Regelmäßigen Besuchern ist es wohl aufgefallen - hier ist etwas anders: es fehlen viele Beiträge und es kommt nichts neues mehr dazu. Das möchte ich nicht ohne Erklärung so stehen lassen, weil ich finde, dass Dinge ohne Abschluss unbefriedigend sind.
Netzanonymität? Gibt es nicht, war mir immer klar. Weder für mich, noch für die Leute, die das Blog besuchen. Weil das Schreiben Spaß macht, weil ich es doch eh unter Pseudonym mache, weil relevantes immer großzügig simplifiziere oder verschleiere, habe ich lange die Augen verschlossen. Trotzdem war ich bereits einige Zeit im Zweifel, ob und in welcher
Form ich dieses Blog weiterführen möchte. Vor einigen Wochen hat mir dann ein
"anonymer" Kommentator die Entscheidung erleichtert - ich ziehe hier einen Schlussstrich.
Dass alles, was ich ins Internet stelle, Freiwild ist, ist mir klar. Jeder kann und soll darüber denken, was er möchte. Menschen sind, leben, denken, handeln unterschiedlich und dessen bin ich mir bewusst. Ich schätze Austausch und konstruktive Kritik
Dennoch ziehe ich für mich eine Grenze, wenn es darum geht, wenig wohlmeinenden Menschen Persönliches auf dem
Silbertablett zu präsentieren.
Meine digitale Heimat wollte ich dennoch nicht verwaisen lassen, zu viel Spaß hatte ich hier in den letzten Jahren. Also habe ich beschlossen, meine Reiseberichte weiterhin öffentlich zu lassen. Der Rest kam ins Archiv, wo ich noch lange Freude mit meinen Gedanken aus den späten 20ern und frühen 30ern haben werde.
Zugegeben: Das Bloggen fehlt mir. Ich schreibe gerne. Ich werde weiterhin schreiben. Wo, worüber, mit welchem Konzept - das versuche ich gerade herauszufinden. Jene MitbloggerInnen und digitalen Bekannten, die auch künftig gerne wüssten, was in meinem Kopf vor sich geht, sind herzlich eingeladen, wenn mein neues Online-Zuhause steht. Kurzes Mail an waltzing_mathilda [at] gmx.at mit Eurem Blog oder unserer Verbindung genügt.
Allen Zufallslesern und sonstigen Wegbegleitern danke ich für ihren Besuch und wünsche alles Gute.
Dienstag, 26. März 2013
Freitag, 17. August 2012
Ausflüge Rheinland Ostern 2012
Mist, da liegt ja noch was rum, das ich nicht verbloggt habe. Immerhin habe ich die Bilder hochgeladen, also kann ich auch noch einen kurzen Text dazu verfassen... Wir wenden uns also kurz in die Vergangenheit, genauer gesagt stellen wir den Kalender auf Ostern zurück und schauen uns an, wo es mich zusätzlich zur Stadt Köln noch hinverschlagen hat....
Wie immer war es also interessant im Rheinland und hat Spaß gemacht. Ich bin schon gespannt, was es dort noch alles zu entdecken gibt.
In der Nähe von Bonn liegt die Klosterruine Heisterbach, von der hier das Pförtnerhaus aus dem Inneren des Geländes zu sehen ist.
Links zum Weiterstöbern: Wikipedia - Zistersienser - Abtei Heisterbach
Links zum Weiterstöbern: Wikipedia - Zistersienser - Abtei Heisterbach
Das Highlight dort ist die fast komplett abgebrochene Kirche, von der nur noch der hintere Teil steht. Ein etwas stranger Anblick, offen gestanden.
Wenn man den richtigen Blickwinkel wählt, dann fällt fast gar nicht auf, dass das einiges fehlt. 85% Gebäude und 100% Fenster ,-)
Gebaut wurde hier ab 1200 - erstaunlich, was die da hinbekommen haben. Ich gestehe, dass meine Fantasie nicht ganz dafür reicht zu verstehen, dass die Leute auch vor 800 Jahren schon einiges drauf hatten. Wie ging das ohne Maschinen und Co?
An diesen Gewölben erkennt man die früher Herkunft eher, aber auch hier - Hut ab, was die da hingestellt haben.
Allerdings scheinen die auch das eine oder andere Mal was ausgebessert zu haben....
Von der Seite wirkt das Ganze ebenso seltsam wie von vorn. Die Kirche wurde Anfang des 19. Jahrhunderts verkauft und abgetragen, die Steine für einen Kanal und eine Festung verwendet. Als bis auf dieses Stück alles verwertet war, wurde der weitere Abriss unterbunden.
Und ein Blick zurück vom Spazierweg. Die Linien zeigen frühere Bebauung an. Es stand hier nicht nur die Kirche, sondern auch ein Klostergebäude, von dem heute nichts mehr da ist. Annette, die als Kind mit der Schule hier war, hat erzählt, dass das Gebiet früher bewaldet war - da war es sicher noch eine größere Überraschung, auf einmal auf die Ruine zu stoßen.
Einen zweiten Ausflug haben wir auch noch gemacht - an einem verregneten Tag nach Mettmann ins Neanderthaler-Museum. Da wollte ich ja länger schon mal hin und dieses Mal ist es sich ausgegangen. Leider war es ziemlich voll, womit eigentlich zu rechnen war, aber es war dennoch interessant.
Vergleich zwischen Neanderthaler und modernem Menschen.
Das Gebäude ist modern und lichtdurchflutet. Man geht in einer langezogenen Spirale immer nach oben, an den verschiedenen Exponaten vorbei, die multimedial aufbereitet sind.
Eines der Highlights sind die Neanderthaler, die quas im Spannungsfeld mit der Moderne stehen. Mit dem Image des thumben Steinzeitmenschen wird hier auf alle Fälle aufgeräumt, mein Bild hat sich doch ein bisschen gewandelt.
Darstellung einer Begräbnisszene.
Reproduktionen verschiedener Kunstgegenstände, unter anderem der Venus von Willendorf. Da fühlt sich die übergewichtige Frau von heute gleich besser ;-)
Eine Art Zeitdiagramm, das zeigt, wann welche "Menschenrasse" gelebt hat. Die Länge der Holzstäbe zeigt die Zeit an, die die jeweiligen Vorfahren auf der Erde verbracht haben, zumindest sofern sie nachgewiesen worden sind. Spannend wäre ja mal zu erfahren, wie viele Entwicklungszweige gar keine Spuren hinterlassen haben....
Das Freigelände hat noch einige Audiodateien und Kunstwerke. Die Höhle, aus der die Knochen des ersten entdeckten Neanderthalers gekommen sind, befand sich etwa hier, am Ufer der Düssel. Heute ist der Hang lange schon abgetragen, der Berg liegt viel weiter hinten. Zum Ufer der Düssel sind es auch noch einige Meter. Hier hat der Mensch innerhalb von 150 Jahren die Umwelt gewaltig verändert....
Wie immer war es also interessant im Rheinland und hat Spaß gemacht. Ich bin schon gespannt, was es dort noch alles zu entdecken gibt.
Donnerstag, 16. August 2012
Reisebericht Route 66 - Fahrbarer Untersatz
22 Kalendertage
21 Nächte
17 Hotels
9300 Kilometer (5755 Meilen)
3 Zeitzonen
14 Bundesstaaten
Sonne, Regen, Schnee und Sturmwind
40 Grad Temperaturunterschied
unzählige Shoppingtouren
23 Kilo Zusatzgepäck
Um aus all diesen Zahlen eine erfolgreiche Reise zu stricken, braucht man ein zuverlässiges Auto. Oder - wie in meinem Fall - zwei. Plus einen Ölwechsel. Dann ist aber wirklich alles chillig *gg*
Als ich an Thanksgiving, einem DER Reisetage überhaupt, in Chicago gelandet bin, war die Auswahl bei der Mietwagenstation gelinde gesagt "bescheiden". Ich fuhr dann mit diesem Crown Victoria vom Hof - ein Auto, das der gemeine Mitteleuropäer als gelbes Taxi in New York oder als Polizeiauto kennt. Gebaut wird das Ding seit 1979, also seit meinem Geburtsjahr. Ebenso wie ich gereift bin und mich verbessert habe, ist sicher auch ein neuer Crown Vic mittlerweile etwas moderner. Aber immer noch eine Schiffsschaukel... Vom Flughafen ins Hotel waren es keine 30 Kilometer, aber ich hatte höllische Kreuzschmerzen. Mit Bremsen hatte es das Ding auch nicht so. Schwupps, schon sah ich meinem laaangen Trip mit Furcht entgegen.
Am nächsten Tag habe ich dann bei der Autovermietung angerufen und gefragt, ob ich das Auto tauschen kann, weil ich damit nicht glücklich sei. Da Kundenservice sehr weit oben steht auf der Liste amerikanischer Tugenden, wurde ich gebeten, das Auto vollgetankt zu retournieren, es gäbe jetzt wieder etwas mehr Auswahl, ich bekäme ein anderes Auto in der gebuchten Klasse. Nicht nur, weil das Teil keinen Bordcomputer und ziemlich antiquierte Armaturen hatte, war ich dankbar, als der Vic beim Vermieter zum Stehen kam und ich zum nächsten Vehikel geführt wurde:
Ein Ford Taurus, Modelljahr 2012, mit 6000 Meilen auf der Uhr. Ich hab die Tür aufgemacht, den wuchtigen Mitteltunnel gesehen und gedacht "My car is my castle". Nach der ABC-Serie hat er dann auch seinen Namen bekommen: der Taurus hieß für mich "Rick" ;-)
Hach, das war doch gleich was anderes. Keine durchgehende Sitzbank, sondern ein anschmiegsamer Einzelsitz. Licht, mit dem man auch was gesehen hat. Eine gewisse Agilität, so viel man halt von einem 2-Tonnen-Auto erwarten kann.
Schon nach wenigen Kilometern war klar - das ist Liebe. Wär das Teil nicht 5,2 m lang und auch sonst ziemlich wuchtig gewesen, hätte ich es in mein Gepäck gesteckt. Mein bislang liebster Leihwagen, so einen hätte ich gerne wieder.
Mit fast 300 PS ausreichend motorisiert und im Vergleich zu früheren Modellen durchaus schnittig, hat dieses Auto richtig Spaß gemacht.
Der Taurus ist auch ein recht beliebtes Auto. Er fährt in der oberen Mittelklasse und ist im Straßenbild nicht ganz selten. Den "kleinen" Bruder Fusion (ganz anderes Auto als der hiesige Ford Fusion) ist zwar noch häufiger, aber ich find den Taurus deutlich hübscher.
Der Klassiker mit der Aufschrift auf dem Spiegel. Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass die im Vergleich zu europäischen Spiegeln weiter weg sind, aber das hat sicher Haftungsgründe. Die "Zweitspiegel" sind zur Vermeidung des toten Winkels ganz praktisch.
Moderne Armaturen, Bordcomputer mit mehreren Modi - das Spielkind in mir war begeistert. Der hier angezeigte Verbrauch von 34 Meilen/Gallone entspricht ca. 6,8 l/100 km. Das war der niedrigste Verbrauch, den ich hinbekommen hat, im Durchschnitt hab ich ca. 8 l/100 km durchgezogen, was ich für die Eckdaten extrem vernünftig finde. Geholfen hat sicher das stufenlose Automatikgetriebe, das bei 70 mph noch deutlich unter 2000u/min produzierte. Nur wie immer bei Automatik-Autos: Bis die Pferdchen mal zum Rapport kommen, dauert's ein Gedenksekündchen mit heulender Geräuschkulisse.
Innenraumbilder sollte man machen, wenn es hell ist. Die Regel habe ich nicht befolgt. Den wuchtigen Mitteltunnel und die daraus resultierende Geborgenheit kann man meiner Meinung nach aber erkennen.
Ablage unter der Mittelarmlehne - da hatte ich schon Autos mit mehr Platz, aber für den gängigen Krimskrams (Kaugummis, Peanutbutter-m&m's, Labello, Quarters) ausreichend. Getränkehalter waren zum Glück ebenfalls vorhanden - ein Auto ohne Möglichkeit, eine kleine Flasche abzustellen, ist für mich kein Reisemobil. Ja, auch Flaschenhalter haben dem Crown Vic gefehlt.
Eines der Lieblingsfeatures war das Sirius XM-Satellitenradio. Zusätzlich zu FM und AM-Sendern bekommt das auch Sender über Satellit. Davon stehen weit über 100 Stück zur Verfügung, die meisten davon werbefrei. Es gibt Musik, Info, Talk-Radio, Comedy und vieles mehr. Meine Lieblingssender (60er, 70er, Rock, NPR und CNN) waren bald gefunden und eingespeichert. Wenn die lokalen Sender mal wieder nur Christen-Radio hergegeben haben, habe ich mir über Satellit was Nettes geholt. Leider kann ich das hier nicht empfangen, ich hätte mir sonst glatt ein Abo geleistet.
Auf dem Weg quer durch Nevada wurde es auf einmal SEHR kalt. Die 6 Grad sind Fahrenheit, nicht Celsius! Das entspricht -14 Grad Celsius! Kurz fiel die Temperatur noch etwas weiter, bevor sie sich wieder in den zweistelligen Bereich bewegt hat, somit also in die einstelligen Minusgrade für Europäer. und der 70er-Kanal spielte munter was von "It never rains in Southern California" - als ich dort war, hatte es über 20°. Aber die Heizung funktionierte gut, im Auto war nichts von der klirrenden Kälte zu merken.
Etwas schwächlich in Anbetracht der 5,2 m Außenlänge (=S-Klasse-Format) - der Platz auf der Rücksitzbank. Aber mehr als etwas Wasser und meine Jacken mussten dort ja nicht Platz haben. Und einer der beiden Schneebesen, die vorsorglich ins Auto gepackt worden sind. In Flagstaff musste ich dann auch wirklich einen davon verwenden - damit hatte ich nicht gerechnet...
Der Kofferraum - irgendwie ist nur schwer darstellbar, wie groß das Ding eigentlich war (500+ l, wenn ich mich recht entsinne). Mit meinen paar Einkäufen war der schwer unterfordert *gg* Somit hatte ich aber keine Troubles und konnte einfach alles ins Auto werfen und hatte noch Platz. Wenn ich allerdings was haben wollte, das an die Rücksitzlehne geküllert war, hatte ich deutliche Probleme und schmutzige Klamotten.
Die 500 Euro für die dreiwöchige Miete waren sehr gut investiert, finde ich. Ein Kleinwagen wäre nur ca. 100 Euro billiger gewesen, hätte aber nie diesen Komfort gehabt. In Europa fahre ich gerne kleinere Autos mit Handschaltung, in den USA ist ein großer Cruiser mit Automatik immer meine erste Wahl, weil das einfach viel besser zum Land und den Fahrgewohnheiten passt. Nicht zuletzt der gute Tempomat hat es mir im Zusammenspiel mit dem sehr angenehmen Auto leicht gemacht, mich (halbwegs) an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. In Amerika ist alles etwas größer, auch die Parklücken, also gab es da keine Probleme. Aber auch seitwärts einparken, etwas, das mit einem längeren Auto rasch mal zur Herausforderung wird, war easy. Das Fahrverhalten war immer gleichbleibend gutmütig, auch auf Regen und Schnee. Einmal hab ich ihn kurz zum Driften gebracht, das war nicht ganz so lustig, weil das Auto da doch sehr behäbig reagiert hat. Ist halt auf Komfort statt Sportlichkeit ausgelegt.
Schweren Herzens habe ich ihn nach über 9000 Kilometern zurück gegeben und mich ein bisschen geärgert, dass man sowas in Europa nicht kriegt. Andererseits: Wo würde ich einen Rick parken, wenn Cecilia, die 90 cm kürzer ist, hier manchmal schon kämpft, damit sie eine Lücke findet...?
21 Nächte
17 Hotels
9300 Kilometer (5755 Meilen)
3 Zeitzonen
14 Bundesstaaten
Sonne, Regen, Schnee und Sturmwind
40 Grad Temperaturunterschied
unzählige Shoppingtouren
23 Kilo Zusatzgepäck
Um aus all diesen Zahlen eine erfolgreiche Reise zu stricken, braucht man ein zuverlässiges Auto. Oder - wie in meinem Fall - zwei. Plus einen Ölwechsel. Dann ist aber wirklich alles chillig *gg*
Als ich an Thanksgiving, einem DER Reisetage überhaupt, in Chicago gelandet bin, war die Auswahl bei der Mietwagenstation gelinde gesagt "bescheiden". Ich fuhr dann mit diesem Crown Victoria vom Hof - ein Auto, das der gemeine Mitteleuropäer als gelbes Taxi in New York oder als Polizeiauto kennt. Gebaut wird das Ding seit 1979, also seit meinem Geburtsjahr. Ebenso wie ich gereift bin und mich verbessert habe, ist sicher auch ein neuer Crown Vic mittlerweile etwas moderner. Aber immer noch eine Schiffsschaukel... Vom Flughafen ins Hotel waren es keine 30 Kilometer, aber ich hatte höllische Kreuzschmerzen. Mit Bremsen hatte es das Ding auch nicht so. Schwupps, schon sah ich meinem laaangen Trip mit Furcht entgegen.
Am nächsten Tag habe ich dann bei der Autovermietung angerufen und gefragt, ob ich das Auto tauschen kann, weil ich damit nicht glücklich sei. Da Kundenservice sehr weit oben steht auf der Liste amerikanischer Tugenden, wurde ich gebeten, das Auto vollgetankt zu retournieren, es gäbe jetzt wieder etwas mehr Auswahl, ich bekäme ein anderes Auto in der gebuchten Klasse. Nicht nur, weil das Teil keinen Bordcomputer und ziemlich antiquierte Armaturen hatte, war ich dankbar, als der Vic beim Vermieter zum Stehen kam und ich zum nächsten Vehikel geführt wurde:
Ein Ford Taurus, Modelljahr 2012, mit 6000 Meilen auf der Uhr. Ich hab die Tür aufgemacht, den wuchtigen Mitteltunnel gesehen und gedacht "My car is my castle". Nach der ABC-Serie hat er dann auch seinen Namen bekommen: der Taurus hieß für mich "Rick" ;-)
Hach, das war doch gleich was anderes. Keine durchgehende Sitzbank, sondern ein anschmiegsamer Einzelsitz. Licht, mit dem man auch was gesehen hat. Eine gewisse Agilität, so viel man halt von einem 2-Tonnen-Auto erwarten kann.
Schon nach wenigen Kilometern war klar - das ist Liebe. Wär das Teil nicht 5,2 m lang und auch sonst ziemlich wuchtig gewesen, hätte ich es in mein Gepäck gesteckt. Mein bislang liebster Leihwagen, so einen hätte ich gerne wieder.
Mit fast 300 PS ausreichend motorisiert und im Vergleich zu früheren Modellen durchaus schnittig, hat dieses Auto richtig Spaß gemacht.
Der Taurus ist auch ein recht beliebtes Auto. Er fährt in der oberen Mittelklasse und ist im Straßenbild nicht ganz selten. Den "kleinen" Bruder Fusion (ganz anderes Auto als der hiesige Ford Fusion) ist zwar noch häufiger, aber ich find den Taurus deutlich hübscher.
Der Klassiker mit der Aufschrift auf dem Spiegel. Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass die im Vergleich zu europäischen Spiegeln weiter weg sind, aber das hat sicher Haftungsgründe. Die "Zweitspiegel" sind zur Vermeidung des toten Winkels ganz praktisch.
Moderne Armaturen, Bordcomputer mit mehreren Modi - das Spielkind in mir war begeistert. Der hier angezeigte Verbrauch von 34 Meilen/Gallone entspricht ca. 6,8 l/100 km. Das war der niedrigste Verbrauch, den ich hinbekommen hat, im Durchschnitt hab ich ca. 8 l/100 km durchgezogen, was ich für die Eckdaten extrem vernünftig finde. Geholfen hat sicher das stufenlose Automatikgetriebe, das bei 70 mph noch deutlich unter 2000u/min produzierte. Nur wie immer bei Automatik-Autos: Bis die Pferdchen mal zum Rapport kommen, dauert's ein Gedenksekündchen mit heulender Geräuschkulisse.
Innenraumbilder sollte man machen, wenn es hell ist. Die Regel habe ich nicht befolgt. Den wuchtigen Mitteltunnel und die daraus resultierende Geborgenheit kann man meiner Meinung nach aber erkennen.
Ablage unter der Mittelarmlehne - da hatte ich schon Autos mit mehr Platz, aber für den gängigen Krimskrams (Kaugummis, Peanutbutter-m&m's, Labello, Quarters) ausreichend. Getränkehalter waren zum Glück ebenfalls vorhanden - ein Auto ohne Möglichkeit, eine kleine Flasche abzustellen, ist für mich kein Reisemobil. Ja, auch Flaschenhalter haben dem Crown Vic gefehlt.
Eines der Lieblingsfeatures war das Sirius XM-Satellitenradio. Zusätzlich zu FM und AM-Sendern bekommt das auch Sender über Satellit. Davon stehen weit über 100 Stück zur Verfügung, die meisten davon werbefrei. Es gibt Musik, Info, Talk-Radio, Comedy und vieles mehr. Meine Lieblingssender (60er, 70er, Rock, NPR und CNN) waren bald gefunden und eingespeichert. Wenn die lokalen Sender mal wieder nur Christen-Radio hergegeben haben, habe ich mir über Satellit was Nettes geholt. Leider kann ich das hier nicht empfangen, ich hätte mir sonst glatt ein Abo geleistet.
Auf dem Weg quer durch Nevada wurde es auf einmal SEHR kalt. Die 6 Grad sind Fahrenheit, nicht Celsius! Das entspricht -14 Grad Celsius! Kurz fiel die Temperatur noch etwas weiter, bevor sie sich wieder in den zweistelligen Bereich bewegt hat, somit also in die einstelligen Minusgrade für Europäer. und der 70er-Kanal spielte munter was von "It never rains in Southern California" - als ich dort war, hatte es über 20°. Aber die Heizung funktionierte gut, im Auto war nichts von der klirrenden Kälte zu merken.
Etwas schwächlich in Anbetracht der 5,2 m Außenlänge (=S-Klasse-Format) - der Platz auf der Rücksitzbank. Aber mehr als etwas Wasser und meine Jacken mussten dort ja nicht Platz haben. Und einer der beiden Schneebesen, die vorsorglich ins Auto gepackt worden sind. In Flagstaff musste ich dann auch wirklich einen davon verwenden - damit hatte ich nicht gerechnet...
Der Kofferraum - irgendwie ist nur schwer darstellbar, wie groß das Ding eigentlich war (500+ l, wenn ich mich recht entsinne). Mit meinen paar Einkäufen war der schwer unterfordert *gg* Somit hatte ich aber keine Troubles und konnte einfach alles ins Auto werfen und hatte noch Platz. Wenn ich allerdings was haben wollte, das an die Rücksitzlehne geküllert war, hatte ich deutliche Probleme und schmutzige Klamotten.
Die 500 Euro für die dreiwöchige Miete waren sehr gut investiert, finde ich. Ein Kleinwagen wäre nur ca. 100 Euro billiger gewesen, hätte aber nie diesen Komfort gehabt. In Europa fahre ich gerne kleinere Autos mit Handschaltung, in den USA ist ein großer Cruiser mit Automatik immer meine erste Wahl, weil das einfach viel besser zum Land und den Fahrgewohnheiten passt. Nicht zuletzt der gute Tempomat hat es mir im Zusammenspiel mit dem sehr angenehmen Auto leicht gemacht, mich (halbwegs) an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. In Amerika ist alles etwas größer, auch die Parklücken, also gab es da keine Probleme. Aber auch seitwärts einparken, etwas, das mit einem längeren Auto rasch mal zur Herausforderung wird, war easy. Das Fahrverhalten war immer gleichbleibend gutmütig, auch auf Regen und Schnee. Einmal hab ich ihn kurz zum Driften gebracht, das war nicht ganz so lustig, weil das Auto da doch sehr behäbig reagiert hat. Ist halt auf Komfort statt Sportlichkeit ausgelegt.
Schweren Herzens habe ich ihn nach über 9000 Kilometern zurück gegeben und mich ein bisschen geärgert, dass man sowas in Europa nicht kriegt. Andererseits: Wo würde ich einen Rick parken, wenn Cecilia, die 90 cm kürzer ist, hier manchmal schon kämpft, damit sie eine Lücke findet...?
Mittwoch, 15. August 2012
Reisebericht Route 66 - Was ist die Route 66?
Bevor ich Euch auf meinen Trip mitnehme, möchte ich Euch einen Eindruck vermitteln, WAS die Route 66 ist. Wer denkt, dass das für ihn eh klar ist, darf diese Einleitung gerne überspringen und zu den Bildern vorrücken. Aber ich dachte als Teenager auch, dass ich es wüsste. Mit 16 oder 17 habe ich nämlich für den Englisch-Unterricht ein Referat über die "Mother Road" gehalten. Ich fand das Thema faszinierend und damals hat sich die Idee in mir festgesetzt, die Reise eines Tages selber machen zu wollen.
Als ich dann den Flug nach Chicago gebucht und mir Reiseführer besorgt habe, war ich der Meinung, ich wüsste schon ganz gut, was mich erwartet. So ein bisschen Basiswissen hatte ich ja doch: Eine durchgehende Straße von Chicago nach LA, ca. 2500 Meilen/4000 Kilometer lang, 1926 in Betrieb genommen als erste große "Überlandstraße". Führt durch 8 Bundesstaaten und 3 Zeitzonen, verbindet die Großen Seen mit dem Pazifik. Trockene Fakten halt. Während Faktenwissen zwar als Wissen gilt, erzählt es nicht die ganze Wahrheit.
Dieser kam ich näher, als ich mich in meine Reiseführer vertiefte. Den zur Route 66 habe ich sogar aus den USA bestellt, weil man hier nichts dazu bekommt. Hat mich ehrlich gesagt gewundert, denn nicht nur in Amerika ist diese Straße eines der Synonyme für Freiheit. Trotzdem fand ich keinen ihr gewidmeten deutschen Reiseführer, in meinen diversen Regionalführern war sie nur eine Randerscheinung. Ich vertiefte mich in Webseiten, Artikel, Erfahrungsberichte und ähnliches, um ein Gefühl dafür zu kriegen, worauf ich mich hier einlasse.
Bald war mir eines klar: es gibt sie nicht, DIE Route 66. Wie jetzt?!? Klingt seltsam, ist aber so. Die "Main Street of America" war in stetem Fluss, ständig wurde an irgendeiner Stelle eine Veränderung in der Streckenführung vorgenommen. Manche davon waren klein, ein Stadtzentrum wurde umgangen oder eine direktere Verbindung zwischen zwei Punkten gebaut. Andere davon waren riesig, zum Beispiel als der Schlenker über die Stadt Santa Fe durch eine Gerade ersetzt wurde. An manchen Stellen gibt es mehrere Straßen, die sich Teil der Route 66 nennen dürfen.
Heute ist es also einerseits nicht mehr möglich, die gesamte Route 66 vom Ufer des Lake Michigan bis zur Pazifikküste durchzufahren, und andererseits kann man auch auf den immer noch existenten Teilstücken an vielen Orten mehrere Varianten wählen. Nicht nur, weil sie 1985 außer Dienst gestellt und ihre Schilder abmontiert wurden, gibt es sie nicht mehr, die Route 66.
Angefangen hat dieses Stück amerikanischer Geschichte 1926. Nicht als geplanter Highway, sondern als Markierung entlang existierender Straßen, die ihrerseits zum Teil auf alte Indianer-Trails aufgebaut haben. Durch die Kennzeichnung wussten Reisende zumindest, wo sie langfuhren. Zum Teil waren die "Straßen" nur Spuren im Dreck, die anzeigten, wo immer wieder jemand entlang fuhr. Keine Rede war von mehrspurig, von asphaltiert, von sicher. Erst 1938 wurde das letzte Teilstück mit Belag versehen. Aber auch dann war die Route 66 nur eine Streckenführung über Land, durch Dörfer und Städte, die zu befahren eine Woche oder mehr in Anspruch nahm und nichts mit der Idee von Freiheit und Cruisen zu tun hatte, die wir heute damit verbinden. Erst in den folgenden Jahren baute sich die Infrastruktur für die Reisenden durchgängig auf, gab es überall Motels und andere Annehmlichkeiten. Damit begann dann auch der Mythos, formte sich das Bild, das wir heute haben.
Nach dem 2. Weltkrieg gab es einen Boom beim Bau von Interstates, die im Gegensatz zur Route 66 kreuzungsfrei sind. Die 66 war zwar ein Highway, aber das ist nur die Bezeichnung für eine übergeordnete Straße, die durchaus auch Ampeln, Kreuzungen und andere abenteuerliche Dinge aufzweisen kann. The Main Street of America verlor zusehends an Bedeutung, bis 1985 die endgültige Dezertifizierung erfolgte, mit der auch die Demontage der Schilder einherging.
Die meisten Teilstücke der Route 66 sind heute Teil des gut ausgebauten Straßensystems der USA. Manche sind die Hauptstraße des Ortes, durch den sie führen. In Städten ist aus der Route 66 oft ein Business Loop geworden, eine höherrangige Straße an der sich viel vom Geschäftsleben abspielt. Andere sind idyllische Landstraßen, die den Namen "Scenic Byway" tragen. Mancherorts ist die Route 66 die "frontage road" zur Autobahn - eine schmale Straße, die parallel zur Interstate verläuft. Ein paar Teile sind sogar im Autobahn-System aufgegangen: es brauchte mehrere Interstates, um die Route 66 zu ersetzen, und da und dort wurde die existierende Straße als eine der Richtungsfahrbahnen benutzt.
Die Tatsache, dass wir auch heute noch "Trips über die (Fragmente der) Route 66" machen können, verdanken wir verschiedenen Organisationen, die sich dafür einsetzten, den ehemaligen Verlauf zu kennzeichnen und damit dafür sorgten, dass die Mother Road nicht aus den Köpfen der Menschen verschwand. "Route 66" ist heute also nicht mehr die Bezeichnung für eine Straße, sondern der Name einer Summe von Vorstellungen und Erinnerungen. Für mich ist es der Überbegriff, der eines der wunderbarsten Erlebnisse meines Lebens zusammenfasst: Eine Reise, die ich mir so nicht hätte erträumen können.
Beginn der Route 66 in Chicago, Adams Street Ecke Michigan Avenue aka Magnificent Mile. Leider kann ich hier nur mit einem Google-Streetview-Bild dienen, da ich aus einem für mich nicht nachvollziehbaren Grund dieses Schild nicht fotografiert habe, obwohl ich sowohl daran vorbeigegangen als auch vorbeigefahren bin. Da es sich hier um eine Einbahnstraße handelt, ist das "Ende" der Route 66 in der südlichen Parallelstraße, dem Jackson Boulevard zu finden.
So ist der Streckenverlauf mittlerweile gekennzeichnet. Braune Schilder werden üblicherweise für die Markierung von Sehenswürdigkeiten verwendet, so habe ich das im gesamten Land schon gesehen. Der Einsatz für Straßenmarkierung war mir neu, aber ich fand diese Schilder sehr hilfreich, wenn ich mit meinem Packen Papier an die Grenzen gestoßen bin oder mich einfach treiben habe lassen.
Jeder der 8 Staaten, durch die die Route 66 führte, hat solche Schilder, in denen der Name des Staats über der Streckenbezeichnung steht. Die Kennzeichnung des Bundesstaats, in dem man sich befindet, über die Straßenschilder ist nichts ungewöhnliches: Auch auf den Interstates gibt es immer wieder Schilder, die den Umriss des Bundesstaates zeigen und auf diesem dann die Nummer der gerade befahrenen Straße. Mehr noch gilt dieses System für kleinere, regionalere Straßen.
Einer der vorher genannten Byways - kann als Alternativroute zur Internstate verwendet werden.
Sehr selten nur noch, und definitiv nicht original, sondern in den letzten Jahren aufgebracht, gibt es diese Art von Kennzeichnung auf dem Asphalt. Hierbei handelt es sich um eine originale Streckenführung, nur unweit von hier gibt es ein aufgegebenes, überwuchertes Teilstück. Als immer und immer wieder umdisponiert wurde, waren manche Streckenführungen nicht mehr mal als lokale Straße interessant.
In Kansas gibt es gerade mal 20 Kilometer der legendären Straße. Für mich war es wohl der interessanteste Abschnitt, weil im tief-ländlichen Bereich sich sehr wenig verändert hat und hier das ursprüngliche Gefühl am ehesten spürbar war. Aber sogar hier gab es mehrere Streckenführungen, auch hier hatte sich etwas verändert im Laufe der Zeit. Als dann die Interstate 44 südlich an diesen Städtchen vorbeiführte und Kansas nicht einmal mehr schnitt, fiel hier alles in einen Dornröschenschlaf zurück.
Auf einem aufgelassenen Teilstück führt eine Brücke über ein sumpfiges Gebiet - dort gibt es diese Kennzeichnung. Die Alternativroute in Sichtweite ist ohne Brücke ausgeführt, die alte Brücke durfte als Marker einer lang vergangenen Zeit stehenbleiben.
Seltsam platziertes Stoppschild in einem kleinen Ort direkt nach der Grenze zu Kansas in Oklahoma. Ich glaube, die wollen ja nur, dass man ihren sogar mit Städtenamen ausgestatteten Marker bewundert ;-)
An manchen Stellen ist sogar gekennzeichnet, von wann bis wann die Route 66 über eine bestimmte Stelle geführt wurde. Hier wurde recht bald eine Optimierung gesucht, wie man sieht.
Auch auf der Autobahn findet man Hinweise auf die ehemalige "Hauptstraße". Hier läuft die Interstate 40 über die ehemalige Route 66. Oft findet man auch Hinweise an Ausfahrten, die den Reisenden dann auf interessante Streckenabschnitte führen.
Texas ist anders - hier werden grüne Schilder zur Kennzeichnung verwendet. Der Aufkleber rechts unten ist natürlich nicht Standard, aber den hab ich damals irgendwie nicht gesehen beim Knipsen...
Neeeeein, noch sind wir nicht am Ende angelangt, wir sind immer noch in Bundesstaat Nummer 5, Texas. Hier wurde eine Streckenführung aufgegeben, daneben dafür eine Art kleines Museum aufgebaut. Ich sag's Euch, das war wie im Nirgendwo dort. So kurz vor dem Ende der Welt, grad, dass man nicht über den Rand der Scheibe kullert....
This sign is a lie! Behaupte ich jetzt mal. Ja, irgendwo ist die Mitte. Aber durch die ständigen Verschiebungen war auch die Mitte ein fließendes Konzept. Aber man muss wohl nur stur sein, dann glaub einem jeder die Sache mit der halben Strecke. Ich übrigens auch, das Mittagessen habe ich im nahegelegenen Midpoint Café eingenommen.
Als ich danach weiterfahren wollte, war mir dieses Schildergewirr irgendwie nicht so wahnsinnig behilflich... Das grüne Schild mit "40" kennzeichnet übrigens einen der angesprochenen Business-Loops und wie man hier sieht, war das mal Teil der Route 66.
Die Schilder variieren auch ein bisschen von Staat zu Staat, nicht überall werden dieselben Schriftarten genutzt. Durch New Mexiko verläuft übrigens mit fast 500 Meilen das längste Teilstück, was nicht zuletzt an dem vorher angesprochenen Schlenker über Santa Fe liegt.
Etwas schwer zu erkennen - neben der Straßenbezeichnung wird angezeigt, wo früher die Route 66 verlief. Zusammengefasst: überall.
In Flagstaff, Arizona, hat mich das Wetterglück etwas verlassen. Zum Glück machen die hier Doppel-Auszeichnung, wer weiß, ob ich den Weg sonst gefunden hätte ;-)
Vielleicht mussten die auch nur ihr Budget für Straßenschilder aufbrauchen?? Die Mehrfachkennzeichnung ist definitiv nicht Standard, im Gegenteil, oft bin ich kilometerweit gefahren, ohne auch nur einen Hinweis zu bekommen, ob ich eh noch richtig bin.
Hier, in Kingman, Arizona, nahm die Revitalisierung der Route 66 ihren Anfang. Einige Meilen vorher, in Seligman, kann man auf einen alten Streckenabschnitt abbiegen, der heute quasi durch die Einöde führt. Als moderner Mensch ist man ja gewohnt, dass man jederzeit überall eine Tankstelle oder eine Einkaufsmöglichkeit hat - weit gefehlt. Ich bin mir sicher, dass das die Wahrheit auf der ursprünglichen Route 66 ganz gut darstellt.
Gelobtes Land Kalifornien. Auch hier wurde mehr als einmal umdisponiert, was die Streckenführung anging, wobei ich bei der Straßendichte in LA vermute, dass es eigentlich egal war...
Nach einem Abstecher nach Las Vegas (liegt nicht an der Route 66) bin ich nach 10 Tagen am Ende der Route 66 angelangt (auch wenn dieser Marker am Pier ca. 1 km südwestlich des tatsächlichen Endes steht). Mit gemischten Gefühlen stand ich dann also am Pazifik: ich hatte es geschafft, aber es war auch vorbei. Ich hatte so viel erlebt und doch das Gefühl, auch viel verpasst zu haben. Ich war glücklich und traurig zugleich, ein bisschen überwältigt und definitiv sehnsüchtig. Ganz, ganz seltsam.
Noch während der Reise war mir klar: Das muss ich noch einmal machen. Eine Flut von Eindrücken ist auf mich eingeströmt und hat mich fast mitgerissen. Es war einfach zu viel, um es in einem Aufwasch zu verarbeiten. Auch habe ich ein Teilstück ausgelassen - jenes von Kingman nach San Bernhardino, weil ich ja Las Vegas besuchen wollte (was ich mir sparen hätte können). Für einen ersten Eindruck war das auf alle Fälle toll, aber ich denke, trotz allem, was ich gesehen habe und prinzipiell weiß, konnte ich immer noch nicht zur Gänze erfassen, was für eine Bedeutung die Straße eigentlich hat. Zum Teil ist das mit Sicherheit meiner "modernen" Perspektive geschuldet, aber anderer Teil hat sicher etwas mit Immersion zu tun. Und das geht halt nur, wenn man sich Zeit nimmt... Mal sehen, wann ich das wieder tun kann :-)
Als ich dann den Flug nach Chicago gebucht und mir Reiseführer besorgt habe, war ich der Meinung, ich wüsste schon ganz gut, was mich erwartet. So ein bisschen Basiswissen hatte ich ja doch: Eine durchgehende Straße von Chicago nach LA, ca. 2500 Meilen/4000 Kilometer lang, 1926 in Betrieb genommen als erste große "Überlandstraße". Führt durch 8 Bundesstaaten und 3 Zeitzonen, verbindet die Großen Seen mit dem Pazifik. Trockene Fakten halt. Während Faktenwissen zwar als Wissen gilt, erzählt es nicht die ganze Wahrheit.
Dieser kam ich näher, als ich mich in meine Reiseführer vertiefte. Den zur Route 66 habe ich sogar aus den USA bestellt, weil man hier nichts dazu bekommt. Hat mich ehrlich gesagt gewundert, denn nicht nur in Amerika ist diese Straße eines der Synonyme für Freiheit. Trotzdem fand ich keinen ihr gewidmeten deutschen Reiseführer, in meinen diversen Regionalführern war sie nur eine Randerscheinung. Ich vertiefte mich in Webseiten, Artikel, Erfahrungsberichte und ähnliches, um ein Gefühl dafür zu kriegen, worauf ich mich hier einlasse.
Bald war mir eines klar: es gibt sie nicht, DIE Route 66. Wie jetzt?!? Klingt seltsam, ist aber so. Die "Main Street of America" war in stetem Fluss, ständig wurde an irgendeiner Stelle eine Veränderung in der Streckenführung vorgenommen. Manche davon waren klein, ein Stadtzentrum wurde umgangen oder eine direktere Verbindung zwischen zwei Punkten gebaut. Andere davon waren riesig, zum Beispiel als der Schlenker über die Stadt Santa Fe durch eine Gerade ersetzt wurde. An manchen Stellen gibt es mehrere Straßen, die sich Teil der Route 66 nennen dürfen.
Heute ist es also einerseits nicht mehr möglich, die gesamte Route 66 vom Ufer des Lake Michigan bis zur Pazifikküste durchzufahren, und andererseits kann man auch auf den immer noch existenten Teilstücken an vielen Orten mehrere Varianten wählen. Nicht nur, weil sie 1985 außer Dienst gestellt und ihre Schilder abmontiert wurden, gibt es sie nicht mehr, die Route 66.
Angefangen hat dieses Stück amerikanischer Geschichte 1926. Nicht als geplanter Highway, sondern als Markierung entlang existierender Straßen, die ihrerseits zum Teil auf alte Indianer-Trails aufgebaut haben. Durch die Kennzeichnung wussten Reisende zumindest, wo sie langfuhren. Zum Teil waren die "Straßen" nur Spuren im Dreck, die anzeigten, wo immer wieder jemand entlang fuhr. Keine Rede war von mehrspurig, von asphaltiert, von sicher. Erst 1938 wurde das letzte Teilstück mit Belag versehen. Aber auch dann war die Route 66 nur eine Streckenführung über Land, durch Dörfer und Städte, die zu befahren eine Woche oder mehr in Anspruch nahm und nichts mit der Idee von Freiheit und Cruisen zu tun hatte, die wir heute damit verbinden. Erst in den folgenden Jahren baute sich die Infrastruktur für die Reisenden durchgängig auf, gab es überall Motels und andere Annehmlichkeiten. Damit begann dann auch der Mythos, formte sich das Bild, das wir heute haben.
Nach dem 2. Weltkrieg gab es einen Boom beim Bau von Interstates, die im Gegensatz zur Route 66 kreuzungsfrei sind. Die 66 war zwar ein Highway, aber das ist nur die Bezeichnung für eine übergeordnete Straße, die durchaus auch Ampeln, Kreuzungen und andere abenteuerliche Dinge aufzweisen kann. The Main Street of America verlor zusehends an Bedeutung, bis 1985 die endgültige Dezertifizierung erfolgte, mit der auch die Demontage der Schilder einherging.
Die meisten Teilstücke der Route 66 sind heute Teil des gut ausgebauten Straßensystems der USA. Manche sind die Hauptstraße des Ortes, durch den sie führen. In Städten ist aus der Route 66 oft ein Business Loop geworden, eine höherrangige Straße an der sich viel vom Geschäftsleben abspielt. Andere sind idyllische Landstraßen, die den Namen "Scenic Byway" tragen. Mancherorts ist die Route 66 die "frontage road" zur Autobahn - eine schmale Straße, die parallel zur Interstate verläuft. Ein paar Teile sind sogar im Autobahn-System aufgegangen: es brauchte mehrere Interstates, um die Route 66 zu ersetzen, und da und dort wurde die existierende Straße als eine der Richtungsfahrbahnen benutzt.
Die Tatsache, dass wir auch heute noch "Trips über die (Fragmente der) Route 66" machen können, verdanken wir verschiedenen Organisationen, die sich dafür einsetzten, den ehemaligen Verlauf zu kennzeichnen und damit dafür sorgten, dass die Mother Road nicht aus den Köpfen der Menschen verschwand. "Route 66" ist heute also nicht mehr die Bezeichnung für eine Straße, sondern der Name einer Summe von Vorstellungen und Erinnerungen. Für mich ist es der Überbegriff, der eines der wunderbarsten Erlebnisse meines Lebens zusammenfasst: Eine Reise, die ich mir so nicht hätte erträumen können.
Beginn der Route 66 in Chicago, Adams Street Ecke Michigan Avenue aka Magnificent Mile. Leider kann ich hier nur mit einem Google-Streetview-Bild dienen, da ich aus einem für mich nicht nachvollziehbaren Grund dieses Schild nicht fotografiert habe, obwohl ich sowohl daran vorbeigegangen als auch vorbeigefahren bin. Da es sich hier um eine Einbahnstraße handelt, ist das "Ende" der Route 66 in der südlichen Parallelstraße, dem Jackson Boulevard zu finden.
So ist der Streckenverlauf mittlerweile gekennzeichnet. Braune Schilder werden üblicherweise für die Markierung von Sehenswürdigkeiten verwendet, so habe ich das im gesamten Land schon gesehen. Der Einsatz für Straßenmarkierung war mir neu, aber ich fand diese Schilder sehr hilfreich, wenn ich mit meinem Packen Papier an die Grenzen gestoßen bin oder mich einfach treiben habe lassen.
Jeder der 8 Staaten, durch die die Route 66 führte, hat solche Schilder, in denen der Name des Staats über der Streckenbezeichnung steht. Die Kennzeichnung des Bundesstaats, in dem man sich befindet, über die Straßenschilder ist nichts ungewöhnliches: Auch auf den Interstates gibt es immer wieder Schilder, die den Umriss des Bundesstaates zeigen und auf diesem dann die Nummer der gerade befahrenen Straße. Mehr noch gilt dieses System für kleinere, regionalere Straßen.
Einer der vorher genannten Byways - kann als Alternativroute zur Internstate verwendet werden.
Sehr selten nur noch, und definitiv nicht original, sondern in den letzten Jahren aufgebracht, gibt es diese Art von Kennzeichnung auf dem Asphalt. Hierbei handelt es sich um eine originale Streckenführung, nur unweit von hier gibt es ein aufgegebenes, überwuchertes Teilstück. Als immer und immer wieder umdisponiert wurde, waren manche Streckenführungen nicht mehr mal als lokale Straße interessant.
In Kansas gibt es gerade mal 20 Kilometer der legendären Straße. Für mich war es wohl der interessanteste Abschnitt, weil im tief-ländlichen Bereich sich sehr wenig verändert hat und hier das ursprüngliche Gefühl am ehesten spürbar war. Aber sogar hier gab es mehrere Streckenführungen, auch hier hatte sich etwas verändert im Laufe der Zeit. Als dann die Interstate 44 südlich an diesen Städtchen vorbeiführte und Kansas nicht einmal mehr schnitt, fiel hier alles in einen Dornröschenschlaf zurück.
Auf einem aufgelassenen Teilstück führt eine Brücke über ein sumpfiges Gebiet - dort gibt es diese Kennzeichnung. Die Alternativroute in Sichtweite ist ohne Brücke ausgeführt, die alte Brücke durfte als Marker einer lang vergangenen Zeit stehenbleiben.
Seltsam platziertes Stoppschild in einem kleinen Ort direkt nach der Grenze zu Kansas in Oklahoma. Ich glaube, die wollen ja nur, dass man ihren sogar mit Städtenamen ausgestatteten Marker bewundert ;-)
An manchen Stellen ist sogar gekennzeichnet, von wann bis wann die Route 66 über eine bestimmte Stelle geführt wurde. Hier wurde recht bald eine Optimierung gesucht, wie man sieht.
Auch auf der Autobahn findet man Hinweise auf die ehemalige "Hauptstraße". Hier läuft die Interstate 40 über die ehemalige Route 66. Oft findet man auch Hinweise an Ausfahrten, die den Reisenden dann auf interessante Streckenabschnitte führen.
Texas ist anders - hier werden grüne Schilder zur Kennzeichnung verwendet. Der Aufkleber rechts unten ist natürlich nicht Standard, aber den hab ich damals irgendwie nicht gesehen beim Knipsen...
Neeeeein, noch sind wir nicht am Ende angelangt, wir sind immer noch in Bundesstaat Nummer 5, Texas. Hier wurde eine Streckenführung aufgegeben, daneben dafür eine Art kleines Museum aufgebaut. Ich sag's Euch, das war wie im Nirgendwo dort. So kurz vor dem Ende der Welt, grad, dass man nicht über den Rand der Scheibe kullert....
This sign is a lie! Behaupte ich jetzt mal. Ja, irgendwo ist die Mitte. Aber durch die ständigen Verschiebungen war auch die Mitte ein fließendes Konzept. Aber man muss wohl nur stur sein, dann glaub einem jeder die Sache mit der halben Strecke. Ich übrigens auch, das Mittagessen habe ich im nahegelegenen Midpoint Café eingenommen.
Als ich danach weiterfahren wollte, war mir dieses Schildergewirr irgendwie nicht so wahnsinnig behilflich... Das grüne Schild mit "40" kennzeichnet übrigens einen der angesprochenen Business-Loops und wie man hier sieht, war das mal Teil der Route 66.
Die Schilder variieren auch ein bisschen von Staat zu Staat, nicht überall werden dieselben Schriftarten genutzt. Durch New Mexiko verläuft übrigens mit fast 500 Meilen das längste Teilstück, was nicht zuletzt an dem vorher angesprochenen Schlenker über Santa Fe liegt.
Etwas schwer zu erkennen - neben der Straßenbezeichnung wird angezeigt, wo früher die Route 66 verlief. Zusammengefasst: überall.
In Flagstaff, Arizona, hat mich das Wetterglück etwas verlassen. Zum Glück machen die hier Doppel-Auszeichnung, wer weiß, ob ich den Weg sonst gefunden hätte ;-)
Vielleicht mussten die auch nur ihr Budget für Straßenschilder aufbrauchen?? Die Mehrfachkennzeichnung ist definitiv nicht Standard, im Gegenteil, oft bin ich kilometerweit gefahren, ohne auch nur einen Hinweis zu bekommen, ob ich eh noch richtig bin.
Hier, in Kingman, Arizona, nahm die Revitalisierung der Route 66 ihren Anfang. Einige Meilen vorher, in Seligman, kann man auf einen alten Streckenabschnitt abbiegen, der heute quasi durch die Einöde führt. Als moderner Mensch ist man ja gewohnt, dass man jederzeit überall eine Tankstelle oder eine Einkaufsmöglichkeit hat - weit gefehlt. Ich bin mir sicher, dass das die Wahrheit auf der ursprünglichen Route 66 ganz gut darstellt.
Gelobtes Land Kalifornien. Auch hier wurde mehr als einmal umdisponiert, was die Streckenführung anging, wobei ich bei der Straßendichte in LA vermute, dass es eigentlich egal war...
Nach einem Abstecher nach Las Vegas (liegt nicht an der Route 66) bin ich nach 10 Tagen am Ende der Route 66 angelangt (auch wenn dieser Marker am Pier ca. 1 km südwestlich des tatsächlichen Endes steht). Mit gemischten Gefühlen stand ich dann also am Pazifik: ich hatte es geschafft, aber es war auch vorbei. Ich hatte so viel erlebt und doch das Gefühl, auch viel verpasst zu haben. Ich war glücklich und traurig zugleich, ein bisschen überwältigt und definitiv sehnsüchtig. Ganz, ganz seltsam.
Noch während der Reise war mir klar: Das muss ich noch einmal machen. Eine Flut von Eindrücken ist auf mich eingeströmt und hat mich fast mitgerissen. Es war einfach zu viel, um es in einem Aufwasch zu verarbeiten. Auch habe ich ein Teilstück ausgelassen - jenes von Kingman nach San Bernhardino, weil ich ja Las Vegas besuchen wollte (was ich mir sparen hätte können). Für einen ersten Eindruck war das auf alle Fälle toll, aber ich denke, trotz allem, was ich gesehen habe und prinzipiell weiß, konnte ich immer noch nicht zur Gänze erfassen, was für eine Bedeutung die Straße eigentlich hat. Zum Teil ist das mit Sicherheit meiner "modernen" Perspektive geschuldet, aber anderer Teil hat sicher etwas mit Immersion zu tun. Und das geht halt nur, wenn man sich Zeit nimmt... Mal sehen, wann ich das wieder tun kann :-)
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