Sonntag, 6. März 2011

Reisebericht special - Automobilmuseum Tupelo

Ford Edge, 2010, $ 28.500
Eines der Dinge, die mir am Lebhaftesten in Erinnerung geblieben sind von meinem Trip, ist der Besuch im Automobilmuseum in Tupelo, dem Geburtsort von Elvis. Im Jahr zuvor habe ich mich ja schon vom Automobilmuseum in Hershey verzaubern lassen, aber ich denke, dieses hier hat mir besser gefallen, obwohl die Präsentation schlichter ist und weniger Daten aufweist. In Tupelo hat meine Kamera regelrecht geglüht, in grad mal zwei Stunden habe ich fast 500 Bilder gemacht und die Akkus bis aufs Letzte ausgereizt. Ich selber war vor lauter Begeisterung richtig verkrampft, habe flach geatmet, fühlte mich irgendwie fiebrig und hätte ständig jubilieren können, wenn ich etwas Neues entdeckt habe. Wahnsinn, was da alles rumsteht - mein Autoliebhaberherz hat einige Takte zugelegt. Die folgenden Bilder sind mehr oder weniger chronologisch nach Baujahr des Hauptobjekts geordnet, die Daten und Preise sind den Schildern bei den Autos entnommen. Manche Fahrzeuge waren in Unkenntnis des damaligen Neupreises mit einer bestimmten Anzahl von Dollarzeichen gekennzeichnet, wobei $ für preisgünstig, $$ für moderat, $$$ für hochpreisig und $$$$ für sehr teuer steht.

Benz, 1886, Preis unbekannt, Nachbau
Die Ausstellung ist mehr oder weniger chronologisch aufgebaut, die Sammler haben sich bemüht, von fast jedem Baujahr zwischen 1886 und 2002 ein Fahrzeug zu bekommen, wobei ein Schwerpunkt auf sehr früheren Autos liegt und sich ein weiterer bei Autos nach dem zweiten Weltkrieg befindet. Die Daten zu den Fahrzeugen sind eher spärlich, aber eine kleine Tafel wie die hier vorne rechts befindet sich neben jedem Fahrzeug. Bei vielen ist auch ein kleiner Lautsprecher angebracht, der nach Betätigung des Knopfs einige Daten und Fakten über das Fahrzeug spuckt. So habe ich auch erfahren, dass hier kein originaler Benz steht, sondern ein Nachbau - wobei damit eigentlich zu rechnen war.

Cadillac Model A, 1903, 750$
Ja, so bescheiden hat man bei Cadillac angefangen. Wenn man sich die Preise anderer Autos dieses Baujahrs ansieht, dann waren die Fahrzeuge doch eher preisgünstig. Was ich etwas vermisst habe, war eine Tabelle, wie viel ein Dollar aus dem Jahre X heute wert ist - das hätte geholfen, die Kosten etwas einzuschätzen. Aber andererseits müsste man sowas wohl ständig aktualisieren...

(Ford?) White Steamer Model D, 1904, $ 2275
An diesem Auto - einem der wenigen aus dieser Zeit mit Dach - haben mir vor allem die geflochtenen Körbe auf der Seite gefallen. Bemerkenswert sind auch die Felgen aus Holz, die eher kurze Schnauze und die freistehende Lenksäule.

vorne: Minerva Knight, 1913, sehr teuer; dahinter: Carter Car, 1912, 1600$ sowie Sears Buggy, 1911, $ 2200. Ganz am Ende des Gangs, quer: Chevy Bel Air, 1958
Wie man an der Reihe von Autos aus den 1910er-Jahren sieht, war das Vorhandensein eines Dachs über weite Strecken alles andere als selbstverständlich. Wenigstens Kotflügel waren bald Standard, aber viele Annehmlichkeiten gab es nicht. Und da rede ich nicht von Tempomat und Sitzheizung, sondern mehr von Windschutz und akzeptabler Federung.

Ford Racer Model T, 1914, 22 Horsepower - war bei Spitzengeschwindigkeit kaum beherrschbar
Der Ford, der noch nicht gänzlich fertig restauriert sein dürfte, ist eines der wenigen Fahrzeuge, die in einer Art Kulisse stehen. Früh schon schien Tuning eine Beschäftigung für die Vermögenden zu sein, denn laut einer erklärenden Tafel gab es eine ganze Industrie, die für das Ford T-Modell modifizierte Teile hergestellt haben. Dass bei Höchstgeschwindigkeit ein Halten auf der Straße kaum möglich war, kann ich mir gut vorstellen, wenn ich mir die Bauform so ansehe...

Hispano Suiza Town Car, 1928, sehr teuer
Hispano Suiza, eine der frühen und viel zu bald untergegangenen Luxusmarken. Überhaupt begegnen einem in diesem Museum auf Schritt und Tritt Hersteller, die es heute nicht mehr gibt, die die Wirren der Weltkriege nicht überstanden haben oder die in anderen Konzernen aufgegangen sind. Neben einigen Mercedes, einem Porsche und einer Ente ist das hier eines der ganz wenigen europäischen Fahrzeuge.

Kühlerfigur eines Chevrolet Coupe, 1929, $ 595
Auch an Kühlerfiguren in diversen Ausprägungen herrscht kein Mangel in diesem Museum. Während ganz frühe Autos teilweise nicht mal einen Firmennamen prominient aufscheinen haben, sind schon bald drauf fantasievolle Figuren auf der Haube für meist höherpreisige Autos Standard. Das damalige Chevrolet-Zeichen sieht dem heutigen auch schon ziemlich ähnlich, oder? Die Verwandtschaft ist auf jeden Fall unverkennbar.

Duesenberg, 1929, eines von 472 gebauten Modellen, $ 8500 nur Karosse
Eines der exklusivsten Fahrzeuge zur damaligen Zeit war sicher ein Duesenberg. Der Name lässt zwar auf deutschen Hintergrund schließen, tatsächlich war die Firma aber in den USA zuhause. Sie hat längere Zeit noch praktiziert, was in den Anfängen des Automobils noch gang und gäbe war: jeder hat gemacht, was er am Besten konnte. Der Karosseriebauer hat somit das Außenleben fabriziert, ein Motorenbauer hat den Motor produziert und irgendwer hat das Ganze dann zu einem ganzen Auto zusammengebaut. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was das für technische Probleme verursacht haben mag... Man beachte auch hier die Kühlerfigur, die unter heutigen Umständen keinesfalls eine Zulassung bekommen würde.

Packard, 1935, $ 1060
Erinnert an Autos aus alten Gangsterfilmen, oder? Irgendwie fällt mir dazu jetzt ein Geigenkasten mit Gewehr als Inhalt ein. Die Schießscharte von Frontscheibe hat mit Sicherheit auch einen "tollen" Rundumblick geboten. Was auch sehr nett war, war die Musik, die aus den Boxen gekommen ist. Hauptsächlich früher Rock, etwas Country, nur alte Sachen. Oft hätte ich gerne mitgesungen oder habe mir vorgestellt, wie ich in so einem Auto sitze, das aufpreispflichtige Radio vorsichtig mit einem Drehknopf zu meiner Lieblingsstation dirigiere und dann mit wehendem Haar lauthals mitsingend einen Highway entlang cruise...

Graham Supercharger, 1939, $ 1225
Die Front dieses Autos hat mir gut gefallen. Keine Ahnung, wovon sie inspiriert wurde - der Mittelteil erinnert mich ein bisschen an den Grill eines Traktors. Die frühen Stoßstangen haben sicher öfter mal einen Rempler abbekommen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie viel weggesteckt haben. Und die Lichtausbeute dieser Scheinwerfer dürfte wohl eher ein dunkles Kapitel sein.

Jaguar Mark IV Convertible, 1948, $ 3964
Die liebevolle Aufbewahrung des Bordwerkzeugs ist nur eine der Besonderheiten, mit denen dieser Jaguar aufwarten kann. Auch sonst ist er sehr detailverliebt gestaltet und hat damals sicher beachtlichen Luxus geboten.

vorne: Tucker, 1948, 51 gebaut, keines verkauft; dahinter: Ford Woodie Wagon, 1941, $ 1015
Ach, wie mein Herz für vernachlässigte Automobile hier höher geschlagen hat. Ja, ich kann verstehen, das niemand das seltsame Auto mit dem dritten Frontlicht und den gegenläufig öffnenden Türen haben wollte, aber ich finde den Wagen für die damalige Zeit doch recht innovativ. Von der Farbe vielleicht mal abgesehen, aber was ist denn schon perfekt? Der Woodie Wagon ist aus einer Zeit, in der Holz eigentlich nicht mehr unbedingt für Aufbauten verwendet wurde. Bei frühen Autos war die Karosse oft aus Holz, so wie eben bei Kutschen, und bei Kombis gab es das bis in die 70er in den USA, wenn ich mich recht entsinne, aber es wirkt doch irgendwie seltsam.

Talbot Lago T26, 1951, $ 8600
Ein fast schon altmodischer Vertreter für 1951, da war diese Bauform doch schon etwas aus der Mode. Mit rein in den Bilderreigen durfte dieses Auto, weil es lila ist. Es ist nicht das Einzige in dieser Farbe, ein zweiter Wagen in violett veredelt die Ausstellung, aber dieser hier hat mir besser gefallen. Die Felgenform ist zwar nicht so mein Ding, aber die Farbe find ich toll. Her mit dem Kopftuch und den Oldies, und dann ab über breitere Feldwege *träum*

Kaiser Darrin Convertible, 1954, eines von 435 gebauten Exemplaren, $ 2550
Ein Zweisitzer mit langer Schnauze und einer Schiebetür - die Fahrertür verschwindet im Kotflügel. Keine Ahnung, wie es da mit der Crashsicherheit aussieht, aber die Idee ist für schlanke Menschen in engen Parklücken sicher eine tolle. Aber da sie sich nicht duchgesetzt hat, wird sie schon ihre Mängel haben. Auch die Front (siehe kleines Bild) ist mit dem kleinen muschelförmigen Grill nicht grad alltäglich.

Mittig: Chevy Impala Hardtop, 1958; davor: Pickup mit Hardtop, Chevy El Camino, 1960, Preise unbekannt
Bei den Kutschen aus den späten 50ern und den 60ern habe ich mir immer wieder gedacht, dass heutige Ami-Schlitten zwar im Vergleich zu europäischen Fahrzeugen groß sind, im Vergleich zu ihren Ahnen aber eigentlich geschrumpft sind. Damals wurden Autos mit langen Schnauzen und Kofferräumen gebaut, die viel Platz eingenommen haben, obwohl sie nicht ganz so viel Raum angeboten haben. Wenn man das mal gegen das typische europäische Fahrzeug derselben Zeit vergleicht, hatten es die Amis auf alle Fälle wesentlich geräumiger.

Chrysler 300F, 1960, $ 5841
Die klassische Heckflosse *hach* Die Farbe ist zwar nicht so ganz meins, aber die Form gefällt mir ausnehmend gut. Ich möchte zwar den Spritverbrauch eines solchen Schiffs nicht zahlen, aber irgendwär wär's sicher lässig gewesen, mal mit sowas durch die Straßen zu cruisen. Wer weiß, vielleicht wäre ich doch eine gute Zeitgenossin in den 60ern gewesen, mit Petticoat und weißen Handschuhen...

links: Chevy Malibu SS, 1965; rechts: Nova Chevy II, 1960
Ein kleiner Überblick über die riesige Halle. Was ich leider nicht wiedergeben kann, ist der Geruch, der da in der Luft lag, diese eigentümliche Mischung aus alten Reifen, altem Öl und Autos mit Erfahrung. Auch der Betonboden zeugte von diversen Leckagen, bei so alten Autos kann halt immer mal wieder was daneben tropfen. Die Chevys sind Teil der gerade stattfindenden Sonderausstellung. Rechts, hinter dem Nova Chevy II, steht übrigens die Ente.

vorne: Roth Wishbone, 1967, $ 8250; dahinter rechts: Triton Aero Car, 1985, moderater Preis, eines von acht gebauten Modellen; hinten Mitte in blau: Ford Mustang; hinten links in gelb: Corvette, 1969, $4781
Eines der seltsamsten Fahrzeuge der Kollektion ist sicher der rote Renner in Bildmitte. Aber auch das rechts davon befindliche Aero Car, mit dem die Amis mal auf umweltfreundlich tun wollten, sticht aus dem bunten Reigen heraus. Während ich mir für das Aero Car noch eine Straßenzulassung vorstellen kann, bezweifle ich, dass mit den beiden Zacken des Wishbone irgendwas möglich wär.

vorne: Volkswagen Super, 1974, $ 2400; dahinter: Leslie Special Convertible, "Great Race Car", 1963, sehr teuer, Filmauto aus dem Film "The Great Race" mit Jack Lemmon und Tony Curtis. Eines von zwei gebauten Exemplaren.
Der gute alte Käfer, hier gleich zwei mal vertreten, auch wenn nur das vordere Exemplar mit einer Tafel gesegnet wurde. Irgendwie kann ich mir schwer vorstellen, wie so ein Käferchen zwischen den ganzen Ami-Schlitten rumgekrabbelt ist. Das weiße Auto hinten entspricht der Form nach nicht unbedingt dem Baujahr, was daran liegt, dass der Film im frühen 20. Jahrhundert spielen soll und die Autos damals eben noch so aussahen.

vorne: Corvette, 1977, $ 8648; links: Porsche 914, 1974, moderater Preis; hinten Mitte: Ford Skyliner, 1957, $ 2942; hinten rechts: Mercury Turnpike Cruiser, 1957, $ 3845
Ach, die Corvettes. Ich kann mir zwar schwer vorstellen, wie die ohne Automatik sportlich sein sollen, aber ich würde schon gern mal so ein Teil fahren. Ein frühes, nicht ein modern weichgespültes. Ok, ich würde sehr viele Autos aus diesem Museum gern mal selber fahren, aber das wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Eine Corvette in meinem Alter sollte aber eigentlich möglich sein... Dass der Porsche als eher günstig empfunden wurde, wundert mich etwas, da sie hierzulande ja doch eher hochpreisig sind, aber wer weiß, in welchen Zusammenhang die den Preis setzen. Der gelb-weiße Turnpike Cruiser ist eigentlich hässlich, aber auf eine Art, die ihn schon wieder attraktiv macht.

Barister Corvette, 1982, Einzelstück, Auto von Liberace
Dieses Auto hingegen ist so hässlich, dass es einfach nur hässlich ist. Mit dem Kerzenständer als ganz besonderes Gimmik ist das Ding irgendwie so gar nicht mehr von dieser Autowelt. Bei diesem Auto habe ich ausnahmsweise mal andere Besucher getroffen - ich war die meiste Zeit total allein in der Halle und fand das himmlisch. Ein älteres Paar hat mich, nachdem ich wohl etwas ratlos geguckt haben muss, über den Künstler aufgeklärt. Ok, ist wohl mal wieder ein Fall von "Geld darf alles".

vorne: Camovette, 1983, unbezahlbares Einzelstück; dahinter: Ford Mustang Coupe, 1970, $3271
Auch dieser Mix aus Camaro und Corvette ist ein Fall von "über Geschmack lässt es sich nicht streiten". Wie man das Ding fahren soll, wenn man nur die Hälfte der Straße sieht, ist ein anderer Punkt, aber immerhin bleibt man dann von dem psychedelischen Exterieur verschont. Der Mustang dahinter ist wesentlich hübscher, auch wenn das Cobra-Airbrush wie ein misslungenes Tattoo aussieht. Die schwarzen Streifen auf der Motorhaube sind dafür in Glitzerlack.

Aston Martin Lagonda, 1984, mehr als $ 150.000
An diesem Punkt habe ich wirklich bedauert, dass ich keine inflationsbereinigte Konversionstabelle von alten und neuen Preisen hatte, denn ich wüsste zu gern, ob das nicht doch das Auto mit dem höchsten Neuanschaffungspreis in der Sammlung ist. Die sehr flache Schnauze finde ich seltsam, auch sonst sehe ich an der Karosse nicht viel Nobles - und Aston Martin verbinde ich mit exklusiv und gediegen. Aber jeder macht mal Fehler, oder?

Lincoln Mark IV, 1976, $ 13.386,69 - von Elvis für einen Freund gekauft. Dahinter: Toyota Camry Hybrid, 2010.
Was da an der Wand hängt und den Namen des Sängers buchstabiert, sind Plakate seiner 33 Filme. Die Sammlung hat einen Wert von ca. 55.000 $ und ist eine von nur 4 kompletten Kollektionen der Filmposter. Das blaue Auto ist eines der letzten Autos, die Elvis gekauft hat. Es ist auch der von Elvis ausgeschriebene Scheck ausgestellt (deswegen die außerordentlich genaue Kaufsumme) sowie ein Bild der Übergabe durch den Entertainer an besagten Freund. Der Toyota war einer von zwei Japanern - gemeinsam mit seinem kompakten Bruder. Die beiden dürfte ein lokaler Autohändler zu Anschauungszwecken zur Verfügung gestellt haben. Ansonsten ist hier alles Amerikanisch, mit ein bisschen europäischer Würze.

So, das war er, mein kleiner Streifzug durch dieses aufregende Museum. Für Zahlen und Fakten übernehme ich keine Haftung, die habe ich ja von den Täfelchen im Museum (und nein, ich hab sie mir nicht gemerkt, obwohl ich gerne hätte). Die Auswahl von nur 5% der Bilder ist mir sehr schwer gefallen. Aber ich denke, ich hab halbwegs den Spirit eingefangen. Ich hoffe, irgendwer hatte ähnlich viel Spaß dran wie ich. Für ich wird dieses Museum wohl unvergesslich bleiben - zu Recht, wie ich finde.