Sonntag, 20. Februar 2011

Reisebericht special - Martin Luther King Jr.

Bevor ich mich über den großen schwarzen Bürgerrechtler verbreitern kann, sollte ich ein paar Dinge über mich sagen - Dinge, die ich zum Teil erst bei meinem Besuch an den verschiedenen Gedenkstätten so wiklich begriffen, verstanden und in Zusammenhang gebracht habe. Zehn Jahre, nachdem King erschossen worden war, wurde ich in eine Familie der unteren Mittelklasse geboren, in einer Gegend, in der wegen der Textilindustrie viele Gastarbeiter ansässig waren. Ja, damals hieß das noch so... In meiner Volksschulklasse waren einige "Türkenkinder" (auch das sagte man früher so), und an keines davon kann ich mich noch irgendwie erinnern. Meine Eltern haben mich zwar dazu erzogen, zu jedem Menschen, unabhängig von seiner Herkunft oder seiner ethnischen Zugehörigkeit, freundlich zu sein, aber rückblickend behaupte ich doch, dass meine Kindheit von einem gewissen Alltagsrassismus geprägt war. Insgeheim haben meine Eltern nämlich auf Zuwanderer herabgesehen, und ich kann mich an mehrere Gelegenheiten erinnern, bei denen abfällige Äußerungen über Türken oder Jugoslawen gemacht wurden. Afrika zum Beispiel kam nur als "Land" vor (ja, wurde mir als Land, nicht als Kontinent erklärt), in dem alle arm sind und stehlen, weil sie nichts zu essen haben. Ich bin mir sicher, dass meine Eltern sich gegen diese Aussage wehren würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten, aber ich behaupte jetzt einfach, dass sie sich (und sozial gefestigte Österreicher) den Ausländern speziell und anderen Nationen generell weitgehend überlegen gefühlt haben.

So dankbar wie ich für einige Aspekte meiner Sozialisierung bin - das ist keiner davon. Als Teenager spätestens habe ich versucht zu ergründen, weswegen manche Menschen sich über andere erheben wollen, und weswegen wir nicht einfach alle gleich behandeln - so wie wir uns selber gerne behandelt sehen würden. Für mich waren Menschen einfach alle gleich, unabhängig von ihrem Hintergrund zählte für mich, was für einen Charakter jemand hatte. Das ist bis heute so, und ich denke, damit fahre ich recht gut. Ich weiß nicht, warum dieser Teil meiner Prägung keinen Eindruck hinterlassen hat bzw. zum Gegenteil geführt hat, aber ich bin dankbar dafür. Mein Leben ist durch meine offene Einstellung reicher, stelle ich mal in den Raum.

Spätestens im Oberstufen-Englisch-Unterricht wurde wohl fast jeder von uns mit Martin Luther King konfrontiert. Die berühmte "I have a dream"-Rede scheint irgendwie Pflichtstoff zu sein. Obwohl mir damals das Hintergrundwissen bis auf einige dürre Fakten vollkommen gefehlt hat, hat mich die Präsenz, das Charisma, der schiere Wille dieses Mannes da schon beeindruckt. Als ich im Reiseführer entdeckt habe, dass ich sowohl an seinem Geburtshaus als auch am Ort seiner Ermordung vorbeikommen würde, war klar, dass das als Pflichtpunkt auf die Liste kam.

King wurde 1929 in Atlantas schwarzem Stadtteil Sweet Auburn als Sohn eines Predigers geboren. Sein Geburtshaus, die ehemalige Nachbarschaft und die Kirche, in der sein Vater gepredigt hat, sind bis heute erhalten. In unmittelbarer Nähe befinden sich das vom National Park Service betriebene Museum sowie die Grabstätte von King und seiner ebenfalls in Bürgerrechten engagerten Frau Coretta. Im Museum läuft die berühmte Rede auf Bildschirmen - ich kann dem interessierten Leser nur eine Youtube-Version anbieten:

Wer dazu neigt, sich von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen, ist mit einem Taschentuch gut beraten. Ganz ehrlich - ich schaff's nicht ohne, das geht mir nah.

Das Museum selber bereitet die Fakten und das vorhandene Material multimedial auf. Neben klassischen Infotafeln, Videos, Tonbändern und Ausstellungsstücken wird auch diese künstlerische Interpretation eines der bekannten Freiheitsmärsche gezeigt. Als der Bürgerrechtler sich in den 50er für die Gleichstellung zu engagieren begann, schwelte es ja bereits seit längerem im geteilten Amerika. Im Gegensatz zu kämpferischen Typen wie Malcolm X war der studierte Philosoph und ausgebildete Prediger King der Meinung, dass nur eine gewaltfreie Lösung von Dauer sein würde. Das Ehepaar hat zum Studium der nonviolent civil disobedience vier Wochen in Indien verbracht und sich mit den Lehren Gandhis vertraut gemacht. Bald konnte King seinem Beruf als Prediger kaum mehr nachkommen, da er durch ganz Amerika reiste und den friedlichen Protest gegen die Segregation unterstützte und mitorganisierte.

Bei einer dieser friedlichen Kundgebungen in Memphis geschah es dann - vor seinem Hotelzimmer wurde Martin Luther King, der schon lange bedroht worden war und sich sicher war, nicht alt zu werden, von einem weißen Fanatiker erschossen. Er wurde nur 39 Jahre alt und hat die endgültigen Früchte seiner Bemühungen nicht mehr miterlebt. Auf diesem schlichten Holzkarren wurde sein Sarg durch Atlanta geführt, bevor er in direkter Nähe zu "seiner" Kirche beigesetzt wurde.

Beim Verlassen des Museums trifft man nach viel schwarz-weiß (im mehrfachen Wortsinn) auf einmal auf bunte Farben. Die ganze Abgrenzung zum Nachbargrundstück, die mehrere dutzend Meter lang ist, ist mit Szenen aus dem Leben und Wirken Kings bemalt. Leider kann man aufgrund der Bäume, die da rumstehen, nur Ausschnitte fotografieren. Dieser hat etwas, das mich immer wieder trifft, wenn ich es sehe - ganz rechts ist ein Demonstrant zu sehen, der ein Schild "I AM A MAN" umhat. Unverständlich für mich, dass diese simple Tatsache so lange nicht anerkannt wurde und betont werden musste.

Die Auburn Avenue, an der Geburtshaus, Kirche, Museum und Grabstätte liegen (bei strömendem Regen - aber Wissensdurst trotzt auch drohender Überschwemmung des Schuhwerks). Die Feuerwehrwache an dieser Ecke, die innerhalb von wenigen Jahren von einem gehobenen Viertel für Weiße zu einem von Schwarzen dominierten wurde, soll die erste in Atlanta sein, die schwarze Feuerwehrhmänner akzeptiert hat.

Einige Schritte weiter befindet sich das Geburtshaus von Martin Luther King, das von einer über den Stufen eingelassenen Plakette (siehe oben rechts) gekennzeichnet wird. Das Haus wurde zwar zwischenzeitlich renoviert, befindet sich aber mehr oder weniger in dem Zustand, in dem es war, als es die Eltern besessen hatten. Auch daran ist ersichtlich, dass King nicht in schlechte Verhältnisse geboren wurde - und aus seinen guten Startbedingungen so unendlich viel für die schwarze Bevölkerung gemacht hat.

Der Blick von vor dem Haus Richtung Downtown, an der linken Ecke die Feuerwehrwache.

Das Doppelgrab des Ehepaares. Coretta Scott King hat nach dem viel zu frühen Ableben ihres Gatten seine Bestrebungen bis zu ihrem Tod 2006 weitergeführt. Seit 1986 gibt es den Martin Luther King Day als Feiertag in den USA, der erst an seinem Geburtstag begangen und später auf den dritten Montag im Jänner gelegt wurde. Da die Amerikaner mit Feiertagen eher geizen, ist das eine der höchsten Auszeichnungen, die man jemandem zukommen lassen kann.

Gegenüber dem Sarkophag befindet sich eine ewige Flamme, die daran erinnern will, dass wir immer noch jeden Tag daran arbeiten müssen, dass die Ideale, die King gepredigt hat, erreicht werden.

Die Kirche, der sowohl King Sr. als auch Dr. King Jr. vorstanden, war leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Soweit ich weiß, ist sie immer noch ihrem Bestimmungszweck gewidmet, wenngleich sie natürlich auch eine Art Touristenattraktion ist.

Ein paar Tage später war ich dann in Memphis, TN, wo nicht nur Elvis gelebt sondern auch Martin Luther King gestorben ist.

Das Lorraine Motel, früher wohl mal ein durchschnittlich gutes Haus, befindet sich heute in einer recht abgerissenen Gegend. Wäre es mir nicht so wichtig gewesen, diesen Ort und das hier befindliche Bürgerrechtsmuseum zu sehen, hätte ich den Spaziergang durch den Stadtteil nicht auf mich genommen...

Auf den ersten Blick wirkt das Ganze wie ein verlassenes, nicht mehr betriebenes Motel. Die Gedenktafel, die beiden Oldtimer hinter einer Mauer und ein weißer Kranz weisen darauf hin, dass hier nichts so ist, wie es scheint. Die Oldtimer sind im übrigen nicht die tatsächlichen Autos, die damals da standen, sondern nur baugleiche (und mitsamt der entsprechenden Hinweistafel von der Bank of Amerika gesponsort...).

King wurde, als er Zimmer 306 verlassen wollte, um zum Abendessen zu gehen, von einem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus erschossen. Den Bau gibt es nicht mehr, wohl aber ein neues Gebäude, das einen Teil des Civil Rights Museums beherbergt. Dort kann man sich ansehen, wie das Badezimmer ausgesehen haben muss, aus dem der Schütze gefeuert hat, und mit welchen Methoden die Ermittler vorgegangen sind, um den Mörder zu kriegen.

Im Museum selber ist striktestes Fotoverbot, was sehr schade ist, denn die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung, der Segregation, der Sklaverei ist sehr schön aufgegliedert und mit den verschiedensten Mitteln begrifflich gemacht. Das Gänsehaut-Highlight ist aber das ehemalige Zimmer 307: das wurde vollständig entfernt und die Wände durch Glas ersetzt. So kann man quasi durch Glas und Zeit sehen, wo King seine letzten Minuten verbracht hat.

Für mich waren die Besuche "beim" charismatischen Bürgerrechtler außerordentlich lehrreich und persönlichkeitsbildend. Hätte ich damals gelebt - ich kann nur hoffen, ich hätte die Courage und den Charakter gehabt, dieses Anliegen zu unterstützen. Wer mehr über diesen bemerkenswerten Mann erfahren will - der Wikipedia-Artikel ist gut und nennt genau die Fakten, die ich vor Ort ebenso erfahren habe.

Reisebericht special - Gone with the Wind

Margaret Mitchell - wer ist das? Ich denke, den meisten Frauen zumindest ist der Name ein Begriff: Sie ist die Autorin des wohl berühmtesten Südstaaten-Epos der Welt: Vom Winde verweht. Da die Autorin in Atlanta lebte, habe ich mir die Chance nicht entgehen lassen, mich etwas näher mit dem Ganzen zu beschäftigen. (Alter beim obigen Zitat - 14)

Links vom Eingang befindet sich die Zwei-Zimmer-Wohnung, in der das Werk entstanden ist. Mitchell lebte hier mit ihrem zweiten Ehemann und hat sich über Jahre hinweg immer wieder an die Schreibmaschine gesetzt, um die Erinnerungen an die Erzählunges ihres Großvaters aufzuschreiben und in Romanform zu fassen. Besagter Großvater hatte im Bürgerkrieg gekämpft und sich sehr bemüht, das Wissen an seine Enkelin weiterzugeben. Eigentlich war Mitchell Journalistin, musste ihren Job aber wegen einer Erkrankung an Füßen und Knöcheln aufgeben. Ihr Wissen bezüglich des Schreibens hat sie also in ihrem Roman verwertet - obwohl sie nie geplant hatte, ihn zu veröffentlichen.

In der liebevoll ausgestatteten, nur mittels Führung zugänglichen Wohnung, die die begütert aufgezogene Mitchell "das Loch" nannte, war fotografieren nicht erlaubt. Im angeschlossenen kleinen Museum, das sich im Hauptraum mit dem Buch und im Nebenraum im Hof mit dem Film befasst, durfte die Kamera aber ans Werk. Unter anderem sind die Buchcover aus den unterschiedlichsten Teilen der Erde mit den verschiedensten Sprachen und Schriftzeichen ausgestellt. Zudem wird das Leben der Autorin beleuchtet, ihre Schreibmaschine ist ausgestellt, es wird auf die karitativen Werke eingegangen, die sie unterstützt hat. Immer wieder wird Mitchell aufgrund ihrer Beschreibung der Sklaven Rassismus unterstellt, tatsächlich hat sie bereits als Debütantin 1920 bei Organisationen geholfen, die sich um Schwarze gekümmert haben (damals gabs noch Segregation...).

Seiten des Originalmanuskripts mit Korrekturen. Eigentlich wollte Mitchell nicht veröffentlichen, sie schrieb die Geschichte für sich selber. Eines Tages ließ sie sich breitschlagen und hat einem Literaturagenten das Manuskript mitgegeben, damit er es lesen kann. Sie dachte, es sei nicht gut, sie hatte immer Zweifel an ihrem Werk, das sie hauptsächlich für sich selber verfasst hatte. Also versuchte sie ihn per Telegramm zu stoppen und dazu zu bewegen, ihr das Buch wieder zurückzuschicken. Er hatte aber schon angefangen und war begeistert. Einzig am Namen der Hauptfigur hatte er etwas auszusetzen - Pansy (dt. Stiefmütterchen) war für diese energische Frau nicht passend. Das englische Wort für scharlachrot (scarlet) passte da doch viel besser. Was wäre gewesen, wenn Mitchell ihren Willen bekommen hätte und das Epos in der Schublade versauert wäre? Millionen von Frauen wären um einen bemerkenswerten Feh-Knüller ärmer, viele, viele Männer würden in wundersamer Ahnungslosigkeit leben, was für einen Heulfilm ihre Liebste versäumt hat.

Im "Filmraum" ist dann etwas zu finden, auf das das Museum sehr stolz ist: die Eingangstür von Tara. Hier handelt es sich nicht um einen Nachbau sondern um das Original, das am Set für gewisse Szenen verwendet wurde. Außerdem kann man sich Ausschnitte aus der Dokumentation zum Film ansehen, sich mit Kostümzeichnungen beschäftigen und mit der Crew in Anekdoten eintauchen.

Der Film: 1939 mit bis dahin unbekanntem Budget in einer absurden Tour de Force als einer der ersten Farbfilme gedreht, darf man ihn wohl als einen der erfolgreichsten, berühmtesten Streifen aller Zeiten betrachten. Als Kind habe ich ihn mehr als einmal "durchlitten" und nie verstanden, was an diesem Hin und Her und der Heldin auf der Treppe so taschentuchwürdig ist. Als Vorbereitung auf den Trip hab ich mir den Spaß gegönnt und mir das Epos in voller Länge zu Gemüte geführt. Ich habe zwar nicht geheult, obwohl ich tendenziell nah am Wasser steh, aber ich habe bewundert, wie die das damals alles hinbekommen haben. Einige Meilen nördlich von Atlanta, in Marietta, steht ein Museum, das sich hauptsächlich mit dem Film und dessen Begleiterscheinungen beschäftigt - also musste ich da hin.

Unter anderem hängt in der großen Halle, die von Regalen und Vitrinen nur behelfsmäßig eingeteilt wird, das Originalschild der Produktionsfirma. Ich frag mich, wie oft die Leute davor waren, alles hinzuschmeißen, bei all den Problemen, die während der Dreharbeiten aufgetaucht sind.

Ein Modell von Tara, dem Herrenhaus in der Geschichte. Ich frag mich, ob meine Idee von Südstaatenarchitektur wohl hierher rühren mag, schließlich wurde ich mehrmals damit konfrontiert. Das Haus ist absolut liebevoll gestaltet, von der Rückseite kann man verschiedene Räume einsehen, die, soweit sie im Film vorgekommen sind, originalgetreu und maßstabsgerecht eingerichtet sind. Es gibt noch einen weiteren Nachbau des Hauses sowie der Nebengebäude in einem anderen Teil des Museums. Das zweite Modell ist allerdings nicht eingerichtet, was es aber nicht weniger liebevoll gestaltet wirken lässt. Die ganze Sache hat auch bis heute ihre Anziehungskraft nicht verloren - das zweite Modell ist aus dem Jahr 2009.

An den Wänden und in den zahlreichen Vitrinen befinden sich Filmplakate, Ausgaben des Buches aus aller Welt und Memorabilia sonder Zahl. Nicht nur industriell gefertigte Dinge, die als Merchandising vertrieben wurden, sind zu sehen, sondern auch zahlreiche von Fans in Handarbeit gefertigte Sachen - Zeichnungen, Stickereien, Näharbeiten oder Töpferwaren, um nur einige zu nennen.

Sogar dem "Nachfolgeroman" von Alexandra Ripley wurde ein kleines Plätzchen eingeräumt, auch wenn er von Fans meist eher kritisch gesehen wird, da die Hauptfigur deutlich verändert daherkommt. Mitchell hatte sich ja immer gewehrt, einen Nachfolgeband zu schreiben, hat auch nie ein "Ende" für die Geschichte preis gegeben. Für sie war das Buch so, wie es sein sollte. Sie hat sich auch geweigert, an dem Film groß mitzuarbeiten, hat die Fragen des Studios nur sehr widerwillig beantwortet.

Neben einigen anderen Requisiten vom Set oder Schenkungen der Schauspieler sind auch ein paar Kostüme ausgestellt, so wie dieses pompöse Kleid.

Damit die Besucher nicht in Zweifel kommen, wird mit Bildern aus dem Film belegt, dass diese Sessel tatsächlich in der Eingangshalle zu sehen waren. Sonst könnte da ja jeder kommen...

"Barbie"puppen mit Miniaturkleidern, die von den Filmkostümen abgekupfert wurden, schienen eine Zeit lang sehr beliebt zu sein. Auf alle Fälle hat das Museum eine erkleckliche Sammung davon. Was der Holzschnitt in der Mitte sollte, ist mir hingegen ein Rätsel - aber er zeigt, dass man mit allem Geld machen kann. Diese Merchandising-Sache schlug im Fall von "Vom Winde verweht" ohnehin Wellen, die mir nicht mehr geheuer sind. Wenn man bedenkt, dass das vor über 70 Jahren war und sich dann die Flut an Dingen vor Augen hält, die man dazu kaufen konnte, wundert mich bei modernen Hysterien wie *hust* Tweileit *hust* nichts mehr...

Damals durften die Schauspieler sogar noch Werbung für Zigaretten machen, so wie hier der Darsteller des Ashley. Wenn ich nur nachvollziehen könnte, was Scarlett an Ashley gefunden hat... Aber scheinbar war die Scarlett-Mimin Vivian Leigh, die aus tausenden von Schauspielerinnen auserkoren wurde, von ihren männlichen Kollegen wenig überzeugt. Von Rhett Butler ist überliefert, dass er sie ebensowenig mochte. War sicher "lustig" am Set ;)

Beim Rausgehen aus dem Museum fiel mir dann noch diese Plakette am Zaun vor dem Museum auf - einen Deutschlandbezug gibt es also auch noch.

Aus dem Margaret Mitchell-Haus habe ich mir eine Ausgabe des Buchs mitgenommen - auf Englisch, versteht sich. Aufgrund diverser Umstände *räusper* bin ich noch nicht dazugekommen, mich damit zu befassen. Ich bin schon gespannt, wie schwer ich mir mit 75-80 Jahre altem Englisch tun werde. Und wie viele Details der Film ausgelassen hat. Mal sehen, wann ich das schaffen werde...

Samstag, 19. Februar 2011

Reisebericht special - Coca Cola

Coca Cola-Werbung ist in den Staaten nur kein besonders seltener Anblick - wie vermutlich in den meisten den über 200 Staaten, in denen das braune Zuckerwasser vertrieben wird. Dementsprechend bin ich häufiger mal "drüber gestolpert", auch wenn ich nicht allzu oft auf den Auslöser gedrückt habe.

In der Georgia Music Hall of Fame konnte ich mich aber beim Anblick dieses antiken Cola-Automatens nicht wirklich halten. 10 ct hat eine Flasche damals gekostet, und sie war noch mit einem Kronkorken verschlossen, dessen Öffnung am Automaten möglich war. Wenn ich mich recht entsinne, waren auch die Cokes, die wir als Jugendliche aus dem Automaten in der Schule ziehen konnten, noch so verschlossen. Ach, ist das lange her *nostalgisch werd*

Auch dieser mit Memorabilia geschmückte Raum befindet sich im Musikmuseum in Macon. Hinter mir steht eine Musicbox, aus der ich mich bei der Aufnahme habe beschallen lassen. Wie es in den 50ern wohl zugegangen sein mag in so einem Lokal und ob die Bedienung auf Rollschuhen kam?

Einer der ersten Eindrücke vom Museum of Coca Cola in Atlanta. Die Getränkeautomaten sind ja sehr passend platziert. Und nein, es sind keine Konkurrenzprodukte dabei, alles, was man hier erstehen kann, wird von Coca Cola gefertigt. Wie ich bei meinem Besuch gelernt habe, ist das viel, viel mehr als man sich als Konsument gemeinhin vorstellt.

In diesem Jahr feiert das beliebte Getränk seinen 125. Geburtstag (Patentierung 1886, also ein Jahr nach Carl Benz' erstem Auto). Natürlich haben sich in dieser Zeit jede Menge Werbetafeln und ähnliches angesammelt, die das Museum tapfer aber etwas hilflos versucht zu präsentieren - zu groß ist die Flut an Dingen mit dem geschwungenen Schriftzug. In diesem Raum sammelt sich die jeweilige Gruppe, die dann von einem Angestellten bespaßt wird, bis der große Kinosaal den nächsten Schwung Besucher aufnehmen kann. Es gibt auch Vitrinen mit Ausstellungsstücken, die Teil der interaktiven Präsentation sind - ja, die Besucher dürfen mitarbeiten und Fragen beantworten oder Meinungen abgeben. Sehr demokratisch das alles ;)

Einige Dinge stechen aus dem sich wiederholenden Merchandising-Zeugs heraus, wie diese recht neuen Kuschelknutscher, oder wie auch immer man die Wuscheldinger mit den überdimensionierten Mündern nennen will. Jetzt rächt es sich, dass ich ohne Fernseher lebe, denn sonst könnte ich eventuell einschätzen, wann die durch die Werbung gehopst sind. Aber ein, zwei Mal sind sie mir auch untergekommen, ich vermute mal im Kino.

Nachbildung eines typischen Sodafountains in einem Lokal des frühen 20. Jahrhunderts. Hier werden die an sich so entspannten Coke-Leute aber etwas humorlos - man darf nix anfassen und an die Bar setzen ist auch nicht erlaubt. Nicht so schlimm, zum Sitzen gibt es einige Kinosäle, in denen Filmchen zu verschiedenen Aspekten der Prickelbrause laufen, und zu trinken gibt es so viel man will in einem Saal voller Getränkeautomaten, die Limo aus aller Welt spucken.

Der Schriftzug hat sich - seit man sich gegen 1890 drauf geeinigt hat, wie er ausehen soll - kaum verändert. Einmal wurde er dezent modernisiert, ist aber absolut wiedererkennbar geblieben. Die vielen unterschiedlichen Dinge aus aller Welt, die mit dem Emblem verziert sind, zeigen auch schön die Konsistenz - die Schrift ist immer dieselbe, egal in welcher Sprache eine Aufforderung zum Konsum dabei steht. Und ehrlich, es ist schier unfassbar, auf was man nicht alles einen Markennamen drucken kann. Nicht nur die Ausstellung sondern auch der mit "geräumig" eher vorsichtig beschriebene Gift-Shop können hiervon Bände erzählen.

Die Sache mit den Flaschen und den Sixpacks und überhaupt - ist eine recht lange. Ganz am Anfang war der Sirup. Damit konnte im Geschäft/Lokal Cola gemacht werden. Auf Dauer war das aber wenig praktikabel und die Leute wollten auch außerhalb von Verkaufsstellen Zugang zu ihrem neuen Lieblingsgetränk. Dafür musste auch erst mal ein Behältnis geschaffen werden. Wie auch der gleichbleibende Schriftzug hat sich das Design der Flasche im Lauf der Jahrzehnte nur minimalst geändert, von Anfang an war sie sexy geschwungen. Und erst, als man begann, Coke in Flaschen zu füllen, kam auch die Kohlensäure hinzu. Fragt sich nur, warum das Gelabber bis dahin schon Fans hatte ;) Nur eine von den kleinen Flaschen mitzunehmen, war aber wenig zielführend, weswegen bald begonnen wurde, Gebinde zu machen - wie obige Sixpacks. Der Preis einer Flasche lag übrigens bis nach dem 1. Weltkrieg bei 5 ct/Flasche und somit war das Getränk für die Massen leistbar.

Aufgrund des großen Erfolgs wurde bald diversifiziert. Teils wurden im Haus neue Getränke entworfen, teils wurden Firmen zugekauft. Heute hat der Konzern mehrere Hundert verschiedene Wässerchen, Säftchen und Limos im Angebot, wobei die sich bis auf einige wenige hauptsächlich auf nationale Märkte beschränkt sehen.

Damit der Besucher weiß, was auf anderen Kontinenten so angeboten wird, gibt es besagten großen Raum mit vielen Getränkespendern. Da kann man sich durch einen Teil der Palette kosten. Bei meinem Besuch grad neu eingeführt wurde ein mit Touchscreen bedienbares Teil, das hunderte von Sorten auf Lager hat. Klingt kompliziert, ist aber recht einfach, denn nicht das fertige Getränk hängt am anderen Ende, sondern nur der Sirup. "On Demand" mit Wasser gemischt sprudelt dann Limonade aus dem Gerät. Coca Cola macht im Übrigen selber gar kein fertiges Produkt - die Abfüllrechte werden regional oder national an Firmen vergeben, die dann den Sirup von Coca Cola bekommen und vor Ort mittels Wasser und Süßungsmitteln die begehrte Erfrischung produzieren. Nicht nur, aber auch deshalb schmeckt Cola nicht überall auf der Welt gleich. Und ja, ich schmeck schon auch einen Unterschied zwischen österreichischem und amerikanischem Süßstoff-Kohlesäure-Gemisch. Nein, es liegt nicht nur am Chlor im Wasser auf der anderen Seite des Atlantiks ;)

Neben Werbung steht natürlich noch mehr Coke-bezogenes Zeug in dem Museum rum. Unter anderem diese überdimensionalen Flaschen, die von Modedesignern anlässlich irgendeiner Fashionweek gestaltet wurden. Kann sich jemand vorstellen, den Inhalt so einer Flasche zu vernichten? Ich nicht, obwohl ich Coke Zero (immer noch) mag. Aber wird doch schal, bis man am Boden angelangt ist...

Eine Ecke weiter finden sich dann diese kulturspezifisch gestalteten Flaschen. Zum Teil handelt es sich um richtige Kunstwerke. Wo ich leider nicht draufgehalten habe, was mir jetzt sehr leid tut, war die Flasche nahe dem Eingang, die mit Perlen verziert war - mit diesen kleinen "Indianer"-Perlen, mit denen auch zum Beispiel Mokassins verziert sind. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit das gewesen sein muss - wie viel Mühe hinter einem kleinen Schmuckstück aus den widerspenstigen Dingern steckt, weiß ich wohl. Aber extrapolieren kann ich's beim besten Willen nicht.

Ein aktives Leuchtschild in Downtown Atlanta - klar, da kann nicht gespart werden. Das Ding hat auch ganz lustige Sachen gemacht, als Epileptiker oder so sollte man eher nicht davorstehen.

Ob das Schild nun alt oder auf alt gemacht ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Da es sich aber neben einem Schwung alter Autos in Underground Atlanta befindet, würde ich mal auf ersteres tippen.

Ein paar der alten Lieferwägen von Coca Cola sind erhalten geblieben - so wie dieser hier vor Graceland, der Residenz von Elvis. Und der große Entertainer ist bald Thema eines weiteren Postings.

Reisebericht Atlanta - 14. (und 15.) Nov. 2010

Ausblick von meinem Motelzimmer in Atlanta. Natürlich hätte ich das Hard Rock Café auch ohne diese Aufforderung besucht, aber ich hab mich gefreut, dass mein Balkon Aussicht auf dieses Schild hatte.

Reisen ist natürlich auch viel Gefühlssache. Atlanta sieht zwar manchmal ein bisschen aus wie Manhattan, aber eigentlich fühlt es sich mehr an wie Washington DC. Ganz seltsame Sache, wirklich, aber gegen Gefühle kann man so schwer ankommen. Und überhaupt muss man nicht alles erklären können, oder?

Obwohl, so freistehend sind Wolkenkratzer in Manhattan selten, da reckt sich fast alles irgendwie in die Höhe. Der Megapolis-Effekt von Atlanta ist sicher auch den sehr breiten Highways geschuldet, die in die Stadt führen, und der schön beleuchteten Skyline.

Generell hab ich das Gefühl, dass Downtown Atlanta im Endeffekt hauptsächlich eine Ansammlung von Hotels ist. So viele große Hotels habe ich eigentlich noch nie auf einem Fleck gesehen. Dazu passt, dass Atlanta den Flughafen mit dem höchsten Passagieraufkommen weltweit hat - 75 Mio. Fluggäste pro Jahr müssen ja auch irgendwo unterkommen. Wenn ich mich recht erinnere, war mein Vater während meiner Kindheit und Jugend auch häufiger mal zu Messen in Atlanta.

Aber natürlich gibt es da nicht nur Hochhäuser, sondern auch Relikte aus früheren Tagen, die sich irgendwie gegen die Modernisierung behaupten konnten.

Ach, da hab ich doch glatt noch mal eine Reflexion gefunden ;) Dieses Gebäude hat von mir wegen des Dreickes an der Oberkante den Spitznamen "Envelope Building" bekommen. Keine Ahnung, wie es wirklich heißt oder was da drin passiert - ich fand's aufgrund der Optik einfach passend.

In Atlanta ist auch die Hauptzentrale des Softdrink-Riesen Coca Cola. Der rot-weiße Schriftzug ist in Amerika generell recht präsent, in der Heimatstadt verstärkt sich der Effekt noch. Nicht zuletzt, weil sich hier neben des Konzernsitzes auch das Coca Cola-Museum befindet. Natürlich musste ich mir ansehen, wie die Amis die Prickelbrause fabrizieren, aber aufgrund der Fülle der Coke-bezogenen Bilder werde ich dafür ein eigenes Posting basteln.

Die größten Attraktionen - CNN und Coca Cola - liegen nur durch den Centennial Olympic Park getrennt in Downtown. Die Fläche ist OlympiateilnehmerInnen gewidmet und weist mehrere Wasserflächen, Statuen und mit Medaillengewinnern gepflasterten Platz auf.

Zwar denke ich nicht, dass das hier als Reflecting Pool angelegt war, aber auch diese Funktion erfüllt das Wässerchen. Das Holiday Inn im Vordergrund ist im Vergleich zum zylindrischen Westin winzig.

Wenn ich in einem Hotelzimmer den Fernseher anmache, dann suche ich immer als erstes CNN. Was bei Radionachrichten NPR ist, ist im Fernsehen CNN. Als mir der Reiseführer also verraten hat, dass ich die Zentrale von Ted Turners Rund-um-die-Uhr-News-Channel gegen einen geringen Obulus besichtigen kann, war ich natürlich gleich Feuer und Flamme.

Nach einer Sicherheitskontrolle geht es über die größte freistehende Rolltreppe der Welt durch den überdimensionalen Globus zu den Studios. Die Tour ist interessant aufgemacht und bietet Neulingen einen netten Einstieg in die Welt der Fernsehnachrichten. Unter anderem wird gezeigt, wie die Sache mit dem Green Screen funktioniert und wie ein Teleprompter arbeitet. Durch ein großes Glasfenster kann man zusehen, wie die aktuelle Sendung "aufgezeichnet" und mit nur ein paar Sekunden Verzögerung gesendet wird. Das Studio zu sehen, das sonst nur am Fernsehschirm auftaucht, war schon ein Erlebnis.

Nachdem ich die Technologie ausreichend bewundert hatte, ging es wieder raus auf die Straße, wo der Himmel endgültig aufgerissen hatte und diese Kutsche somit noch märchenhafter aussehen ließ.

Die nächste Station war Underground Atlanta, ein riesiger unterirdischer Einkaufskomplex. Worauf ich nicht vorbereitet war, waren die alten Autos in Museumsqualität, die dort an jeder Ecke rumstehen - ohne Absperrung oder ähnliches, aber mit Informationen. Dieses spezielle Modell hat Holzfelgen - unfassbar, dass sowas wirklich gefahren ist. Geshoppt habe ich dort nicht, aber wegen der alten Autos sehe ich den Besuch als vollen Erfolg.

Die goldene Kuppel des Georgia Capitol erhebt sich weithin sichtbar - wenn halt grad keine Hochhäuse im Weg stehen. Von Underground Atlanta aus kann man sie auf alle Fälle toll knipsen.

Die Figur auf der Kuppel erinnert in ihrer Pose ein bisschen an die Freiheitsstatue, ist aber deutlich kleiner geraten.

In meinem "Licht"-Posting hatte ich ja behauptet, dass eine witzige Türmchen-Konstellation von einer Kirche ist - hier ist nun der Beweis dafür. Was man auf dem Bild auch sehen kann, sind die Obdachlosen, die hier Zuflucht suchen. An die Kirche grenzt ein Park an, der umzäunt ist. Auf dieser Begrenzung waren alle paar Meter Obdachlose in Schlafsäcken aufgereiht, mit zerlumpten Habseligkeiten vor sich. Mir war klar, dass es in einer Stadt wie Atlanta grad bei der momentanen wirtschaftlichen Situation einige Obdachlose geben muss, aber irgendwie fand ich es dennoch verstörend.

Das "Puzzle" auf der Seite ist der Grund für dieses Foto. Es hat zwar ein, zwei Sekunden gedauert, aber dann habe ich es erkannt - das ist der Grundriss von Georgia mit all seinen Counties. Wirklich überrascht hat mich aber, dass Georgia "The Peach State" ist - von Pfirsichen habe ich aber nirgends was gesehen. Schade eigentlich.

Wie man hier sieht, ist Atlanta nicht unbedingt eine Stadt für Fußgänger - hier werden andere Prioritäten gesetzt.

We will rock you - ja, ich lass mich gerne rocken. Die Musik in so einem HRC ist immer gut, das Essen halbwegs genießbar. Die Leidenschaft hab ich wohl von meinem Vater - wenn irgendwo ein Lokal zu finden ist, bin ich auch schon drin. Das steht immer auf meiner Liste :)

Und am Ende des Tages bleibt - REGEN. Und dieser Guss hat zwar nicht sieben, aber immerhin zwei Tage Regenwetter eingeläutet, während derer ich unfassbar nass wurde. Dazu aber ein anderes Mal mehr...

An meinem zweiten Tag in Atlanta habe ich Martin Luther King Jr. besucht und mich mit "Vom Winde verweht" beschäftigt. Mehr dazu in weiteren Postings :)