Montag, 10. Mai 2010

Reise-zwischen-bericht Kanada: Öffis

Man mag es kaum glauben, aber sogar ich bin in Kanada mit den Öffis gefahren. An sich bin ich ja die absolute Verweigererin bei sowas, aber in Großstädten einen bezahlbaren Parkplatz zu finden, kann ein schwieriges Unterfangen werden. Vor allem muss man sich dann erst recht wieder von einem Ort zum nächsten bewegen. Also habe ich mich auf das Abenteuer U-Bahn eingelassen, und zwar sowohl in Montreal als auch in Toronto. Und habe ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Eine U-Bahnstation in Montreal. Soweit nichts Aufregendes, so in etwa sieht es in den meisten Städten mit unterirdischem Transportsystem aus. Man bemüht sich um etwas Moderne mit Wartezeitanzeigen und Monitoren, auf denen Nachrichten angezeigt werden - aber sowas gibts in Wien nun auch schon seit geraumer Zeit. Vor 12 Jahren auf alle Fälle, daran kann ich mich gut erinnern, waren Nachrichten, die via Beamer auf die Stationswand geworfen wurden, schon State of the Art.

Das Innenleben eines Waggons. Es scheint so, als ob eher mit großen Fahrgastmengen gerechnet werden würde - es gibt wesentlich mehr Raum für Stehplätze als Sitzplätze.

Bunte Gestaltung einer Station. Das ist aber auch nötig, denn teilweise liegen die wirklich tief unter der Erde, und man könnte doch Beklemmungen bekommen, wenn man nicht abgelenkt wird. Generell ist das U-Bahn-System in Montreal aber doch recht durchdacht und ziemlich modern.

Das zeigt sich auch an den Tickets, die ausgegeben werden. Links oben der "Fahrschein" für Montreal - eine Chipkarte. Die musste ich allerdings bezahlen, zusätzlich zum Tagesticket für 7$ wurden noch mal 3,5$ für die Karte fällig. Das haben die Verkehrsbetriebe natürlich geflissentlich unterschlagen auf der Webseite. Dafür ist das Ding bequem zu benutzen - man zieht es über eine Sensorplatte und darf durchs Drehkreuz.
Rechts ist das Ticket, das ich in Montreal bekam. Es sieht nicht nur aus wie ein Rubbellos - es IST eines. Man geht zum Schalter in der Station, verlangt ein Tagesticket und der Angestellte rubbelt den Tag frei und beschriftet noch mal ein Feld mit dem Datum. Damit darf man nun gegen das schmale Entgelt von 10$ einen Tag lang die Verkehrsmittel benutzen. Jedes Mal, wenn man in eine Station möchte, muss man das Rubbellos herzeigen, und dann wird man durchs Drehkreuz gelassen. Bin ich die einzige, der das etwas vorsinflutlich vorkommt?

So sieht das Logo der Verkehrsbetriebe in Toronto aus - so wenig modern wie so ziemlich alles andere an dieser Einrichtung. Ich bin jetzt zwar nicht die größte Öffi-Kennerin, aber ich habe doch das Gefühl, dass wir hier auf einem Stand sind, auf dem andere Städte vor 30 Jahren oder so waren.

Auch diese Station macht nicht unbedingt einen modernen Eindruck. Dazu noch gab es nur einen Ausgang - natürlich am exakt entgegengesetzten Ende des langen Schlauchs. Dabei war ich doch so fußlahm zu dem Zeitpunkt... Besonders viel Mühe hatte man sich auch nicht bei der Stationsbeschriftung gegeben: Das Wort ist einfach in die kleinen runden Flieschen gefräst und dann ausgemalt worden. Nun ja, man muss ja Geld sparen.

Im krassen Gegensatz zur sonst so veraltete U-Bahn stand diese Station beim (ebenfalls modernen) Royal Ontario Museum. Es ist ja eher selten, dass man eine Subway-Station als sehenswert klassifizieren kann, aber auf diese trifft das zu.

Die Idee mit vielen unterschiedlichen Säulen fand ich toll - aus der Anforderung eine Tugend gemacht, sozusagen.

Das ist aber auch die modernste Sache, die mir an den TTC untergekommen ist. Die Garnituren waren so alt, dass sie komische Geräusche gemacht haben. Beim ersten Mal losfahren habe ich mich irritiert umgesehen, weil ich aufgrund des Geräuschpegels einen bettelnden Musiker im Waggon erwartet hatte, so wie es in New York oft der Fall ist. Nach einigen Minuten habe ich es dann auch begriffen: Nein, da singt kein Opernbariton, das ist einfach das Geräusch, das der Zug beim Anfahren macht! Was auch sehr irritierend war: Die Vibrationen. Und zwar nicht, wenn man drinsaß, sondern wenn man sich an der Oberfläche befand. In meinem Hostel bebte alles, wenn die Subway in geschätzten 250 m Luftlinie weiter nördlich und 15 m unter dem Erdboden vorbeifuhr. Und das schien nicht an diesem Haus zu liegen - das ist mir in der Stadt immer wieder passiert. In Museen und in Lokalen begann auf einmal alles zu vibrieren, wenn ein Zug vorbeifuhr. Müsste ich da leben, würde ich wohl wahnsinnig werden. Stellt Euch mal vor - im Abstand von einigen Minuten werdet Ihr immer wieder durchgeschüttelt! Ich war also kein bisschen böse, als ich aus dem Dunstkreis der U-Bahn entfleuchen durfte...

Nicht nur U-Bahnen sind öffentliche Verkehrsmittel, sondern auch Flugzeuge. Drum habe ich hier noch zwei Flughafenfotos, deren Motive mich beim Anblick ziemlich amüsiert haben:

Ok, unter Mobilitätsassistenz verstehe ich etwas anderes, aber ich fand das Schild süß. Sozusagen ein Abschleppwagen für Menschen ;)

Mein erster Gedanke bei diesem Plakat: Kanadier fliegen also nur in den Urlaub, um sich zu besaufen? Schlagen hier die britischen Gene durch? Ok, und bei mir treiben die Vorurteile Blüten ;) Aber ernsthaft: Am Flughafen gabs im Prinzip nur Spiritousen-Werbung. Kein gutes Omen...

Ja, ich nehm schon Anlauf für interessantere Sachen - Toronto, Montreal und Ottawa sind noch ausständig. Und ein paar der besuchten Museen möchte ich auch noch vorstellen. Aber da fällt die Bildauswahl etwas schwer...