Nachdem man im Visitors Center ein paar kurzen statistischen Angaben geleistet hat, bekam man eine Schutzbrille und ein Headset, und dann gings auch schon los in die heiligen Hallen. "Due to recession" standen an dem Tag die Bänder still - es war der erste Tag von auslastungsbedingten Werksferien. Spannender wäre es natürlich gewesen, wenn tatsächlich Maschinen zusammengebaut worden wären, aber für mich wars natürlich in einer halbwegs ruhigen Fabrikshalle leichter, den guide zu verstehen. Der sprach nämlich schon etwas Slang, und alle Motorradteile kenne ich nicht mal auf Deutsch, geschweige denn auf Englisch beim Namen. Aber ich konnte mir sehr gut zusammenreimen, was er gemeint hat, und habe bei der Führung auch einiges gelernt. Erstaunlicherweise läuft bei Harley fast alles über eigene Herstellung, es wird so gut wie nichts von außen zugeliefert. Schon faszinierend, wie aus Blech und Metall in vielen Einzelschritten ein Fortbewegungsmittel entsteht...
Der guide wie auch die vier anderen Teilnehmer meiner Gruppe fanden es ziemlich spannend, dass ich als Frau aus Europa auf die Idee komme, diese Fabrikstour mitzumachen. Scheinbar sind Frauen selten gesehene Gäste bei Harley Davidson :) Der Tourleiter war sogar so begeistert, dass er das allen Kollegen erzählt hat, die dann auch noch einer nach dem anderen kamen, um sich mit mir zu unterhalten. Anscheinend sind ausländische Besucher doch eher ein seltenes Ereignis.
Im Besucherzentrum durfte dann auch fotografiert werden, und ich bin noch mal nach draußen gehuscht, um meine Kamera zu holen. Nachfolgend präsentiere ich Euch ein paar Impressionen von der Ausstellung, in der "hands on" gilt: Man darf die Maschinen nicht nur anfassen, man wird sogar vom freundlichen Personal aufgefordert, sich doch draufzusetzen und das Gefühl zu genießen.
In weiterer Folge wird dann gezeigt, wie so eine Harley step by step entsteht. Die Bilder sind eh selbsterklärend, also spare ich mir allzu viel eigenen Senf ;)
Die ausgestellten Maschinen reichten quer durch die Produktpalette:
Ein besonderes Service ist auch die Postkarte, die jeder Tourteilnehmer gratis verschicken darf. Man bekommt eine Karte von der Fabrik und kann sie entweder mit nach Hause nehmen oder beschriften und gratis überall hin auf der Welt schicken. Ob das nun dazu angetan ist, den Neid der Daheimgebliebenen anzustacheln, oder zu Werbezwecke gedacht ist - wer weiß ;)
Als ich dann nach dem Besuch der Fabrik Richtung Bürgerkriegsschauplätze weitergefahren bin, kam ich an einem Schild "Harley Davidson Battlefield" vorbei. Da man sich bei den Amis ja nie sicher ist, habe ich einen Moment lang überlegt, ob das so eine "adopt a battlefield"-Sache ist, bei dem jemand für ein Schlachtfeld Unterhaltskosten bezahlt und dafür seinen Namen dafür verwenden darf. Nein, es war natürlich viel simpler: Statt Opel Müller oder Toyota Fischer hieß der Händler halt "Harley Davidson Battlefield". Aber da sieht man auch, wie der "Twisted American Way of Fundraising" meine Hirnwindungen schon beeinflußt hat.