Montag, 8. März 2010

Reisebericht NYC - The religious side of the city

Ein paar kleine Reiseberichte bin ich noch schuldig, bevor ich mein Versprechen mir gegenüber eingelöst habe. Also lade ich Euch hiermit ein, mit mir einen kleinen Abstecher durchs klerikale Manhattan zu machen. Wir beginnen ganz im Süden und arbeiten uns nach Norden vor, mit einem kleinen Abstecher nach Brooklyn und nach Queens.

Wir fangen an mit einem in meinen Augen sehr symbolträchtigen Bild, einem, das mehrere Facetten von Amerika beinhaltet: Die Trinity Church als Symbol für den allgegenwärtigen Religionismus, die Flagge als Symbol für den Nationalismus und Nationalstolz sowie die Wall Street als Verkörperung des Kapitalismus.

Hier ein Detail an der Fassade. Soweit ich weiß ist es die am weitesten südlich gelegene Kirche in Manhattan, und eine der ältesten: Grundsteinlegung war Ende des 17. Jahrhunderts. Zwar steht nicht mehr der erste Bau, da die Kirche im großen Feuer von 1776 zerstört wurde, aber dennoch ist der Ort natürlich geschichtsträchtig. In der heutigen Form gibt es die Kirche seit 1846. Für fast ein halbes Jahrhundert war sie mit 86 m Höhe das höchste Gebäude in New York City.

Was hier so seltsam anmuten mag, ist ein Kunstwerk, das an die Anschläge von 9/11 erinnert. Es stellt die Wurzeln einer riesigen Plantane dar, die im Zug der Wucht des Zusammenbruchs der World Trade Center-Türme entwurzelt wurde. Wie durch ein Wunder hat sie weder Grabsteine am angrenzenden Friedhof noch die Kirche selber beschädigt.

Etwas weiter nördlich entlang des Broadways steht die nächste Kirche bzw. mehr Kapelle, die eng mit dem 11. September 2001 verbunden ist - die St. Pauls Chapel.

Auch dieses Bauwerk hat die Anschläge wundersamerweise absolut unversehrt überstanden. Das ist umso verwunderlicher, als dass es nur ein weniger weit weg vom Standort der Twin Towers steht, als diese hoch waren.

In weiterer Folge wurde hier ein Zufluchtsort für die Helfer eingerichtet - für 8 Monate wurden diese hier beherbergt und viele Freiwillige kümmerten sich um das leibliche und seelische Wohl jener, die am Ground Zero mithalfen.

Wenden wir uns einer anderen "Baustelle" zu - den Zeugen Jehovas: In Spuckweite von der Brooklyn Bridge (diese befindet sich linker Hand) entfernt steht dieser "Wachturm". Er macht nicht nur Werbung für das Zeugen-Blattl, sondern beherbergt auch einen Verlag oder ähnliches dieser Religionsgruppierung.

Und hier ein Königsreichssaal der Zeugen auf der Manhattan-Seite der Brücke. Das Bild gefällt mir besonders gut, weil es durch die lange Auslösezeit so aussieht, als ob die Autos quasi flüchten. Nur die Polizei hält aus - ob sie die Gläubigen wohl schützen muss? ;)

Das Seamen's Church Institute im historischen Southstreet Seaport-Bezirk hat nichts mit den Zeugen zu tun, verdient aber durch seine fantasievolle Architektur eine Erwähnung in dieser Auflistung.

Hier haben wir eine römisch-katholische Kirche etwas nördlich der Brooklyn Bridge, die ich nur zufällig gesehen hab, als ich auf dem Weg zur UBahn war.

Eine kleine, eher unauffällig gestaltete Episkopalkirche an der Park Avenue Ecke 21st Street.

Diese Kirche in der 29th Street Ecke 5th Avenue heißt im Volksmund "Little Church around the Corner", und die grüne Oase vor dem Gebäude ist einem englischen Garten nachempfunden. Die Kirche wurde nicht nur von vielen Broadway-Künstlern besucht, sondern ist auch sehr beliebt für Hochzeiten.

Dieser gothische Kirchturm erhebt sich in der Nähe der Pennstation in der 31st Street. Die Kirche ist Johannes dem Täufer gewidmet.

Die St. Patrick's Cathedral an der 5th Avenue auf Höhe des Rockefeller Centers ist eine römisch-katholische Kirche, die einen ganzen Block einnimmt.

Der Grundstein wurde 1858 gelegt, 1879 wurde die Kirche eingeweiht. Die Türme, die 100 m in den Himmel ragen, wurden 1888 hinzugefügt.

Und selbige Kirche noch mal von Norden nach Süden fotografiert. Trotz ihrer schieren Größe bemerkt man sie aus einigen Winkeln erst, wenn man fast schon davor steht. Grad von Norden her verschwindet sie lange hinter ihren hohen Nachbarn, denn eigentlich sind wir genau da, wo DIE 5th Avenue stattfindet - die Nobelmeile mit den teuren Geschäften.

An der Ecke zur 55th Street, direkt gegenüber des Disney Stores, befindet sich diese presbyterianische Kirche, nur 4 Blocks von der St. Patrick's Cathedral. Wir erinnern uns: direkt auf der Nobelmeile. Schon spannend, wie Konsum und Seelenheil hier zusammenkommen.

Und dem mächtigen Nachbarn muss was entgegengesetzt werden - auch hier wurde eher geklotzt als gekleckert.

Ein jüdischer Tempel an der Lexington Avenue Ecke 55th Street.

Nördlich des Columbus Circle ist die American Bible Society. Allerdings hatte ich - wen wunderts? - so gar keine Lust, mich damit näher auseinanderzusetzen.

An der 5th Avenue, direkt gegenüber des Central Park, nur zwei Blocks nördlich vom Guggenheim befindet sich die "Church of Heavenly Rest".

Nach geographischem Vorgehen müsste hier jetzt die Cathedral of St. John the Devine stehen, aber die habe ich ja bereits in einem eigenen Beitrag bearbeitet. Also gehen wir weiter zur Riverside Church:

Hierbei handelt es sich um die höchste Kirche in New York und die Nummer 26 weltweit. In Harlem gelegen wurde sie 1930 eröffnet und beherbergt seither Baptisten.

Zur Kirche gehört ein christliches Seminar, in dem unter anderem Priester und Lehrer ausgebildet werden. So wie die Kirche nimmt es einen ganzen Block in Anspruch.

Direkt gegenüber liegt dann dieses jüdische Seminar - und diese Nähe verdeutlicht auch schön, dass es zwischen den unterschiedlichen Religionen grad im Schmelztiegel New York City kaum Streitigkeiten gibt.

Noch weiter nördlich befindet sich dann "The cloisters", das ja auch in die Kirchen-Angelegenheit mit reinpasst, auch wenn es per se keine Stätte zur Religionsausübung ist. Dennoch möchte ich an dieser Stelle an das dazugehörige Posting verweisen.

Und jetzt noch ein kleiner Abstecher nach Queens:

So sehen die meisten Kirchen abseits der glänzenden Avenues aus. Sie befinden sich Wand an Wand mit Wohnhäusern, Geschäften oder anderen Kirchen, und keiner scheint das auch nur irgendwie seltsam zu finden.

Im Vergleich zum ersten Besuch im Big Apple sind mir die vielen unterschiedlichen Kirchen dieses mal etwas weniger aufgefallen. Aber sie sind dennoch allgegenwärtig und bestimmen das Stadtbild wesentlich mit. Und tragen zu einer Bigotterie bei, die meiner Meinung nach ihresgleichen zwar suchen kann, aber wohl nicht finden wird.