der Rotstift hat Regie geführt, deutlich sichtbar. Eigentlich wollte ich hier ja die witzige Zahlenkombi fotografieren, aber man sieht auch die Materialien recht gut.

Man kann aber auch zu sehr sparen: eine Kontrollleuchte, die anzeigt, ob das Licht an ist, wäre nicht zu viel verlangt, denke ich.

Der Kofferraum ist aber ganz ok, wenngleich der Zugang etwas blöd ist, vor allem durch die schmale Öffnung unten.

Das Garmin Navi hat mich wieder mal ziemlich in den Wahnsinn getrieben. Dieses Mal habe ich es mir aber einfach gemacht, bin in den nächsten Elektroladen und hab mir dort das billigste Navi mitgenommen. Kam mit Steuer auf 113 Dollar, also nicht mal 90 Euro. Auf die Idee hätte ich eigentlich beim ersten Mal schon kommen können - mir einfach drüben eines zu kaufen statt zu mieten und mich zu ärgern. Das Mio funktioniert auch wesentlich besser und zuverlässiger, auch wenn die POIs nicht so gut sind. Dafür sind sie aktuell, was auch nicht zu unterschätzen ist.

Wie die meisten Ami-Autos hat auch dieses eine ganz bestimmte Aufschrift: "Objects in the mirror are closer than they appear". Und ich glaube, ich habe ENDLICH begriffen, was damit gemeint ist. Denn tatsächlich sind die Objekte viel weiter weg als es im Spiegel aussieht. Allerdings ist der beifahrerseitige Außenspiegel anders "aufgelöst" als der Innenspiegel oder der Außenspiegel auf der Fahrerseite. Die Sachen, die in diesem Spiegel zu sehen sind, sind tatsächlich kleiner, weswegen sie im Vergleich weiter weg aussehen. Überhaupt sind die Spiegel der Amerikaner irgendwie seltsam. Sie sind irgendwie verwaschener, weniger klar, haben kein sauberes Bild. Und dadurch ist die Abschätzung der Entfernungen irgendwie schwieriger, ganz generell. Aber es hilft natürlich auch, vorsichtiger zu fahren, weil man sich nie ganz sicher sein kann.

Hier erahnt man eventuell etwas von der Spiegelkraft des Dings - da hatten keine paar Autos hinter Ida Platz. Aber eigentlich gings mir ja darum, dass wir hier in der Tiefgarage einem MÄX begegnet sind :)

Die Rückgabe war wie schon die Übernahme ebenfalls kein Ruhmesblatt. Dem Angestellten fiel die fehlende Radkappe auf, die mich in Kingston überholt hatte. Ein netter Passant hat die für mich gerettet, und sie lag seither im Kofferraum. Ich habe darauf verwiesen, dass ich nichts dafür kann – mal sehen, was jetzt in weiterer Folge passiert. Selbstbehalt habe ich nämlich keinen laut Vertrag. Mein Verweis auf die mangelhafte Qualität des Navis versandete total – nicht mal ein Schulterzucken oder ein “Sorry” - GAR KEINE Reaktion. Das fand ich schon etwas fragwürdig. Tja, ist halt nicht Amerika hier.

Alles in allem war Ida eine nette Begleiterin für meinen Trip, auch wenn mir essentielle Features gefehlt haben. Aber: you get what you pay for. Und mit 200 Euro für eine Woche inklusive Navi habe ich einen guten Preis bekommen. Die 40 Euro Aufpreis, die das Navi kostet, habe ich im Übrigen reklamiert. Vielleicht bekomme ich sie ja tatsächlich erstattet. Falls nicht habe ich zumindest Ärger gemacht ;)