Mein letzter Stop im Süden war New Orleans. Auch hier blieb mir wegen der nicht mehr wirklich einkalkulierten Möglichkeit, das Weiße Haus zu besichtigen, weniger Zeit als mir eigentlich lieb gewesen wäre. Im Endeffekt habe ich mich auf das French Quarter beschränkt und dabei sicher die Atmosphäre der Stadt eingefangen, aber wohl auch ein eher einseitiges Bild gewonnen. Andererseits habe ich fast alles geschafft, was auf meiner Liste stand, ein zweiter Tag hätte also nicht allzuviele neue Erkenntnisse gebracht.
Wie so oft habe ich meinen Trip in der Touristeninformation begonnen, die hier am Jackson Square beheimatet ist. Eine Seite des Platzes wird von der Straße gesäumt, eine von einer Kathedrale, die restlichen beiden, einander gegenüberliegend von diesen "Langhäusern", die die ersten Mietshäuser in New Orleans waren. Im Erdgeschoss sind heute Geschäfte, ein Teil kann in seiner ganzen 3-stöckigen Pracht von 1850 besichtigt werden, ansonsten vermute ich in denn Obergeschossen Wohnungen.
In der Zeit, in der New Orleans spanisch war (1762-1803), hieß der Jackson Square "Plaza d'Armas", später wurde er zu Ehren von Andrew Jackson umbenannt, dem siebten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Sein Reiterstandbild, hier flankiert von - was denn sonst? - Palmen, steht im Zentrum des Platzes.
Wie man sieht, war das Wetter wunderschön. Was man nicht sieht, was mir aber sicher jeder glaubt, war es auch ganz schön warm :) Jackson war zwar Südstaatler, war aber eher in Tennessee tätig. Seine Verbindung zu New Orleans und somit seine Bedeutung für die Stadt ist die Schlacht von New Orleans im Jahr 1815, der letzten Schlacht des Kriegs von 1812.
Die Kathedrale von St. Louis, eben jene, die die vierte Seite des Platzes flankiert. Im Vergleich zu anderen Sakralbauten fand ich sie eher klein, aber scheinbar hat hier Religion auch keinen so hohen Stellenwert - im French Quarter sind mir sonst eigentlich keine Kirchen untergekommen.
Ein schmaler Weg führt an der Kirche vorbei ins French Quarter. Weshalb er "Pirates Alley" heißt, hat mir der Reiseführer nicht verraten, aber ich fand die schiefe Straßenlaterne, die auch als Tafelhalter fungiert, recht witzig. Vor Ort dachte ich eigentlich, sie sei einfach so schief, nähere Betrachtung hat mich aber vermuten lassen, dass das Absicht ist.
Am Mississippi-Ufer liegt der Raddampfer Natchez, der noch voll funktionstüchtig ist - Kunststück bei Baujahr 1975. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich mir vielleicht so ein überteuertes Ticket für eine kurze Fahrt flussaufwärts zugelegt, so musste es der Blick über den Fluss tun, den ich von der Anlegestelle bekommen habe.
Richtung Nordwesten ins Landesinnere.
Flussabwärts Richtung Golf von Mexiko - einige Windungen noch, dann trifft der Mississippi auf "großes Wasser".
Voodoo ist in New Orleans allgegenwärtig. Dieses kleines Häuschen nennt sich "Marie Laveau's House of Voodoo" und bietet unter anderem Zukunftsvorhersagen. Marie Laveau war eine Voodoo-Queen, gefolgt von ihrer Tochter mit demselben Namen - sowas zieht also immer, obwohl die beiden schon lange tot sind. Überhaupt begegnet einem das Esoterische hier an jeder Ecke. Überall bieten Seherinnen ihre Dienste an, Karten, Glaskugeln, die Hände der Kunden sind ihre Werkzeuge. Ein bisschen hätte es mich schon gereizt, mir anzusehen, was mir prophezeit wird, aber ich bin ein so grundvernünftiger Mensch... Und dann ist da ja noch die Option, dass mir die Vorhersage nicht gefallen hätte ;)
Die Architektur hat zwar einen Südstaaten-Stempel, aber sie ist doch wesentlich diversifizierter als zum Beispiel in Charleston. Es gibt auch noch Einflüsse aus spanischer Zeit zu sehen, es überwiegt aber die Sache mit den Veranden. Besonders gut haben mir die Gitterbögen gefallen, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie sich Metall positiv auf das heiße Klima im Sommer auswirken soll. Zumindest sehen sie wie Metall aus, aber auch Holz würde Wärme speichern.
Dieses Haus hat die Sache mit den Veranden maximiert. Als Palmenfan gefällt mir auch die Begrünung. Außerdem wird hier schon auf Weihnachten eingestimmt mit den beiden Lichterkettenengeln. Nicht weit weg von hier stand ein großer Christbaum, dessen Spitze von einer Fleur de Lis geziert wurde. Überhaupt findet man dieses Symbol an allen Ecken in der Stadt - ein Überbleibsel des französischen Einflusses.
Ist dieses Doppelhäuschen nicht allerliebst? Besonders hat mir hier der Giebel gefallen, und zwar nicht nur wegen der Flagge ;)
Die Bourbon Street war natürlich Pflicht, auch wenn ich zur Mittagszeit nichts vom Nachtleben mitbekommen habe, das hier eigentlich florieren soll. Die Straße ist aber dennoch nicht nach dem alkoholischen Getränk benannt, sondern nach dem Adelsgeschlecht der Bourbonen. Schilder wie dieses fanden sich im French Quarter eigentlich fast überall, das spanische Erbe wird also hochgehalten.
Diese Bilder von der Bourbon Street habe ich zur Mittagszeit gemacht, kurz bevor ich mir ein typisches Cajun-Essen gegönnt habe. Da war noch nicht so viel los, aber die Leute, die unterwegs waren, hatten ihre Getränke in Bechern in der Hand. Und ein großer Teil davon hatte alkoholischen Inhalt - bislang war ich in den USA an keinem Ort, an dem das möglich gewesen wäre.
Als ich nach dem Essen weiter über die Bourbon Street geschlendert bin, wurde es schon etwas schwierig, den ganzen Leuten auszuweichen, die zum Teil auch schon etwas angeschickert waren. Außerdem waren an jeder Ecke Straßenmusikanten, die zum Großteil Jazz dargeboten haben - es war also richtig Leben, an einem Samstag nicht weiter verwunderlich. Ich habe also sicher einen Vorgeschmack auf das gewonnen, was sich am Abend hier abspielt. Es tut mir so gar nicht leid, dass ich das Nachtleben verpasst habe, mir war die Stadt untertags schon zu schrill und hysterisch.
Im French Quarter ist wegen der alten Bausubstanz (was halt in dem Teil des Landes alt ist *gg*) nicht wirklich was los mit öffentlichem Verkehr. Auf der Canal Street, die das alte Viertel gegen die neumodischeren Stadtbereiche abgrenzt, fahren dann aber Trollies - gesäumt von Palmen. Keine Angst, ich habe keinen Unfall riskiert, es war grad kein Schienenfahrzeug in Sicht.
Beim Hard Rock Cafe habe ich dann wieder mein Lieblingsschild entdeckt, das ich in Paris schon mal gesehen hatte, das beim letzten Besuch aber nicht mehr da war.
Natürlich durften auch in New Orleans Museumsbesuche nicht fehlen. Das Voodoo-Museum stand ganz oben auf der Liste, sowas bekommt man sonst ja nicht oft zu sehen. Leider ist es nicht so toll aufgemacht, wie ich es sonst gewohnt bin, vermutlich auch, weil es von Privaten betrieben wird. Einen kleinen Einblick in diese etwas seltame Welt habe ich aber dennoch bekommen. Ich glaub ja per se nicht an solche Dinge, siehe auch die Weissagungen. Als ich beim Rausgehen aus dem Museum dann gestolpert und umgeknickt bin, musste ich aber doch grinsen. Wäre ich abergläubisch, hätte ich wohl vermutet, dass es was damit zu tun hatte, dass ich nicht an den ganzen Voodoo-Zauber glaube. So war mir klar, dass es einfach nur mal wieder an der Zeit war, dass was passiert, nachdem der ganze Urlaub ja bemerkenswert zwischenfallsfrei verlaufen ist ;)
Das eingangs erwähnte Mietshaus war natürlich auch einen Besuch wert. Im Jahr 1850 hat es sich also doch recht gediegen gelebt, wobei ich fast nicht verstehe, warum jemand, der sich so einen Einrichtungsstil leisten kann, nicht eher gekauft statt gemietet hat. Es sind zwar nur zum Teil die alten Möbel, aber der Stil soll dem der Mieter entsprechen, die hier gewohnt haben.
Neben Salon, Esszimmer, Schlafzimmer usw. war auch ein Kinderzimmer ausgestellt. Irgendwie kann ich mir hier keine tobenden, kichernden Kinder vorstellen... Außerdem wurden auch noch die Sklavenquartiere im Hinterhof gezeigt, die zum Teil auch als Dienstbotenquartiere genutzt wurden, weil scheinbar doch nicht mehr jeder Sklaven gehalten hat. Auf einer Infotafel hieß es, dass von den 18 Familien im Hausblock (das ganze "Langhaus") 11 Sklaven hatten, 9 Dienstboten (also eine teilweise Überschneidung - ich mag mir nicht vorstellen, wie das für die Sklaven gewesen sein musste...)
Außerdem war ich noch im French Market, bin über den Moonwalk geschlendert, habe mich durch die Historic New Orleans Collection führen lassen und habe den Garden District zumindest noch vom Auto aus besichtigt. Alles in allem war es also ein sehr vollgepackter Tag. Die Faszination, die viele für New Orleans empfinden, kann ich aber nicht so ganz nachvollziehen. Ja, die Stadt strahlt eine gewisse Energie aus, aber mir ist sie zu überdreht, zu schrill, zu bemüht in ihrer Andersartigkeit. Von allen Orten, die ich bislang besucht habe, kann ich mir hier am schwersten vorstellen, mich auf lange Zeit gesehen wohlzufühlen. Aber missen möchte ich die Erfahrung auf keinen Fall.