Am Gründonnerstag ging es ins Prätorium. Ähnlich wie bei den Römischen Ruinen Am Hof in Wien sind die Überreste des Sitzes des römischen Statthalters im Keller eines Hauses zu besichtigen.
Neben Modellen damaliger Gebäude sind auch Faksimile von alten Karten des frühen Köln (damals Colonia Claudia Ara Agrippinensium, abgekürzt CCAA) zu sehen. Pläne von früher finde ich immer sehr spannend, vor allem, wenn es darum geht, sie mit den heutigen Gegebenheiten abzugleichen.
Spannender aber sind die Mauerreste, die nach dem 2. Weltkrieg bei Wiederaufbauarbeiten gefunden wurden. Rasch wurde erkannt, dass es sich um den Statthaltersitz aus dem 4. Jahrhundert nach Christus handelte. Entsprechend wurden diese erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Etwas in meinen Augen ganz Besonderes stellt dieser Riss dar - es ist ein Erdbebenschaden (und nicht, wie man vermuten könnte, Fehlkonstruktion). Es gibt eine Rüttelplatte auf der Galerie direkt vor dem Riss, auf der der Besucher die Stärke des Bebens nachempfinden kann.
Ein paar Bilder, die grob der Lage des Prätoriums entsprechen und die Zerstörung nach dem 2. Weltkrieg zeigen. Das Gerippe im mittleren Bild ganz links ist der der zerstörte Turm des Rathauses, von dem ich im vergangenen Posting erzählt habe. Auch das Maß der Beschädigung am Dom ist nicht ohne... Solche Bilder zeigen mir immer wieder, wie froh wir sein können, dieses Grauen nicht miterlebt zu haben.
Auch wenn es irgendwie ein bisschen dünkelhaft sein mag, aber mich erstaunt immer wieder, was für gerade Mauern in welch hoher Qualität damals schon gebaut werden konnten. Das "Mobile" in der Mitte zeigt eine kleine Stratographie - eine hübsche Verdeutlichung davon, in welcher Schicht was gefunden wurde.
Ein Grund- und Aufriss des riesigen Baus. Das Bild über diesem zeigt etwas weniger als einen der Flügel. Für damalige Verhältnisse sicher kollossal. Da Köln allerdings eine Grenze des Römischen Reichs Richtung Germanien darstellte, war es natürlich wichtig, an dieser Stelle Präsenz zu zeigen.
Dieses Bild zeigt, mit wie vielen verschiedenen Steinarten, -größen und -formen gearbeitet wurde. Es sind an mehreren Stellen am gesamten Bau auch spätere Flickarbeiten zu erkennen, die sich sowohl von den Steinen her als auch von der Art des Einsetzens und der Verfugung vom Ursprungsmauerwerk unterscheiden.
Fasziniert hat mich, wie glatt die Fläche war. Die wirkte so, als ob man Rollschuh drauf laufen könnte, ohne hinzufallen. Wenn ich mich recht entsinne, handelte es sich hierbei um einen Abwasserkanal.
Das Tonnengewölbe, das sich über die Ruinen zieht, ist an dieser Stelle haargenau ausgemessen - das hätte kein bisschen tiefer angesetzt sein dürfen...
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Ein weiterer Museumsbesuch hat mich in das EL-DE-Haus gebracht, das ehemalige Gestapo-Hauptquartier aus dem 2. Weltkrieg, das mit nur geringster Restaurierung heute noch an die Schrecken erinnert, die sich dort vor nunmehr fast 70 Jahren abgespielt haben.
Obwohl logisch kaum zu erfassen, konfrontiere ich mich doch immer wieder mit den Gräueltaten während des Nationalsozialismus, nicht zuletzt in der Hoffnung, Dinge besser verstehen und eventuell künftig deren Wiederholung mitverhindern zu können. Der Erbauer, Leopold Dahmen, dessen Insignien das Haus auf der Außenseite zieren, hat wohl nicht vermutet, dass das als Wohngebäude geplante Haus 1935 von der Gestapo beschlagnahmt und so grausam umfunktioniert werden würde.
Abgang ins zweite Kellergeschoss, in dem sich ein Bunker befindet. Während der Angriffe zogen sich die Gestapo-Leute dorthin zurück, während die Gefangenen in ihren Zellen verbleiben mussten.
Die vielen Glastafeln mit ausführlichen Texten, Faksimiles, Grundrissen und Bildern schildern ausführlich den Schrecken, durch den die zahllosen Gefangenen an diesem Ort gehen mussten. Die Informationsflut allein schon im Keller, wo sich die Zellen befanden, ist überwältigend und viel zu umfangreich für einen Besuch.
Blick in eine der Zellen, die alle mit Glaswänden abgeschottet sind. An den Wänden sind noch Inschriften zu sehen, die verzweifelte Gefangene hinterlassen haben. Mit ca. 5 m² waren die Zellen ziemlich klein. Gedacht waren sie für 2 oder 3 Insassen, gegen Ende des Kriegs wurden sie drastisch überbelegt, um der wachsenden Anzahl an Gefangenen Herr zu werden. Die Pritschen (Halterung noch zu sehen) wurden entfernt und jede noch so geringe Annehmlichkeit mit ihnen.
Die dicht an dicht geschlagenen Türen lassen vielleicht etwas besser erkennen, wie winzig die Zellen waren. Leider war kein Bild einer ganzen Zelle möglich, das ging sich vom Winkel her nicht aus.
Die einzige Toilette im Untergeschoss. Sie musste für alle Insassen der mindestens 10 Zellen, die ich gezählt habe, ausreichen. Es müssen grauenhafte Zustände gewesen sein...
Im Erdgeschoss ist der Empfang, ein Mulitmediabereich und die Bibliothek. In den zwei zugänglichen Obergeschossen ist eine Ausstellung zum 2. Weltkrieg und Nationalsozialismus. Die Wände sind in etwa der Farbe gehalten, die sie damals hatten, alles ist karg und schmucklos. Ein bisschen kann man sich vorstellen, wie das damals gewesen sein muss....
Die Ausstellung hat eine Zeitlinie nach Jahren gegliedert (am Boden zu sehen). Bei jedem Jahr hängt eine Glastafel, die vorne und hinten voll mit Informationen ist, was in jener Zeit geschehen ist. Für mich ist immer noch das Holocaust-Museum in Washington DC jenes Museum zur NS-Schreckensherrschaft, das mich am tiefsten berührt und die Beklemmung am besten transportiert. Die Kölner sind aber auch gut dabei....
Bilder wie dieses, das Soldaten vor dem dem Dom zeigt, sind wohl für junge Menschen greifbarer als viele der anderen Inhalte, weil den Dom wohl jeder kennt. Und keiner kann (und will) sich vorstellen, wie der Domvorplatz vom Hitlers Truppen statt Touristenhorden wimmelt.
Propaganda-Material, das aufzeigen soll, wie gut es Behinderten im Gegensatz zu hart arbeitenden Menschen geht bzw. wie viel vom Steuergeld für die Erhaltung von unwertem Leben aufgewandt wird. Propaganda konnte Hitler, keine Frage. Es ist immer wieder erschreckend. Wer weiß, ob ich in der damaligen Zeit, unter dem furchtbaren Umständen, nicht auch darauf eingestiegen wäre. Ich hoffe immer, dass ich trotz allem über den Tellerrand geblickt haben würde, aber mir ging es noch nie schlecht...
Blick auf das Abbild des Justizgebäudes und das Gebäude selber. Ende der 70er wurde hier dem Leiter des Gestapohauses der Prozess gemacht. Besser spät als nie...
Bild des Innenraums einer zerstörten Synagoge. Ich muss gestehen, dass mir das auf bestimmte Art näher geht als zerbombte christliche Kirchen, denn das ist ritualisierte Zerstörung durch deutsche Soldaten. Die im Krieg beschädigten christlichen Kirchen, in Deutschland wie in Österreich, waren indirekt eine Folge von Taten wie dieser. Obwohl ich entsetzt bin, wenn ich Bilder der Zerstörung von nun wieder aufgebauten Kirchen sehe - das war anders.
Verdeutlichung der Routen zu den Konzentrationslagern. Ich glaube, diese industrialisierte Vernichtung von Menschenleben ist einer jener Aspekte, mit denen ich am wenigsten zurechtkomme bei der ganzen Aufarbeitung des 2. Weltkriegs.
Eine Postkarte als Lebenszeichen - ein kleiner Lichtblick in all dem Grauen des Kriegs.
Und noch ein Bild der Zerstörung. Die Brücke steht heute wieder, in ihrer alten Form. Der Dom ist zwar immer irgendwie eingerüstet, aber auch der wacht immer noch über den Rhein. Das heutige Bild ist irgendwie schwer mit diesem in Übereinstimmung zu bringen, oder?