Mein langes Wochenende war wirklich traumhaft. Nachdem mir klar wurde, dass ich, wenn ich schon mal München heimsuche, keine 200 Kilometer mehr von Sabine und Martin weg bin, habe ich mal angefragt, ob die beiden Zeit/Lust hätten, mich zu sehen. Sie hatten, was mich sehr gefreut hat. Und es war auch das erste Wiedersehen nach über 2 Jahren - Himmel, wie die Zeit vergeht... Dank der Flexibilität und Gastfreundschaft "meiner" Schwaben hatte ich wahnsinnig viel Spaß und konnte meine Batterien aufladen. Nein, ich meine nicht meinen Stromdiebstahl an der Steckdose, sondern meine metaphorischen Energiespender ;)
Am Samstag habe ich mit Martin lange Gespräche über Fotografie geführt - ich weiß immer noch nicht, was ich mir als nächstes Fotoknips kaufen möchte, aber ich bin auf alle Fälle viel gscheitererer geworden, was gewisse Fachbegriffe anlangt. Zusammenfassung: "Wie Sie wissen, wissen Sie nichts" - zumindest kam's mir hinterher so vor, obwohl Martin sehr geduldig war und alles auch immer mit Beispielen untermauert hat.
Am Samstag Abend haben wir das China-Restaurant in Geislingen an der Steige besucht und beim nachfolgenden Verdauungsspaziergang ist mir das Fachwerk aufgefallen, das hier allenortens rumsteht. Damit war das Sonntagsprogramm klar: Fototour durch die zweitgrößte Stadt im Kreis Göppingen.
Im Vordergrund sehen wir hier das Kornschreiberhaus, das ursprünglich 1397 erbaut wurde. Anfang der 90er wurde es mittels alter Methoden wieder soweit wie möglich in seinen Ursprungszustand versetzt. Der Kornspeicher im Hintergrund beherbergt ein Heimatmuseum, das leider nur von Mai bis Oktober geöffnet ist. Auch die beworbene Sonderausstellung war bei unserem Besuch leider nicht zugänglich.
Von der anderen Seite fotografiert. Der 1445 erbaute Kornspeicher ist eines der größten Fachwerkshäuser Deutschlands und ist in alamannischer Bauweise errichtet. Am Kornspeicher sind mir vor allem die vielen Gaupen im Dach aufgefallen, am Kornschreiberhaus das reetgedeckte Dach, das für mich und meine Wahrnehmung/mein Wissen nicht so wirklich in die Gegend passt.
Wie am vorherigen Bild schon zu sehen, wird der Kornspeicher nach oben breiter. Ich kenne das bei Häusern eigentlich nicht und fand es ganz schön spannend. In diesem Bild habe ich durch Veränderung der Perspektive versucht einzufangen, wie die Verbreiterung sich darstellt.
Dieses etwas schiefe Gebäude ist das Helfensteiner Stadtschloss aus dem 14. Jahrhundert. Hier wäre ich zu gerne reinspaziert um mir anzusehen, ob der Boden da drin wirklich schief ist, oder ob nur der Balken außen ungrad ist. Aber wie will man sich an einem Sonntag Zugang zu so einem Gebäude verschaffen...?
Dieses eindrucksvolle Fachwerkshaus ist der alte Zoll, der 1495 errichtet wurde. Mir gefällt, wie hier konsequent bis in den Giebel gebaut wurde. Und ich würd gern wissen, ob die Wände mal weiß getüncht waren, oder ob sie immer diese "Naturfarbe" hatten.
Dieses Bild zeigt das Bürgerhaus, das dem alten Zoll schräg gegenüber liegt. Erbaut von 1453-56, ebenfalls in alamannischer Bauweise, wurde es in den 1980ern grundlegend renoviert. Die untersten Balken sind tatsächlich gebogen, das ist keine Kameraverzerrung ;) Auch hier wäre ich gerne Besucher mit Wasserwaage gewesen. Und ich kann mir schwer vorstellen, wie es heute sein muss, in so einem Haus zu leben, wo jede Veränderung quasi eine Zerstörung von alter Substanz ist.
Leider habe ich hier keine Tafel gefunden, die erhellende Erkenntnisse bereit gehalten hätte. Die Struktur dürfte ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammen, und der Baumeister hat entweder dem Alkohol reichlich zugesprochen, oder Augenmaß war damals noch nicht so wirklich erfunden ;) Gerade deswegen hat das Gebäude für mich aber einen besonderen Charme.
Dieses Haus steht mitten in einem Wohngebiet und ist nicht näher zugänglich gewesen. Interessant fand ich hier die Loggia. Außerdem würde mich wundern, wie das früher mit den Dachfenstern gewesen ist - die Technologie gabs wohl noch nicht so wirklich, als der Bau errichtet wurde.
Ha, hat wirklich jemand geglaubt, dass es hier ohne Reflexion abgehen könnte? Lange Gasse Ecke Schubartstraße steht ein schönes Fachwerkhaus einem alten, heruntergekommenen Gebäude gegenüber, dessen Fenster eindrucksvoll beweisen, dass Glas tatsächlich eine Flüssigkeit ist.
Türmchen des alten Rathauses in der Fußgängerzone. Besonders gefallen mir die Glocken. 1422 erbaut, zeigt es im Gegensatz zum reichlich vorhandenen klassischen Fachwerk eine gerade Struktur mit Balken.
Der Turm der evangelischen Stadtkirche. Der spätgotische Bau wurde 1424-28 erbaut. Das Pfarrhaus, das sich im direkten Anschluss befindet, ist - wie so vieles in der Stadt - als Fachwerkshaus errichtet. Da es aber im Vergleich zu den anderen Häusern nicht so besonders ist, erspare ich Euch ein Bild ;)
Zwischen der evangelischen Stadtkirche und dem Schubart Schulhaus auf die Burgruine Helfenstein hochgeknipst. Die um 1100 erbaute Befestigungsanlage war dann auch unser nächster Stopp.
Nach kurzem Fußweg ergab sich dieser Blick auf die im Filstal gelegene Stadt. Leider war es etwas diesig, weshalb der Fernblick nicht so toll war, aber ich fand es trotzdem sehr schön. Nach dem Wetterärger in den USA und einem etwas trüben Tag in München war dieser Sonnenschein auf alle Fälle ein Highlight.
Neben lustig und optisch ansprechend, war das Wochenende auch "tierisch". Sabine und Martin sind ja im Besitz von mehreren ungewöhnlichen Haustieren - mehr Kronengeckos, als ich mental jetzt zusammenzählen kann, einige Spinnen und zwei Boa constrictor constrictor.
Hier sehen wir "lustigen schwanzlosen Beige", die sich hinter einer Pflanze in einem Terrarium versteckt. Schade, dass sie sich nicht besser gezeigt hat, denn ich finde die Kronengeckos total herzig. Nicht nur die kleine Klebefüßchen können mich entzücken, sondern auch die "Stacheln" an den Augen, die wie Wimpern wirken.
Hier sehen wir eine Brachypelma smithi, eine Rotknievogelspinne. "Cleo" wohnt schon länger bei Sabine und Martin und dürfte wohl ca. 6 cm groß sein. So ein Exemplar Spinne hat übrigens mal freilaufend eine Nacht mit mir verbracht - wir wussten nicht, dass Hr. Schmidt ausgebüchst war und fanden ihn am nächsten Tag an der Wand. Ich fand's sehr faszinierend, mir so ein Tier (in einer durchsichtigen Box) mal ganz nahe anzusehen. Das Vergnügen, eine der Spinnen wirklich auf der Hand zu haben, hatte ich noch nicht, aber ich wollte das Tier nicht noch mehr verschrecken.
Anneliese hier ist ein etwas größeres Exemplar, ich würde mal ca. 11 cm veranschlagen. Sie ist eine Weißknievogelspinne, auch bekannt als Acanthoscurria geniculata. Wenn sie sich mal bewegt, dann finde ich sie sehr faszinierend - meist sitzt sie aber ganz ruhig da. Klar, die Spinnen wären jetzt nicht meine erste Wahl für ein Haustier, aber ich finde sie auch nicht abstoßend oder fürchte mich. Und wann hat man schon mal die Gelegenheit, sich so eine Vogelspinne genau anzusehen?
Die Schwäne in Geislingen sind aber wohl doch publikumswirksamer und unumstrittener als die etwas ausgefallenen Wohnungsgenossen meiner Gastgeber. Der weiße hier wollte und wollte nicht ruhig halten für ein Bild, also habe ich ihn kurzerhand beim Putzen geknipst. Schon witzig, dass das Schwäne mit ihrem langen Hals ganz ähnlich machen wie Wellensittiche mit ihrem kurzen.
Das schwarze Exemplar hier gefiel mir auch sehr gut. Irgendwie wirkt er edler als sein weißes Gegenstück, wie für einen Ball herausgeputzt oder so, wozu die etwas aufgebogenen Flügelfedern sicher auch noch beitragen. Auch der wollte nicht modelgleich in die Kamera schauen, aber meine Güte, man nimmt, was man als Schnappschuss kriegen kann.
Tja, das war also mein langes Wochenende. Die Autobilder kommen noch, aber da habe ich ein bisschen Auswahlprobleme im Moment. Aber das wird schon noch :)