Als ich beschlossen habe, einen kleinen Teil von Amerika mit einem Mietwagen im wahrsten Wortsinn zu erfahren, habe ich beschlossen, die kleinste Kategorie zu buchen, die erhältlich war. Schließlich war ich jahrelang mit Kleinwagen wunderbar hingekommen, und auf amerikanischen Highways darf man eh nicht schneller fahren als 110 km/h. Sollte also dicke reichen.
Als ich dann bei der Mietwagenstation zur Abholung erschien, wurde mir auch prompt ein Upgrade angeboten, und zwar von dem gebuchten Economy-Car (Chevrolet Aveo or similar) auf ein hübsches schwarzes Auto, das vom verglasten Halbstock aus unten auf der Straße erkennbar war. Da ich schon sehr viel Gepäck hatte, habe ich die 6 Dollar pro Tag draufgelegt und die Schlüssel zu MÄX bekommen. Dieser Nissan Maxima war mir dann auch für fast 3000 Kilometer ein treuer Begleiter, mit dem ich sehr viel Spaß hatte.
Eigentlich war ich ja auf den ersten Blick der Meinung, dass ich etwas aus der Kategorie VW Jetta oder ähnlich bekommen hätte, tatsächlich ist der Maxima ein Premium Car, was sich auch bald gezeigt hat. Er war nämlich ganz schön groß: 4,85 m lang, 1,85 m breit und 1,47 m hoch, 1,6 Tonnen schwer und 290 PS unter der geschwungenen Motorhaube. Basispreis ist ab 30000 Dollar, womit er für amerikanische Verhältnisse schon jede Menge Geld kostet.
Von meinem ersten Motelzimmer in Braintree, MA, auf den Parkplatz runterfotografiert, wo MÄX ganz einsam und etwas dezentriert stand. Irgendwie hatte ich zwar absolut keine Probleme, das Auto in enge Lücken zu zirkeln, trotz der fehlenden Parkpiepser. Aber wenn ich ohne andere Autos als Richtlinie grad einparken sollte, dann bin ich immer sehr nah an einer der Linien gelandet. Denn irgendwie war ich der Meinung, dass die Lücken in den USA nicht breiter sein können als die, die ich gewohnt bin ;)
Selbiges in Raritan, NJ, in der Nähe von Princeton. Aber immerhin stand MÄX da direkt vor meiner Tür. Ich hab mich jedes Mal wieder gefreut, wenn ich zu dem Auto hingegangen bin, ich find, er ist schon fesch. Auf muskulöse Art. An sich nicht meine Art von Auto, aber in diesem Fall...
Ungewöhnlich gezeichneter Scheinwerfer mit hohem Wiedererkennungswert, wenn auch fast etwas gewöhnungsbedürftig. Und man kann hier auch sehen, dass der Lack nicht der Beste ist. Das Auto hatte ca. 25000 Meilen/40000 km und wurde entsprechend oft gewaschen, was man auch sehen kann.
Die passend zum Scheinwerfer gezeichnete Heckleuchte. Auffallend ist die nicht ganz schließende Tankklappe, die ich einem nachlässig reparierten Seitenschaden hinten zuschreiben möchte. Da war nämlich auch die Lackierung etwas anders. Gekauft hätte ich MÄX also nicht, wenn ich auf der Suche nach einem Gebrauchtwagen gewesen wäre ;)
Und zwar nicht nur wegen des "Buserers" am Popsch, sondern auch wegen der ziemlich billigen Innenausstattung. Davon hab ich leider kein richtiges Bild gemacht, warum auch immer. Dafür kann ich nicht mehr mit letzter Sicherheit sagen, was ich hier eigentlich abbilden wollte, als ich Richtung Boston im Stau stand ;) Das Navi, über das ich dann nicht so begeistert war, war ein portables Gerät, das nicht mal richtig festgemacht werden konnte. Es hatte eine Art Moosgummi an der Unterseite, und die Knubbel waren mit Kügelchen gefüllt. Ging in den meisten Situationen erstaunlich gut, bei scharfen Kurven oder abrupten Bremsungen flogs dann aber auch schon mal durchs Auto. Auf dem Display im Tacho ist die obere Zahl die Angabe von Miles per Gallon - der Wert entspricht ca. 8,6 l/100 km. Angegeben ist das Auto lt. Nissan mit 19 MPG in der Stadt und 26 auf dem Highway. Ich bin alles mögliche gefahren und schon auch mal im Stau gestanden, und habe ca. 28 Meilen aus einer Gallone geholt, also etwa 8,6 l verbraucht. Für dieses Auto in meinen Augen ein toller Wert.
Und hier waren die 290 Pferdchen daheim - alles unter Abdeckungen, nur an einigen, wenigen Stellen sah man bis zur Straße runter, wenn man ganz genau geschaut hat.
Mein allerliebstes Lieblingsspielzeug war ja das Keyless-Go-System. Ich musste den Schlüssel nie zur Hand nehmen, es reichte, wenn er in der Hosentasche oder Handtasche war. Hin zum Auto, Knöpfchen an der Tür drücken, Auto sperrt auf. Rein, Tasche auf den Sitz, Startknopf drücken, Automatik auf Drive und los gehts. Für mich als technisches Spielkind war das traumhaft :) Etwas gewundert habe ich mich allerdings, dass ich beide Schlüssel bekommen habe. Ich fragte bei der Anmietung ob das so gedacht sei, dass ich einen abgeben könne, falls ich einen Parkservice in Anspruch nehmen muss, wurde aber belehrt, dass die Schlüssel nicht getrennt werden dürfen. Ich hab mich gewundert, aber meine Güte, andere Länder, andere Sitten. Tja, und dann lese ich am ersten Abend, was auf dem Schlüsselanhänger steht... Ganz schlau! Als ob noch nie ein Mieter einen Schlüssel verloren hätte, oder ihm gestohlen wurde. Und dann kann man nicht mal rasch für Ersatz sorgen. Sei's drum, ich habe gut auf die Schlüssel aufgepasst und beide wieder abgegeben.
Vierrad trifft Zweirad. Und ja, ich war auch wirklich in der Fabrik von Harley Davidson drin - dazu folgt bald ein Reisebericht.
Ein Erlebnis, an das ich gerne zurückdenke, ist der Besuch in einem Diner in der Nähe von der Heshey, PA. Kaum hatte ich geparkt, kam eine alte Lady in diesem alten Riesenschlitten, und parkte sich neben mir ein. Als sie ausstieg, musste ich wirklich grinsen - sie war vielleicht 1,50 groß und sah eigentlich kaum übers Lenkrad. Ländliches Amerika wie es leibt und lebt.
Und dann und wann fühlte ich mich sogar an zuhause erinnert - hier ein ALDI im ländlichen Pennsylvania. Ich wusste zwar, dass es ALDI auch in den USA gibt, aber das war der Einzige, den ich auch wirklich gesehen habe. Natürlich war ich dann auch drin, aber ich denke, in Amerika gibt es viele bessere Einkaufsmöglichkeiten. Gegen den typischen amerikanischen Supermarkt fällt ALDI doch ziemlich ab, sowohl in Sachen Ambiente wie auch Auswahl. Beim Preis scheint sich das alles nicht viel zu geben, aber so genau habe ich natürlich nicht verglichen.
Was ich leider vergessen habe zu fotografieren, war die Aufschrift auf dem beifahrerseitigen Seitenspiegel. Da stand das typische "Objects in the mirror are closer than they appear". Offen gestanden gehe ich damit gar nicht konform. Im Gegenteil, in den amerikanischen Spiegeln sind Dinge noch weiter weg als ich es gewohnt bin. Aber vermutlich muss man sowas draufschreiben, damit man nicht verklagt wird...
In den Autozeitschriften, die ich mir in den USA gekauft habe, um einen Überblick zu bekommen, wird der Maxima jeweils recht gut bewertet. Ich bin mal so frei und zitiere aus einer:
"The highlight of the redesigned Maxima is its smooth, powerful 3,5-liter V6 that is mated to a continuously variable transmission that allows for manual overrides. Acceleration is very quick, and it gets 22 mpg overall, but on premium fuel. The ride is comfortable enough and the cabin is quiet. A low roof line inhibits rear access and visibility. Controls are simple to use and the front seats are very comfortable and supportive, but interior materials and rear-seat room aren't as impressive." Consumer Reports, späte Ausgabe 09