Mittwoch, 26. Mai 2010

Reisebericht Kanada - Ottawa

Herzlich willkommen in Ottawa, der Hauptstadt Kanadas. Oder soll ich sagen, dem Hauptstädtchen? Irgendwie teilt Ottawa das Schicksal von Bonn: es war eine politische Entscheidung, diesen nicht besonders aufregenden Ort zur "capital city" zu machen. Und analog zum ehemaligen deutschen Bundeshauptdorf gilt: "Halb so groß wie der Friedhof von Chicago, aber doppelt so tot". Ok, fairerweise muss man sagen, dass ich an einem der höchsten Feiertage überhaupt vor Ort war - Ostersonntag. Abgesehen vom 25.12. ist das so ziemlich der einzige Tag, an dem alles so konsequent geschlossen ist. Nun ja, eigentlich ein Fall von SSKM, aber irgendwie wars schon gespenstisch. Über eine Sache konnte ich mich auf alle Fälle hier nicht beklagen...

... nämlich über das Wetter. Das war HERRLICH. Fast 20 Grad und kaum ein Wölkchen am strahlendblauen Himmel. Da kommen außergewöhnliche Perspektiven gleich noch mal einen Tick besser.

Hierbei handelt es sich nämlich (schon wieder) um eine Kathedrale Notre Dame. Ist zwar nicht besonders imposant, aber architektonisch ziemlich interessant, finde ich.

Besonders gut gefallen haben mir die metallverkleideten Türme und Details.

Wie man hier sieht, ist auch an der Seite Metall verarbeitet. Schön finde ich auch das Metallkreuz am Seitenschiff.

Ha, man fasst es kaum, ich hab doch noch eine Reflexion gefunden!

Da die Stadt ziemlich klein ist, habe ich es geschafft, für Nachtfotos noch mal an diese Stelle zurückzukehren. Hier gefallen mir vor allem die beleuchteten Türme.

Nicht nur in Montreal, sondern auch in Ottawa wird Kunst im öffentlichen Raum groß geschrieben:

SEHR groß, wie man hier anhand des Größenvergleichs mit Passanten sieht. Diese Riesenspinne fand ich ziemlich spannend, vor allem, wenn man sich die winzigen Auflagepunkte ansieht. Steht übrigens genau gegenüber der Basilika.

Oder auch den "Bauch" voller "Eier" - das wird langsam fast etwas alptraumhaft. Leider gabs kein beschreibendes Schild, aber sprechen Arachniden nicht für sich, selbst wenn sie zusammengeschweißt sind?

Das Gebäude rechts mit der roten Beleuchtung im Glaskobel ist die National Gallery of Canada - ein Kunstmuseum. Aber eigentlich wollte ich hier - mal wieder - das Licht herzeigen.

Auf der Sparks Street, DER Einkausstraße in Downtown, war das der lebendigste Anblick. Ich bin mir sicher, dass es des Sommers dort nett zu geht, aber am Ostersonntag war dort exakt tote Hose. Da war quasi NIEMAND. Es war fast so, als ob ich als Einzige eine Katastrophe überlebt hätte oder so. Auch mal eine spannende Erfahrung :)

Auch die Geschäftswelt in Downtown mit Glasfassaden war wie ausgestorben. Ok, das wundert mich nicht weiter, das dürfte wohl an Sonntagen immer so sein. Generell wirkt das Geschäftsviertel wie eine mittelgroße amerikanische Stadt, die fast schon krampfhaft modern sein möchte, aber dennoch ihr historisches Erbe nicht abschütteln kann.

Erbe zum Beispiel im Form dieses Gebäudes, des Parlaments, das - seltsamerweise - so ziemlich der lebendigste Platz war. Hier von der Basilika aus gesehen.

Dieses seltsame Türmchen gehört zum East Block des Parlaments. Wie man sieht, ist die Architektur hier eher alt und verspielt - das hat einen ganz eigenen Charme, finde ich.

Selbiges gilt für den Westblock, der auch eher viktorianisch anmutet. Der strahlende Sonnenschein hat das Fotografieren nicht unbedingt leichter gemacht, muss ich gestehen. Klar, trübes Wetter kann auch nichts, aber wenn die Sonne so stark scheint, hat man irgendwie auch kein wirklich tolles Licht.

Kleines Perspektivenspiel mit dem Tor, dem Hauptgebäude des Parlaments und dem dazugehörigen Turm.

Das hier ist die Centennial Flame, eine Flamme in einem Springbrunnen, die an das 100-jährige Bestehen der Kanadischen Konföderation im Jahr 1967 erinnert. Die "Plaketten" im Brunnen tragen die Wappen der Provinzen. Das Ganze steht symbolträchtig zwischen den drei Parlamentsgebäuden.

Nahaufnahme des Peace Towers, der sich in der Mitte des Parlament-Hauptgebäudes mit vielen verspielten Details und Wasserspeiern erhebt.

Eigentlich kennt man solche Fenster ja von Kirchen. Was ich noch nie gesehen habe, waren gotische Fenster mit Vorhängen. Oder ich habs zumindest noch nie wahrgenommen.

Fehlt doch eigentlich nur noch Buntglas, oder? Wäre aber für ein gesetzgebendes Gebäude vielleicht nicht so angemessen. Eigentlich wollte ich die Gratistour mitmachen, die angeboten wird, aber leider war ich gegen drei dafür schon zu spät und habe keine Platz mehr bekommen. Schade, denn ich hätte es spannend gefunden zu erfahren, wie Kanada gelenkt und regiert wird. Von den sicher interessanten architektonischen Anblicken mal ganz abgesehen.

An der Rückseite, zum Steilufer hin, steht dieser sehr verspielte Anbau. Irgendwie musste ich dabei spontan an die Mexikokirche in Wien denken... Wegen der verpassten Führung kann ich nun auch leider nicht mit Details dienen, wofür das Dingens gut ist. Ich hätte es schon gerne gewusst..

Eigentlich ist Kanada immer noch Teil des British Commonwealth (und bislang ist mir noch NIE aufgefallen, dass das eigentlich "Gemeinschaftswohlstand" heißt...). However: Hier reitet Queen Elizabeth in einer jüngeren Abbildung ihrer selbst im Park zwischen Parlament und Fluss.

Ja, genau diesem Strom, dem Rideau River. Was man hier am anderen Ufer sieht, ist das Zivilisationsmuseum, vermutlich das beste Museum, in dem ich je war. Und ja, die Museen stehen noch auf meiner ToDo-Liste :)

Ein Kriegsdenkmal - eine Hauptstadt muss sowas haben. Damit man Platz und Material spart, schmeißt man halt mal eben mehrere Kriege in ein Denkmal - wer wird denn kritisch sein :p

Hinter der National Gallery (hochscrollen - Spinne!) ist ein Hügel, von dem aus man hübsche Fotos machen kann. Den habe ich todesmutig mitten in der Nacht bestiegen - sozusagen. Mutig deswegen, weil es da genau null Beleuchtung gibt, und ich darauf angewiesen war, mir meinen Weg zu ertasten. Damit keiner unterfällt, stand da auch ein Zaun, mit Spitzen versehen, damit sich auch keiner traut drüber zu klettern. Tja, meiner Jacke war das recht wurscht, die hat sich in einem dieser Dinger verfangen, und als ich grad besonders schwungvoll war, um ein ganz tolles Foto zu machen, hörte ich nur ein lautes "RATSCH" - von der seitlichen Eingrifftasche ist die Windjacke nach oben und unten ordentlich eingerissen. Nun ja - es hätte schlimmer kommen können. Die Bilder waren dieses Opfer aber wert. Hier zwei Exemplare:

Das Parlament von "halb hinten" inklusive Rideau-River.

Und die Alexandra Bridge, die die Hauptstadt Ottawa mit der Partnerstadt Gatineau verbindet - oder auch Ontario mit Quebec.

Als kleinen Vorgeschmack auf die Niagara-Fälle habe ich die Rideau Falls besucht, die sich vom gleichnamigen Kanal in den ebensolautenden Fluss ergießen:

Nun ja, besonders hoch oder imposant sind sie nicht, muss ich zugeben. Aber schön, wie sich hier die untergehende Sonne in der Farbe des fallenden Wassers wiederfindet.

Und obwohl sie nicht wirklich hoch sind - das Wasser hat einen ordentlich Zahn drauf. Da möcht ich nicht unbedingt drunterstehen und duschen...

In direkter Nähe (die Fälle sind rechts des Bilds) steht diese stilisierte Weltkugel mit Adler, die mich an ihre Pendants in NYC erinnert hat. Auf den Wänden links und rechts stehen Namen - die Namen von Gefallenen im 2. Weltkrieg. Wir haben es hier also mit einem weiteren Kriegsdenkmal zu tun.

Zum Abschluss möchte ich noch den Sonnenuntergang zeigen, der für tolles Licht gesorgt hat. Ganz so orange war er nicht *gesteh*, das hat das Sonnenuntergangsprogramm der Kamera gezaubert. Aber sieht doch fast so aus, wie man es kitschigerweise kennt ;)

Obwohl ich das pralle Leben in Ottawa durchaus vermisst habe, war das wohl die Stadt, die mir auf meinem Trip am besten gefallen hat. Es könnte auch am schönen Wetter liegen, oder daran, dass ich hier fast 800 Fotos gemacht habe ;) Ottawa hat jetzt zwar touristisch nicht so viel zu bieten, aber einen zweiten Tag hätte ich locker noch mit Dingen füllen können, wenn ich's draufangelegt hätte. So habe ich mir die interessantesten Sachen rausgepickt und damit eine tolle Zeit verbracht.

Montag, 17. Mai 2010

Reisebericht Kanada - Montreal, die Stadt

Willkommen zu meinem Streifzug durch Montreal. Diese Stadt war die einzige auf meinem Trip, die in Quebec und somit im französischsprachigen Teil Kanadas lag. Da mein Französisch eher eingerostet ist, und ich auch mit der französischen Mentalität nicht immer ganz warm werde, war ich gespannt, wie es hier werden würde. Nun ja, sagen wir mal so: dem gängigen Bild der Franzosen verpassen die Frankokanadier keine Politur im positiven Sinne :D

Und ja, somit ist dieses Bild durchaus auch eine passende Aussage zu meiner Wahrnehmung.

Der zart knospende Frühling hat die Pein aber etwas gelindert. Viel farbenfroher wurde es auf der ganzen Reise nicht - trübes Wetter und sich noch im Winterschlaf befindliche Vegetation haben hier "brav" ihren Teil geleistet.

Diese Depanneurs gibts immer wieder. Auch wenn mir die Deutung von "Beheber kleiner Pannen" gut gefallen würde - mit Autos haben die nichts zu tun. In Kanada bezeichnet man damit kleine Geschäfte, die lange Öffnungszeiten haben und somit in gewissen Notfällen behilflich sein können.

Als eines der Highlights haben die Reiseführer die Ile Sainte Helene angepriesen. Eigentlich besteht Montreal generell nur aus Inseln, diese hier ist aber eher klein und von der Stadt aus nur über Brücken oder mit der U-Bahn erreichbar. Sie ist ein Freizeitparadies bzw. wird als solches angepriesen - im Sommer wohl zu recht.

Hier mal ein Übersicht - mit herzlichem Dank an Googlemaps, wo ich mir das Satellitenfoto ausgeborgt habe. Was ich nicht wusste, und auf der Karte auch nicht zu sehen war - man kann die Insel gut befahren mit dem Auto, es gibt sogar massig Parkplätze. MASSIG! Alle grauen Flächen links und ganz oben sind Parkplätze. Der Freizeitpark, der sich im Norden befindet, hatte leider geschlossen. War ja nicht anders zu erwarten... Betreten habe ich die Insel auf Höhe des Schwimmbades, dann bin ich einmal rundum marschiert.

Dieser Blick auf die Stadt bietet sich vom "linken" Ufer aus.

Wofür an dieser Stelle ein Leuchtturm nötig ist, weiß ich nicht, aber da steht er nun, ziemlich dekorativ ebenfalls am westlichen Ufer.

Diese Brücke, die ein wenig an die Queensboro Bridge in NYC erinnert, steht relativ weit nördlich, aber noch südlich vom Vergnügungspark, der sich hier rechts von meiner Position befindet.

Da haben wir die Attraktionen des Parks auch schon. Die Achterbahnen haben durchaus so ausgesehen, als ob ich Spaß dran haben könnte. Aber es war halt leider zu. Was aber wirtschaftlich wohl auch besser war, denn ich bin auf dieser Insel keinem einzigen Menschen begegnet. Ich war mutterseelenallein. Zwei Autos sind vorbeigefahren, aber kein einziger Mensch ist dort spazieren gegangen. Es war fast so, als ob die Welt untergegangen wäre, und ich es nicht mitbekommen hätte. Spooky!

Das hier wäre eigentlich ein Rosengarten - wenn er denn schon geblüht hätte. Ist sicher hübsch dort im Sommer. Oder halt in den zwei, drei Monaten, in denen es da oben nicht kalt ist *gg*

Neben dem Vergnügungspark ist wohl die Biosphere einer der Hauptanziehungspunkte. Hier ist ein Museum zuhause, aber da Biologie nicht so ganz mein größtes Interesse ist, habe ich es ausgelassen.

Die Konstruktion fand ich aber interessant. Ist übrigens ein Überbleibsel der Weltausstellung von 1967.

Auch hier befindet sich Kunst, wenngleich dieser Stein ebenfalls nicht beschrieben ist, und ich somit nicht weiß, was genau mir das Ding sagen will. Auf dem Satellitenbild findet man dieses Ding übrigens rechts im unteren Drittel, knapp über der Brücke.

Man kann die Kugel sogar vom westlichen Ufer aus sehen, wenngleich sie sich da bemüht, mit den Bäumen zu verschmelzen.

Zurück am Festland, sprich einer so großen Insel, dass sie als Insel nicht wirklich wahrnehmbar ist:

Ein imposantes Gebäude gegenüber dem Musée Mc Cord. Es gehört, soweit ich mich entsinne, zur Musikuniversität.

In Vieux Montreal, der Altstadt, stehen alle Gebäude, die fürs Regieren und Verwalten zuständig sind. Das im Bild befindliche Rathaus ist grade in Renovierung begriffen, und damit der gemeine Tourist nichts verpasst, ist es mit einem Bild seiner selbst verhüllt. Fand ich nett. Hier kann man auch erkennen, dass Montreal eine recht hügelige Stadt ist.

Nicht nur hier, sondern auch an einigen anderen Stellen wirkte es durchaus so, als ob man eine Zeitreise gemacht hätte. 100 Jahren waren meist locker drin, gefühlsmäßig. Wenn da halt die Autos nicht wären...

Noch mal ein Beweis für die Steigungen, die es in Montreal geben kann. Sieht aber irgendwie viel weniger steil aus, als es tatsächlich war... Von der Säule aus guckt übrigens Nelson in die Lande. Ok, eigentlich mehr oder weniger auf den Mont Royal...

Auch Montreal hat eine Chinatown, und die ist auch deutlich gekennzeichnet. An allen Ein- und Ausgängen gibt es diese großen Portale, damit man sich auch wirklich nicht darüber im Unklaren sein kann, wo man denn gerade ist.

Und mitten in Chinatown habe ich dieses Haus gefunden, das mich stark an Europa erinnert hat - an Bamberg mit seinen vielen Fachwerkhäusern im Speziellen. Wie das wohl hierher gekommen sein mag?

In der Nähe meines Hotels bin ich dann noch über das hier quasi gestolpert. Was wie ein gewöhnlicher Kanaldeckel aussieht, ist eigentlich recht hübsch designt. Und besonders aufgefallen ist mir eben, dass dieser "Bell"-Deckel direkt beim "Centre Bell" in den Boden eingelassen ist. Die anderen Kanaldeckel in der Stadt sehen meist anders aus - ich hab extra geschaut ;)


Wie man sieht, ist Montreal nun wirklich nicht besonders aufregend, wobei es eventuell im Sommer mit grüner Vegetation und etwas mehr Sonne doch noch recht hübsch sein könnte. In meinen Augen hat man aber nichts verpasst, wenn man nie dort war.