Im Jahre 1999 war ich 19 und habe als Au-Pair in Luxemburg gearbeitet. Über die Osterferien hatte ich frei und meine Arbeitgeberin hat mich animiert, in dieser Zeit wegzufahren. Ein Kollege von ihr war aus Paris, bei dem hat sie mir eine Mitfahrgelegenheit organisiert. Beim Tourismusverband wurden Prospekte und Infos geordert, im Internet (damals noch nur im Büro, nicht zuhause) ein Hostel gebucht und schon war die ganze Sache geritzt. Ja, damals ging das noch ohne Reiseführer. Und ich bin quasi einfach so ins Blaue gefahren. Zwar habe ich mir ein paar Sachen überlegt, aber wirklich was organisiert habe ich nicht. Dafür habe ich damals schon alles gesammelt und Tagebuch geführt, wie man sieht:
Ganz erstaunt habe ich bei der Durchsicht der Unterlagen festgestellt, dass ich damals schon mal im Hard Rock Café war, wie man an der Papiertüte erkennen kann. Im Reisetagebuch habe ich dann auch die Erklärung gefunden, warum ich mich nicht erinnern kann: ich war gar nicht drin, sondern hab nur im Shop was eingekauft. Aber für ein Foto hat's gereicht:
Übernachtet habe ich damals im "Aloha-Hostel", südlich der Seine. Das 6-Bett-Zimmer habe ich mir in den ersten Nächten mit fünf Texanern geteilt, vier Männern und einer Frau Mitte 20. Sie waren nett, etwas laut, sehr lebenslustig. Einer davon, Carl, hätte mir gut gefallen, aber ich war damals viel zu unschuldig, um ihn auch nur anzuflirten. Hach, das waren noch Zeiten damals... Auf alle Fälle hatte ich mit denen viel Spaß. Lebhaft kann ich mich dran erinnern, dass sie eines Morgens im Zimmer gefrühstückt haben, und sich das Mädl beschwert hat, dass diese Franzosen nun wirklich kein bisschen was von Brot verstehen, das Zeug sei ja ekelhaft. Und, wenn man schon mal dabei ist, von Käse auch nicht. Dass sich grad Amis, die ja beides nicht erfunden haben, darüber beschweren können, hat mich etwas verwundert. Der Blick auf rohes Aufbackbaguette und Scheiblettenkäse hat mich dann aber aufgeklärt. Bei dem Essen hätten sie daheim ja auch bleiben können *gg*
Mit meinem Schwarm Carl war ich dann auch auf dem Eiffelturm. Romantische Gefühle? Siehe oben *gg* Und was habe ich mich geärgert, dass ich das Foto mit dem Blick über die Stadt so versemmelt habe. Genau gar keine Ahnung von Fotografie, wie man merkt. Was bin ich froh über Digitalkameras, da kann mir so ein Lapsus nicht mehr passieren:
Ein paar Tage später bin ich dann noch mal zum Eiffelturm getappert und habe auch den Turm selber abgelichtet. Für das Ergebnis gilt sinngemäß obiges, aber es ist das einzige Foto, auf dem der Turm wirklich drauf ist. Und das nicht angeregnet ist ;)
Das Wetterglück war mir auch auf diesem Trip nicht immer hold, wie hier in La Defense. Der Regen hat mich dann in ein Shoppingcenter getrieben, von dem ich aber nicht besonder begeistert war. Die Architektur begeistert mich aber heute noch und ich möchte da auf alle Fälle wieder hin:
Das Regenwetter hat auch den Besuch auf dem Triumphbogen geprägt, was zur Folge hatte, dass die entsprechenden Fotos die Champs Elyssees entlang etwas vernebelt sind. Hier sieht man schemenhaft noch die Skyline von La Defense:
In die entgegengesetzte Richtung, also gen Obelisk, stellte sich das Ganze so dar - diese beiden Bilder gehören zu meinen Lieblingsfotos von der Reise:
Sehr spannend ist auch, was sich an typisch französischem Verkehr am Fuße des Arc de Triomphe tut, dem Kreisverkehr Charles de Gaulle Etoile, wobei "Stern" hier mehrdeutig ist. Ja, so organisiert stellt man sich das in Frankreich doch vor, oder?
Damals schon habe ich meiner Leidenschaft für Autos gefrönt und war im Automuseum der Stadt. Was mich grad an diesem Vehikel so fasziniert hat, weiß ich nicht mehr, und das Schild ist leider nicht lesbar (überhaupt ist das Bild grausam verrauscht). Aber ein halbes Jahr später habe ich dann begonnen, Fahrzeugtechnik zu studieren - es wird also schon eine Bewandtnis haben:
Auch ein anderes Museum durfte nicht fehlen - der (oder das?) Louvre. Ich habe mir einen Plan geschnappt und mir ca. ein Viertel der Kollektion vorgenommen. Nun ja, das war damatisch überambitioniert, wie man sich vielleicht vorstellen kann. Ich habe nur einen Bruchteil geschafft und war danach vollkommen erledigt. Aber trotz allem habe ich mich noch zur Mona Lisa durchgeschlagen, sie mit einer Traube von Menschen aus weiter Entfernung bestaunt und mich gewundert, was an dem Ding so toll sein soll. Aber der Eingang ist hübsch - ich mag diese Spannungsfelder zwischen alt und neu:
In den 10 Tagen, in denen ich dort war, habe ich natürlich sehr viel gesehen, nur leider habe ich nicht alles dokumentiert. Ich war bei der neuen Bibliothek, ich war in Versailles, ich hab mir viele Denkmäler, einige Museen und unzählige Bauwerke angesehen. Eines der spannendsten für mich war Notre Dame - noch heute stehe ich total auf gotische Architektur:
Durch das Übernachten in einem Hostel (auch wenn ich schockiert war, dass ich das Zimmer teilen muss) habe ich sehr viele Leute kennengelernt. Mit einigen war ich sogar danach noch im Kontakt, über kurz oder lang hat sich das aber im Sand verlaufen. Laut Tagebuch hatte ich sogar die Adressen der Texaner, die ich heute sogar wieder kontaktieren wollen würde, aber die sind nicht wieder aufgetaucht. Schade, aber so ist das halt im Leben.
In dem Reisetagebuch habe ich einiges über mich herausgefunden, über die Unsicherheiten, die mich damals geplagt haben und wie ich die Welt gesehen habe. War ziemlich spannend, diese Reise in die Vergangenheit. Mal sehen, wie der nächste Trip nach Paris wird. Eigentlich wollte ich da erst wieder hin, wenn ich einen Mann an meiner Seite habe, um die Stadt der Liebe als solche zu erleben. Nun ja, ist halt nicht... Und bevor ich beim Warten auf Mr. Right alt und grau werde, vergnüge ich mich einfach so in Paris. Wär ja noch schöner ;)