Donnerstag, 30. September 2010

Reisebericht Paris - Verschiedene Blickwinkel

Paris ist ja nicht nur die Stadt der Liebe, sondern auch eine Künstlerstadt. Und irgendwie hat die ganze Atmosphäre schon etwas Inspirierendes. Diesen kleinen Anstoß habe ich nur zu gerne angenommen und ein bisschen mit meiner Kamera gespielt. Die Bilder sind so gut wie nicht nachbearbeitet, ich hab sie nur dann und wann etwas gedreht, damit sie wirklich grade sind, oder einen Bildausschnitt gewählt, der das Ganze besser zur Geltung bringt oder der durchs Bild laufende Menschen außen vor lässt. An Farben und Schärfen habe ich nicht gedreht, weil ich immer versuche Dinge so zu knipsen, wie sie dann auch sein sollten - ich arbeite gerne nach dem "what you see is what you get"-Prinzip. Dann sehen wir uns mal an, womit ich im Endeffekt gespielt habe:

Ja, wer mein gestriges Eiffelturm-Posting gelesen hat, der kennt das schon. Aber ich stand da, nach fast 2 km Fußmarsch, in meinem Magen nur ein Petit Pain au Chocolat und ein Cherry Coke - also komplett im Zuckerschock. Außerdem habe ich auf diesem Spaziergang erste Eindrücke der Stadt gewonnen und war irgendwie trunken von der Pariser Luft und der Tatsache, dass ich nun endlich bin, wo ich hinwollte. In diesem seltsamen Zustand habe ich mir überlegt, wie es wohl ausgesehen haben mag, wenn frühere Touristen von dieser Stelle aus fotografiert haben, und habe im Menü einfach mal auf Sepia umgeschalten. Zu dem Zeitpunkt war ich auch noch der Meinung, hier die Kuppel des Invalidendoms vor mir zu haben - tatsächlich ist es, wie ich nun endlich herausgefunden habe, die Münze von Paris. die sich mit dieser Wölbung schmückt. Gut gefällt mir, wie robust und filigran zugleich der Eiffelturm hier wirkt.

Auch diese Perspektive kennen wir schon, und ich finde den Unterschied recht interessant. Denn hier wirkt der Eiffelturm durch das eher harte Licht viel solider, standhafter. Schade, dass die Wasserspiele am Marsfeld sich nicht die Ehre gegeben haben... Andererseits: Durch die partielle Verhüllung hat das Bild ja leider keine Postkartenqualität, und somit ist es egal.

Zurück zu meinem Zuckerschock, denn in diesem entstand auch das Bild der Conciergerie. Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte, diente unter anderem als Gefängnis zur Zeit der Französischen Revolution - Vorzimmer zur Guillotine. Dieser Baustil, den man in der Stadt immer wieder antrifft, hat mich ziemlich beeindruckt. Ich frag mich schon, wo wohl das Geld für solche Dinge herkam, denn das zahlt sich ja nicht mal eben aus der Portokassa. Eigentlich kann man die Conciergerie auch besichtigen, aber da das Wetter so schön war, wollten wir uns lieber die Stadt ansehen.

Wie zum Beispiel Notre Dame. Ich hatte komplett vergessen, dass die Türme hier oben nicht spitz zulaufen, sondern eher flach sind. Schon seltsam, was man alles vergisst, so im Laufe der Zeit. Interessant finde ich auch den Dachreiter, der sich da hinter den beiden dicken Türmen eher filigran erhebt. Aber die Geschichte solcher Bauten ist ja oft wechselhaft und mehr als eine Person wollte sich daran verwirklichen - wer weiß, wer sich mit dem Dachreiter ein Denkmal gesetzt hat (ja, die Chronik wird es wissen, aber das war ja nur so ein Gedankenspiel).

Die berühmte Fensterrosette am Portal. Von innen kann man die Farben sehen, von außen leider kaum, da wirkt alles dunkel. Darum macht auch nichts aus, wenn man hier in Sepia knipst. Ich fand die ganze Fassade sehr beeindruckend mit ihrer Detailliebe. Das sind jene Momente, in denen ich mich frage, was in Menschen so stark ist, dass sie einem Wesen, dessen Existenz unbewiesen ist, unbedingt so ein pompöses Denkmal setzen wollen. Ich bin froh, dass das geschieht, denn ohne Kirchen wären sehr viele Zeugnisse der Vergangenheit verloren gegangen, oft sind sie die einzigen Überlebenden aus gewissen Zeiten. Aber dennoch, bei großen Kathedralen beschleicht mich dieser Gedanke immer wieder.

Eigentlich würde ich mich ja gerne leichteren Gedanken zuwenden, aber auch das Pantheon war in seiner wechselvollen Geschichte zeitweise eine Kirche. Und außerdem ist es ebenfalls absolut pompös gestaltet. Man kann hier schon Details an den Säulen und der Decke sowie dem Portal sehen, innen setzt sich dieser architektonisch-gestalterische Wahnsinn fort. Schön und befremdlich zugleich. Aber eigentlich gings mir beim Knipsen hier mehr um die Perspektive, bei der die Zaunspitzen sich mit den tragenden Säulen vereint haben.

Der nächste Bau zu Gottes bzw. Allahs Ehren - die Moschee im 5. Arrondissement. Gegen einen geringen Obulus darf auch der Ungläubige sie besuchen. Während ich bei christlichen Bauten diese Praxis meist nicht unterstütze, habe ich hier die 3 Euro doch gerne ausgelegt, denn ich bislang kannte ich keine Moschee von innen, und ich war neugierig, wie sie von innen aussehen möge. Dass einer der Bögen im Hof das Minarett (?) so schön einrahmt, was eine nette Nebenerscheinung.

Diese mehrfachen Bögen, die verschiedene Höfe und Gänge miteinander verbinden, haben mich ein bisschen an die unendlichen Reflexionen in Spiegeln erinnert. Außerdem finde ich, dass sich das alles sehr harmonisch ineinander fügt. Ganz generell war ich von der Moschee beeindruckt, weil sie auf ihre Art genau so detailreich gestaltet ist, wie große christliche Gotteshäuser. Diese Eigenschaft scheint also irgendwie religionsübergreifend zu sein...

Dieses Bild ist durch die beeindruckenden Fensterblenden des Instituts du Monde Arabe entstanden. Durch lichtempfindliche Zellen wird die Größe der Öffnung der Blenden bestimmt. Durch einen der sternförmigen Teile ist dieses Bild entstanden - leider etwas diesig, da die Scheibe nicht ganz sauber war. Es zeigt (von rechts nach links) den Tour Montparnasse, das Pantheon und den Kirchturm der direkt an das Pantheon angrenzenden Kirche St. Etienne du Mont.

Aaaaah, Reflexionen. Die waren in Paris gar nicht so einfach zu finden, aber wenn man sich nach La Defense begibt, wo die modernen Hochhäuser stehen, hüpft einem sowas doch noch vor die Linse. Warum ich das Bild mag, ist selbsterklärend, oder?

Das ist ein Fensterbereich im Inneren der Grande Arche, der andere Fenster auf der gegenüberliegenden Seite spiegelt.

Und hier reflektiert der große Bogen selber in der Fassade eines Einkaufszentrums. Ja, wir waren drinnen, nein, wir haben nicht wirklich was eingekauft, außer einem kleinen Mittagessen bei Auchan, das wir dann auf den Stufen der Grande Arche verzehrt haben, während wir das Getümmel beobachtet und die Sicht über den Triumphbogen bis zur Place de la Concorde genossen haben.

Von den Stufen aus geknipst - ich habe mich zum faulen Touristen entwickelt und meine Bilder zum Teil dann auch im Sitzen von Stufen oder Bänkchen aus gemacht, wenn die Perspektive gestimmt hat. Für ein gutes Bild war ich dann aber auch immer wieder bereit aufzustehen ;)

Der Obelisk an der Place de la Concorde fotografiert durch das prächtige Tor des Jardins des Tuileries (den ich nie, nie, NIE richtig aussprechen kann. Aber zum Glück ist das ja ein Blog und kein Podcast).

Wenn wir schon bei Toren sind. Dieses hier ist weniger hübsch und viel weniger gut in Schuss, aber es hat meinen Spieltrieb befriedigt. Wenn es geschlossen ist, dann hält es übrigens Besucher des Musee Carnavalet (Stadtmuseum von Paris) davon ab, den Innenhof zu betreten.

Selbes Fotografieprinzip bei diesem Motiv - ein hübscher Rosenstrauch hat uns bei unserem improvisierten Mittagessen zwischen der Rückseite des Louvre und der Kirche St. Germain l'Auxerrois mit seinem Anblick erfreut. Ich hatte übrigens Taboulé aus einem Supermarkt und es hat mir sehr gut geschmeckt. Also ist die Rose eine kleine Mahnung, dass ich mir im Internet ein Rezept für diesen Couscous-Salat besorgen sollte, damit ich sowas auch daheim genießen kann.

Nach der kleinen Stärkung ging es in den Hof des Louvre. Das Museum haben wir uns aus Zeitgründen gespart, aber die Pyramide hat ein paar gute Fotomotive abgegeben. Ich hätte gerne auch die kleine Pyramide gezeigt, die ich hier abschneiden musste, aber da es in Paris anders als in den USA nicht üblich ist, den Weg für Fotografen zu räumen, musste ich halbe Heerscharen von Touristen aus dem Bild schneiden. Im Hintergrund sieht man den kleinen Triumphbogen, der quasi den Abschluss des Louvre-Komplex zu den Tuileries-Gärten bildet.

Hier haben wir eine der vier kleinen Pyramiden in voller Größe. Wenn man sich richtig hinstellt, dann verschwindet die große sogar dahinter - so ein Bild hab ich auch. Aber spannender ist doch, wenn man noch ein kleines bisschen von der großen Pyramide sieht, finde ich.

Wie so oft haben sich die Pariser auch gegen die Neugestaltung des Hof des Louvre gewehrt. Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, warum. Ja, es ist historische Bausubstanz, aber Paris bleibt ja nicht in der Zeit stehen. Außerdem kann ich mich ja sehr für Spannungsfelder zwischen alt und neu begeistern, und diesen Job erledigt die Pyramide mit ihren vier kleinen Ablegern ganz hervorragend. Außerdem bietet sie tolle Fotomöglichkeiten - ok, das mag den Einwohnern egal sein ;) Mir gefällt's, und mir wären noch ein paar nette Dinge eingefallen, was aber leider aufgrund der vielen Leute nicht möglich war. Da muss man wohl mal kurz nach Sonnenaufgang hin, wobei dann die Wasserspiele wohl auch noch nicht an sein werden - die hätten nämlich auch noch mal hübsche Fotos bringen können, waren bei unserem Besuch aber leider aus.

Frei nach dem Motto "Das Beste kommt zum Schluss", möchte ich dieses Foto herzeigen, das wohl jenes ist, das mir von den 1000 Stück am besten gefällt. Es ist nicht nachbearbeitet, es ist nicht überbelichtet, ich hab nur einen kleinen Trick beim Fokus-Nehmen angewandt, und das ist dabei rausgekommen, obwohl der Tag eher trüb und etwas dunkel war. Für mich hat auch dieses Bild etwas Unwirkliches, als ob die Pyramide gleich abhebt, weil die Außerirdischen zu ihrem Mutterschiff zurückwollen. Ich mag die Symmetrie der Bauwerke, wie sie sich quasi aufstellen, um dem Betrachter vor Augen zu führen, wie überlegt das alles ist. Mir gefällt, wie die Pyramide auf einmal nur mehr semitransparent wirkt, und die Objekte dahinter irgendwie verschwommen sind. Ich hab mir beim Fotografieren schon gedacht "Das ist es!", und genau diesen Gedanken hatte ich wieder, als ich mir die Bilder angesehen habe. Und irgendwie ist es für mich, als ob ich mir ein Stückchen der Stadt damit erobert hätte.