Montag, 3. Mai 2010

Reisebericht Kanada - Verkehr und Autofahren

Nein, natürlich habe ich nicht vergessen, dass noch ein paar Reiseberichte ausständig sind, aber da ich in letzter Zeit doch einiges zu tun hatte, und es ja doch ein paar Stunden von der Idee bis zur Veröffentlichung dauert, habe ich die Sache erstmal hintan gestellt. Nun sieht es wieder besser aus, und ich habe vor, meine Eindrücke peu à peu online zu stellen. Fangen wir an mit den Dingen, die man als Verkehrsteilnehmer so wahrnimmt und begeben uns erst mal auf die Autobahnen.

Rasthöfe sind eher selten, stattdessen wird der hungrige Autofahrer mit Hilfe solcher Schilder geleitet, die anzeigen, welche Lokale, Tankstellen und Hotels an der nächsten Ausfahrt zu finden sind. Es gibt für Tankmöglichkeit, Nahrungszufuhr und Nächtigung jeweils ein eigenes Schild - auch wenns von jedem nur eins gibt an der Ausfahrt.

Die bestehenden Rasthöfe sind grad alle geschlossen, und zwar alle gleichzeitig. Da kanns einem dann schon mal passieren, dass auf dem Schild "Next fuel 48 km" steht - so dicht wie hier sind die nicht überall.

Auch wird bei jeder Ausfahrt angezeigt, was für Sehenswürdigkeiten oder Freizeitmöglichkeiten es gibt. Tourismus scheint da großgeschrieben zu werden.

Und so werden die Ausfahrten beschildert. Ich darf auch auf die eher trostlose Landschaft hinweisen - ohne Musik wär so eine Autofahrt ziemlich fade, zu sehen gibts kaum was.

Vielleicht ist schon jemandem aufgefallen, dass es auf den obigen Bildern keine Leitplanken oder ähnliches gibt. Dann und wann wird aber auch in Kanada für mehr Sicherheit gesorgt als nur breite Grünstreifen in der Mitte oder am Rand.

Abgesehen von normalen Leitplanken (links im Bild) gibt es auch eine rustikale Variante mit Holzpfählen und Draht (rechts). Wofür das gut sein sollte, hat sich mir nicht ganz erschlossen, aber seltsam fand ichs.

Geschwindigkeitsschilder sehen so aus wie hier am rechten Rand. Im Gegensatz zu den USA sind sie hier in km/h angeschrieben. Schneller als 100 km/h darf man nicht, denn sonst...

... kommen diese Strafen zum Einsatz. Scheinbar sind sie recht moderat oder die Limits werden nicht überwacht, denn langsamer als 120 war kaum jemand unterwegs. Mit meinen 110 war ich so ziemlich die Langsamste, aber ich wollte mich nicht auf eine Begegnung mit der Polizei einlassen.

Die orangen Schilder stellen ebenfalls Geschwindigkeitsbegrenzungen dar, und zwar wegen Baustellenbetriebs.

Im städtischen Bereich sieht die ganze Autobahn dann schon etwas moderner aus und erinnert mehr an die Verhältnisse, wie ich sie aus Österreich oder Deutschland kenne.

Hier dachte ich kurz, ich hätte mich verirrt: ist Cornwall nicht in England, und Setting von Rosamunde-Pilcher-Romanen? Nein, ich war wirklich noch in Kanada. Man beachte auch das Schild rechts "Emergency Parking only". Als ob ein Mensch mit normalen geistigen Fähigkeiten den Wunsch hätte, sein Auto auf der Autobahn zu parken...

In der Umgebung von Toronto gibt es solche Überkopftextschilder, die den Verkehrsfluss beauskunften und einem helfen, Staus auszuweichen. Praktisch sind hier auch die Expresslines. Auf diesen kann nur Durchzugsverkehr fahren, wer abfahren will, muss rechtzeitig auf die local lines wechseln, wo man ab- und auffahren kann. Wäre wohl auch eine gute Idee für die Tangente - so würde ich das mögen.

Städte haben aber auch einiges zu bieten hinsichtlich Verkehrsführung und Schilderwald:

OTTAWA:

Straßenschilder in Ottawa sind generell bilingual gehalten. Das blaue weist auf eine "normale" Straße hin, das mit dem Maple Leaf auf eine touristisch interessante.

Wie die Amis auch haben die Kanadier eine Vorliebe für ganz viele Schilder an einem Pfosten.

Oder einfach nur ein paar Schilder auf möglichst wenig Verkehrsraum. Zum Glück war ziemlich wenig Verkehr am Ostersonntag, sonst hätte es etwas schwierig sein können, sich hier zurechtzufinden.

Das Pferdefuhrwerk habe ich in seiner Geschwindigkeit etwas unterschätzt, muss ich gestehen. Aber ich habs noch geschafft, die Touristen und das Pferd nicht zu überfahren ;)

Wie in den meisten Großstädten ist Parken in Ottawa kostenpflichtig. Hier wird noch mit altmodischen Parkuhren gearbeitet.

Und Fußgänger scheinen in der Hauptstadt für doof gehalten zu werden. Oder man will ihnen was zu lesen geben, während sie auf ihr "walk signal" warten. Auf alle Fälle finde ich eine Bedienungsanleitung für eine Fußgängerampel schon etwas übertrieben.

MONTREAL:

Montreal bedient sich einer anderen Form der Parkuhr: Jeder Parkplatz entlang der Straße ist nummeriert. Um fürs Parken bezahlen zu können, muss man sich die Nummer seines Platzes merken und die in einen Parkautomaten eintippen. Da ist mir die hier gängige Variante mit Parkscheinen, mit denen man dann auch noch woanders parken könnte, oder die man einem anderen Autofahrer überlassen kann, doch lieber. Vor allem auch, weil Parkraum durch Eigenverantwortung effizienter genutzt werden kann.

In Montreal wird nur monolingual Französisch beschriftet. Frei nach dem Motto: "Versteh's oder werde abgestraft".

Man ist sich auch nicht zu schade, Schilder mehrmals an einem Pfosten zu befestigen. Wobei Minus mal Minus doch Plus ergibt - heißt das, ich darf da reinfahren? Angenehm fand ich, dass die Ampeln runtergezählt haben bis zur Rotphase, da kann man sich frühzeitig überlegen, ob man sich beeilen mag oder schlendern kann.

Vielleicht hat ein anglophoner Autofahrer zu lange überlegt, was "ARRET" wohl heißen mag. Die unbeschrifteten Einbahn-Schilder sind überall Standard - vermutlich wäre der französische Ausdruck so lang, dass man eine Lupe brauchen würde ;)

Und so sehen die Straßenschilder in Vieux Montreal, dem alten Stadtteil, aus - damit der Tourist auch weiß, wo er ist.

NIAGARA FALLS:

Ein Schild, das ich in den USA immer schon witzig fand - reicht so ein Pfeil am Boden nicht?

Ah, zum Glück gelten auch in Niagara Falls die physikalischen Gesetzen in Bezug auf den Gefrierpunkt von Wasser. Das Schild habe ich aber auch an den Autobahnen häufiger gesehen. Die "unusual ice conditions" sind aber zu recht angeschrieben - in 200 Metern trifft je nach Wind die Gischtwolke des Wasserfalls auf die Straße.

TORONTO:

Ein bilinguales Straßenschild in Torontos Chinatown. Einsprachige Schilder sehen genauso aus, nur eben ohne chinesische Schriftzeichen.

Diese komischen Tierchen sind keine Deko - nein, sie sind Fahrradständer bzw. Fahrradankettmöglichkeiten direkt beim Royal Ontario Museum.

Während man an anderer Stelle in Toronto vorgeschrieben bekommt "Pedestrians obey your signals", nimmt man es hier nicht so genau - man muss sich auch schon mal Lücken suchen...

... oder sich als Autofahrer gar irgendwo reinquetschen.

Der letzte Blick auf Toronto, mit einem sehr unauffälligen Ausfahrtsschild auf der rechten Seite.

Anfänglich habe ich mich gefragt, warum die Kanadier eher billige Autos fahren. Dann ist mir aufgefallen, wie übel schon jüngere Baujahre teilweise verrostet sind. Dieser Voyager ist ein ziemlich schlimmes Beispiel, am Hinterrad kann man mit der Faust in den Schweller greifen. Aber auch recht neue Autos sind vor der braunen Pest nicht gefeit. Bei den harten Wintern ist es aber auch kein Wunder.

Das waren sie also, meine Verkehrsbeobachtungen. Autofahren macht Spaß in Kanada, wenngleich es sich natürlich durch die niedrige Geschwindigkeitsbeschränkung ziemlich zieht. Und mit den kleinen Unannehmlichkeiten lernt man leben ;)