Sonntag, 6. Dezember 2009

Reisebericht: Washington DC, Mi. 18.11. und Do. 19.11.

Washington hat mich ja eigentlich nicht so vom Hocker gehauen. Die Stadt ist mir irgendwie zu ernst, zu streng, so wirklich wohl hab ich mich dort nicht gefühlt. Dazu kam, dass am Donnerstag das Wetter eher bescheiden war: Neblig, regnerisch, so gar nicht einladend. Also habe ich mein Programm größtenteils mit meinem süßen, mit bunten Blumen bedruckten Miniknirps in der Hand abgespult. Erstaunlicherweise habe ich es dennoch in nicht ganz eineinhalb Tagen geschafft, fast 450 Bilder zu schießen. In Anbetracht des Wetters sind sie natürlich nicht soooo der Reißer, aber ich denke, man kann sie durchaus gelten lassen.

Hier mal ein Eindruck vom Wetter… Nicht zu Unrecht heißt der abgebildete Stadtteil “Foggy Bottom” ;)


Dann sehen wir uns mal an, was ich sonst noch so zustande gebracht habe:

Das war mein erster Eindruck von Washington. Ich musste quer durch die Stadt fahren, um zu meinem Hotel zu gelangen. Und auf einmal sehe ich das Capitol dastehen, einfach so, vollkommen unprätentiös. Das war mir dann doch mal ein Bild durch die Windschutzscheibe wert ;)


Am ersten Abend gings dann direkt zur berühmtesten Adresse in den Vereinigten Staaten: 1600 Pennsylvania Avenue. Da steht das weiße Haus. Rein durfte ich leider nicht, weil ich mich nicht vorangemeldet hatte, aber durch den Zaun und von oben (Washington Memorial) sind mir einige Bilder gelungen.

Von vorne, durch den Zaun gegriffen (und kein Security-Beamter hat mich abgehalten). Für das wohl berühmteste Wohnhaus der Welt ist es schon ein bisschen klein, oder?

Und selbiges von der Rückseite - wirkt auch nicht größer...

180 Grad entgegengesetzt steht der gestern oder vorgestern von Obama feierlich eingeweihte National Christmas Tree und das Washington Memorial (vulgo “der Obelisk").

Da bin ich jetzt am Washington Memorial und habe von ca. 170 m Höhe rangezoomt. Wegen des Wetters leider ziemlich diesig, aber in Anbetracht dessen, dass ich auch noch durch Glas fotografieren musste, finde ich das Ergebnis annehmbar.

Und hier noch mal mit dem erwähnten National Christmas Tree. Er war schon geschmückt, zumindest ein bisschen, aber noch nicht illuminiert.


Wovon Washington ganz viele hat, sind Memorials. Entlang der Mall, dem grünen Herzen der Stadt, gibt es viele dieser Gedenkstätten, hauptsächlich für Präsidenten und Kriege.

Beim Lincoln-Memorial hatte ich das Glück, dass ich genau an dem Tag dort war, an dem sich eine berühmte Ansprache gejährt hat. Das erklärt auch den Chor, der auf den Stufen steht, und der tatsächlich auch gesungen hat. Man hätte sogar mitsingen dürfen, die Noten hab ich mir aushändigen lassen und sie sogar mitgebracht.

Drinnen in diesem recht imposanten Bau sitzt der erste Präsident, der einem Mörder zum Opfer gefallen ist, überlebensgroß und blickt auf das Washington Monument und den reflecting pool.

Hier sieht man gut, wie nebelig es an diesem Tag war – und wie viel Glück ich hatte, die obigen Fotos vom Weißen Haus so machen zu können. Leider ist es mir trotz mehreren Versuchen nicht gelungen, das “Oh mein Gott”-Gefühl in Pixel zu bannen, das sich bei dem Anblick eingestellt hat. Vielleicht hab ich aber auch nur das verdreckte Wasser ausgeblendet, und es drum beeindruckender gefunden ;)


Weiter gings zum Memorial für die Soldaten im Koreakrieg:

Die Soldaten werden hier in ihrer Montur und mit den unterschiedlichsten, oft gequälten Gesichtsausdrücken dargestellt. Sonst waren kaum Asiaten zu sehen – an dieser Stelle haben sie sich gesammelt und das Fotografieren schwierig gemacht.

Dennoch ist mir dieses Bild gelungen, und es zählt zu meinen Lieblingsbildern. Interpretieren möchte ich es jeden selber lassen.

Und auch dieses Motiv gefällt mir sehr gut. Durch die Nässe sind die ganz leicht in die Oberfläche des Granits (ich vermute mal Granit) geätzten Gesichter nur schwer zu erkennen, aber ich finde diese Wand dennoch beeindruckend.


Dann zog ich eine kleine Schleife rund ums “Bassin”, einen kleinen künstlichen See etwas südlich der Grünzone. Dort befinden sich die Memorials für die Präsidenten Franklin Delano Roosevelt und Thomas Jefferson.

Dort langzuspazieren ist nicht gänzlich ungefährlich. Es stehen am Rand die berühmten Kirschbäume, die im Frühling ein wunderschönes Bild geben sollen. Allerdings reichen die Äste an vielen Orten bis zur Wasseroberfläche runter und sogar bei meiner Kürze (1,65m) muss man gut auf seinen Kopf aufpassen. Und auch auf seine Schritte muss man achten, denn es gibt keine Begrenzung, kein Nichts zum Wasser hin. Zwar sieht man noch Löcher im Beton, wo früher mal Pfosten standen, die wohl eine Kette oder ein Seil gehalten haben mögen, aber da ist nichts. Man könnte also sehr leicht ins Wasser fallen, und das ganz ohne Hinweisschilder, die davor warnen – sehr untypisch für Amerika ;)

Das Memorial ist sehr weitläufig. Es besteht im Wesentlichen aus Stein und in diesen gehauene Sprüche, Aussagen von FDR. Außerdem gibt es viele Wasserfälle und Pools und einige figürliche Darstellungen.

Einer Krankheit wegen musste Roosevelt seine letzten Jahre im Rollstuhl verbringen, was ihn aber nicht an der Erfüllung seiner Präsidentenpflichten gehindert hat. Das kleine Rollstuhl-Hinweisschild, das ich unten links reinkopiert habe, weist allerdings nicht auf diese Darstellung hin (was mir ja gut gefallen hätte), sondern ist ein “normaler” Wegweiser für Rollstuhlfahrer.

Franklin kann übrigens auf die Gedenkstätten seiner Kollegen Jefferson und Washington sehen. Dieses Bild entstand keine zwei Stunden, bevor ich dann tatsächlich in der Spitze des Obelisken stand – und doch etwas bessere Sicht hatte.

Hier vom Washington Memorial runterfotografiert: Das weiße, tempelähliche Gebäude links der Mitte ist die Gedenkstätte für Jefferson, rechts der Mitte im langgezogenen Grünstreifen wird FDR gedacht. Ein Teil des Gehwegs zwischen der kleinen Brücke und dem Jefferson Memorial ist sogar überflutet und beherbergt jetzt eine Entenkolonie. Ob die Umleitung (mittels Absperrung und Schildern) nun für das Wohl der Enten oder das Schuhwerk der Spaziergänger gemacht wurde, ist mir allerdings schleierhaft ;)

Im Sockel des Gebäudes ist eine Art Museum mit Museumsshop. Hier wird das Leben und Wirken von Thomas Jefferson aufgezeigt. Wie so viele Institutionen in Washington ist auch hier der Besuch kostenlos. Aber nicht umsonst, ich fands interessant und schön aufbereitet.

Drinnen steht der Gehuldigte absolut überlebensgroß und überblickt den kleinen See, umgeben von Zitaten und Ausschnitten aus seinen Reden.

Als ich dann bei der Gedenkstätte für Washington angelangt war, konnte ich es endlich in ganzer Pracht sehen. Mir fiel auf, dass da Leute anstehen, und habe bemerkt, dass man da ja rauffahren kann. Die Ticketbooth war aber ein Eckerl weg und das Fenster da auch noch ziemlich versteckt. Als ich nach dem Preis gefragt habe, hat mich die nette Lady damit überrascht, dass die Fahrt aufs Monument gratis sei, und fragte nach, wie viele Tickets ich denn benötigen würde. Als ich nur eines erbeten habe, war es an ihr, überrascht zu sein – Gleiches Recht für alle ;)

Da ich noch etwas Zeit hatte, bevor mein Lift nach oben ging, hab ich mir die Umgebung noch etwas angesehen. Hier der Blick durch die Fahnenstangen aufs World War II Memorial und Lincoln Memorial sowie den verdreckten Pool, der aus diesem Winkel nicht reflektiert.

So sah es aus, als ich oben angekommen war. Je Himmelsrichtung gab es zwei kleine Fensterchen, über denen jeweils angeschrieben war, was man sehen kann. Unter dem Fenster zeigte eine Tafel, wie der Blick von diesem Punkt aus zu drei verschiedenen Zeiten ausgesehen hat (im Bild da, wo’s reflektiert…). Washington hat sich schon sehr verändert…

Nach Westen fotografiert, und somit der Blick auf die beiden vorher zwischen den Fahnen sichtbaren Memorials.

Das ist der Blick nach Osten über die Mall zum Capitol. Mittig unten sieht man etwas abgeschnitten den beschriebenen Ticketschalter. Das erste große Gebäude links beherbergt das Smithsonian Museum of American History, das als nächstes auf meiner Tagesordnung stand. Erstaunlicherweise sind alle Gebäude entlang des Grünstreifens Museen, und die meisten davon frei zugänglich! Sogar das kleine Schloss in der Mitte ist ein Teil der Smithsionan Museen. Nach Norden blickt man aufs Weiße Haus, nach Süden aufs Bassin, die beiden Blickrichtungen hab ich vorher schon gezeigt.

Und noch mal von unten auf die Spitze gezoomt. Ja, hinter diesen kleinen Fensterchen bin ich kurz vorher noch gestanden. Und auch die roten Scheinwerfer (Hinweis für Flugzeuge) waren von innen zu sehen.

Nach diesem Blick hab ich mich mal ins Museum geflüchtet und eine kleine Pause gemacht. Die genehmige ich jetzt auch Euch, die restlichen Bilder gibts in einem zweiten Beitrag.