Mittwoch, 10. März 2010

Reisebericht NYC - Irrwege durch den Schilderwald

New York City bietet unglaublich viel fürs Auge. Nicht nur in der Hinsicht, dass die Architektur sehr viele unterschiedliche Reize bietet, nein, es ist auch an jeder Ecke Schrift zu sehen - im übertragenen wie im tatsächlichen Sinn. Dabei...

... sind laut diesem Plakat in der U-Bahn 22% der Bewohner der Stadt Analphabeten. Das ist für mich unfassbar: mehr als ein Fünftel, fast ein Viertel soll dem Umgang mit der Schrift nicht mächtig sein?! Keine Ahnung, wie man das Leben meistert, wenn man damit nichts anfangen kann. Prinzipiell stelle ich mir das an fast jedem "zivilisierten" Ort der Welt schwierig vor, besonders aber in dieser riesigen Stadt, die darauf setzt, dass man mit den vielfältigen Hinweisen und Anweisungen klarkommt. Schließlich sind diese auch essentiell für das möglichst reibungsarme Zusammenleben.

Allerdings helfen auch die eher seltenen Piktogramme nicht immer weiter. Wobei es ja so ist, dass der gelernte New Yorker die Ampeln geflissentlichst ignoriert, also ist das hier nicht weiter tragisch. Manhattan ist hauptsächlich ein Ort für Fußgänger, Autos haben nicht allzuviel zu melden. Es gibt sogar Auswüchse in die Richtung, dass es Sicherheitskräfte an Fußgängerübergängen gibt, die die Leute darauf hinweisen, dass jetzt grad "no go" angesagt ist. So viel zum Thema Eigenverantwortung.

Vielleicht müsste man sich auch nur beim Zahnarzt eine Brille besorgen, um das Problem zu lösen? Na klar, beides liegt ganz oben am/im Körper, aber was haben die Zähne außer der örtlichen Nähe mit den Augen zu tun? Es hat sich mir nicht erschlossen, witzig fand ich es dennoch. Bei meinem ersten Besuch in New York habe ich mich übrigens gefragt, wo die Leute in Manhattan ihre Brillen kaufen. Im November sind mir dann fast so viele Optiker aufgefallen wie in der Innenstadt von Göppingen (Insider :D). Entgegen dem Namen ist "Riverside Dental" nicht beim Riverside Park/der Riverside Church im Norden, sondern liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Southstreet Seaport im Süden.

Passend zur geographischen Verwirrung ist dieses Bild: Die Tierklinik liegt nämlich, dem Namen widersprechend, in Queens. Und Queens hat ein etwas verwirrendes System von Straßenbenennungen. So wie in Manhattan gibt es Avenues und Streets, und sie sind jeweils nummeriert. In diesem Bereich treffen sich jeweils Streets und Avenues in den 30ern, so wie hier die 32nd Street mit der 36th Avenue. Da habe ich mich kurz mal verlaufen, muss ich zugeben, das hat mich etwas aus dem Konzept gebracht.

Ebenfalls in Queens: Dry Cleaning bezieht sich wohl nur auf Kleidung, nicht auf Hauswände. Ansonsten wärs ein Armutszeugnis ;) Was der Zusatz "professionally done" meinen soll, ist mir aber irgendwie schleierhaft. Schließlich gehe ich davon aus, dass jede Firma, die eine Dienstleistung anbietet, diese auch korrekt ausführt. Mein unvermeidlicher Glaube ans Gute im Menschen hält sich - allen Rückschlägen zum Trotz - immer noch.

Ein Schild, drei verschiedene Schriftsysteme - warum nicht, wenn es sich ausgeht?

Eines der unvermeidlichen Exit-Schildern, die es in der ganzen Stadt überall gibt. ÜBERALL. Wirklich! Ich habe den Verdacht, dass irgendwann ein Verantwortlicher statt 200.000 Schilder versehentlich 20.000.000 bestellt hat, und diese drum überall rangepappt werden, wo es ein paar Kubikzentimeter freien Raum gibt. Das abgebildete befindet sich übrigens im Obergeschoss eines Nebengebäudes einer Kirche, und der Raum scheint nicht mal öffentlich zugänglich zu sein. Hmmm, ob den Gläubigen der Weg zur Flucht gewiesen werden soll? *g*

Dieses Banner an einem Gebäude in der Nähe der Penn Station fand ich hauptsächlich wegen des Namens des ersten Maklers interessant. Das "Häuschen", oder mehr "das Scheibchen Haus", ist aber auch einen Blick wert.

Nun ja, nicht, dass ich glauben würde, dass es im Business District überhaupt eine best route gibt. Es gibt wohl nur eine Anleitung zum optimalen Stauen... In der Gegend der Wall Street mit dem Auto zu fahren, ist schon ziemlich mutig.

Eigentlich interessant fand ich hier den Straßennamen, aber auch die Fahne mit Doppelfunktion ist nicht unspannend: Sie wirbt einerseits für die Stadt New York und deren Webseite, und andererseits feiert sie den Sieg der Yankees. Das Bild entstand übrigens eine Stunde nach dem Ende der Parade zur Feier der Championship.

Zum Thema "An jeder Ecke": An jeder Straßenkreuzung stehen mindestens zwei, oft auch vier solcher Pfosten, die einem verraten, wo man sich befindet. Was hier in der Gegend brasilianisch sein soll, hab ich zwar nicht herausgefunden, aber vielleicht verbessern solche Schilder die zwischenstaatlichen Beziehungen. Man weiß ja nie...

Ampeln, so wie man sie kennt - eine Seite darf gehen, die im 90° Winkel dazu gelegene muss stehen bleiben. Und wie das Bild schön zeigt, gibt es auch in Midtown Steigungen - wie konnte ich je glauben, dass Manhattan flach ist?

Blaue Schilder deuten auf bestimmte abgegrenzte Bereiche hin, so wie hier Korea Town, das zwar nur einige wenige Blocks beinhaltet, aber trotzdem ähnlich wie Chinatown ein fester Begriff ist. Hier sieht man auch Zahlen auf den Schildern, die helfen sollen, die richtige Hausnummer zu finden. Das ist besonders wichtig für jene Leute, die sich mit der Konvention nicht auskennen - New Yorker können einem anhand der Kreuzung die Hausnummern ausrechnen, Touristen brauchen da etwas Hilfe.

Und in Koreatown wird generell nicht an Schildern und Beschriftungen in mehreren Schriftsystem gespart. Dabei wär auf dem Gebäude doch noch Platz...

Hier kommt keiner mehr vorwärts: Radfahrer müssen Vorrang geben, Fußgänger dürfen in keine Richtung, und auch die Autos müssen stehen bleiben. Was da noch in Bewegung ist, ist fraglich.

Davon, dass die 110th Street auch Cathedral Parkway genannt wird, habe ich bei meinem Bericht über die Cathedral of St. John the Devine ja schon erwähnt. Jetzt präsentiere ich den Beweis :)

Da, wo die Riverside Church und das jüdische Theologie-Seminar sind, befindet sich dieser Wegweiser. Wir sind schon ganz schön weit nördlich...

Ein weiteres Beispiel aus der Serie: "Wie überfrachte ich einen Pfahl?". Neben dem Beinamen auf dem blauen Schild möchte ich auch auf die kleinen Freiheitsstatuen-Symbole auf den grünen Schildern hinweisen. Solche Verweise auf die Richtung, in der bestimmte Sehenswürdigkeiten liegen, findet man überall südlich des Central Park. Für weiter nördlich gelegene Gegenden kann ich keine Aussagen treffen, weil ich nicht so drauf geachtet habe.

Hier treffen zwei SEHR berühmte Straßen zusammen. Am rechten Bildrand kann man eine Struktur erkennen, die ich schon mal hergezeigt habe - ja, wir befinden uns hier vor der Trinity Church, die ich im Kirchenbeitrag schon vorgestellt habe.

Hier zeigt sich mal wieder die Multifunktionalität von Laternenmasten. Im Hintergrund ist zudem noch ein Überkopfwegweiser zu sehen, der am FDR Drive Informationen gibt.

Im historischen Bereich der Stadt, sind die Schilder nicht wie sonst meist üblich grün, sondern braun. Hier befinden wir uns in der Gegend um den Southstreet Seaport, die noch ziemlich rustikal erhalten ist, wie auch das teilweise defekte Kopfsteinpflaster zeigt.

In der Nähe des Polizeihauptquartiers südlich der Brooklyn Bridge. "The Finest" ist ein Begriff, der eine Art Synonym für Polizisten darstellt, weshalb ein ganz kurzer Straßenabschnitt (ca. 200 m) entlang des Polizeigebäudes diesen Namen trägt.

Adresse mal anders. Viele Gebäude in nobleren Gegenden haben solche überdachten Eingänge, und die Fläche wird oft genug für weitere Beschriftungen genutzt. Die Straße heißt nicht Liberty View, sondern das Gebäude wird so benannt. Allerdings befürchte ich, dass man aus der Position nicht wirklich auf die Freiheitsstatue sehen wird. Zumindest vom Grund aus geht es nicht, aber wer weiß, wie es von weiter oben aussieht. Von der Luftlinie her passts auf alle Fälle. Und ich glaub, ich fänds schon SEHR toll, vom Schlafzimmerfenster aus die Freiheitsstatue sehen zu können. Ich werd nur dafür wohl nie liquide genug sein.