Montag, 31. Oktober 2011

Reisebericht DC "Neuentdeckungen" - 26.-29.03.2011

Mit massivster Verspätung (die Fotos für diesen Post habe ich vor 3 Monaten hochgeladen) möchte ich mal die DC-Reiseberichte abschließen. In diesem Posting geht es nun um all die Dinge, die ich im Zug meiner letzten Reise zum ersten Mal gesehen habe. Es war bei der Planung für uns beide wichtig, dass ich nicht nur Sachen herzeige, die ich schon kenne. Also haben wir ein paar neue Attraktionen auf die Liste gesetzt, die wir gemeinsam entdecken konnten.

"Gespiegeltes" Doppelhaus in Old Town Alexandria, vis a vis des Carlyle House Historic Park.

Das Rathaus der charmanten Stadt, die von der Haupstadt Washington DC nur durch den Potomac getrennt ist. Wären da nicht die Autos und der moderne Straßenbelag, würde man sich doch in der Zeit zurückversetzt fühlen, oder? Dazu passt noch die Dame in altmodischer Kleidung, die unter den gasbetriebenen Laternen vorbeispaziert - fast schon Filmkulissen-tauglich.

Die Cameron Street runterfotografiert - da stört eine Kirche den regelmäßigen Verlauf der rechtwinklig angeordneten Straßen.

Eine der vielen gasbetriebenen Lampen in der Altstadt. Sie geben zwar nicht besonders viel Licht, aber sie gefallen mir dennoch, weil sie der Stadt einen besonderen Touch geben.

Ebenfalls an der Cameron Street steht dieses Haus, dessen Dachverzierung mich fasziniert hat. Erinnert mich fast ein bisschen an ein verwunschenes Haus aus einer Geschichte.

Weihnachten war im März zwar schon lang vorbei, aber die King Street, in der sich Restaurants und Geschäfte dicht an dicht drängen, war dennoch immer noch hübsch beleuchtet. Und wie man an den vielen Autos sieht, zieht die Straße auch jede Menge Publikum an.

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Und ein paar News aus der Hauptstadt, wo es für mich immer noch viel zu entdecken gibt.

Diese Statue stellt Frederick Douglass dar, einen aus der Sklaverei geflüchteten Freiheitskämpfer, der unter anderem mit Abraham Lincoln für das Ende der Sklaverei gekämpft hat. Da mir Douglass während meiner früheren Reisen immer wieder untergekommen war, wollte ich natürlich mehr über diesen Mann wissen. Im Stadtteil Anacostia steht sein Haus "Cedar Hill", das heute vom National Park Service betreut wird und gemeinsam mit einem angeschlossenen Visitor Center besichtigt werden kann.

Das Haus steht - wie der Name vermuten lässt - auf einem Hügel, der eine tolle Aussicht auf die Mall bietet (siehe nächstes Bild). Douglass wohnte hier ab 1877 und hat das in den 1850ern gebaute Haus nach seinen Vorstellungen erweitert und umgebaut. Bereits 1900 hat seine zweite Frau das Haus zur Besichtigung freigegeben. Im Laufe der Zeit haben sich immer wieder neue Organisationen seines Nachlasses angenommen, bis 1988 der NPS Regie übernahm. Im Licht der Bedeutung von Douglass für die Freiheitsbewegung war das sicher eine gute Entscheidung.

Vor weit über 100 Jahren hat sich der Blick von der Veranda natürlich noch etwas anders gestaltet. Das Capitol stand zwar schon, vom Washington Monument war aber noch nichts zu sehen. Auch die Bebauung dazwischen war mit Sicherheit spärlicher. Leider ist Anacostia kein besonders sicheres Viertel - ansonsten wäre es sicher toll, da zu leben und immer mal wieder auf den Hügel zu steigen, um den Blick über die Stadt schweifen zu lassen.

Das Innere des Hauses ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich, die Besucher werden mit Absperrungen "im Zaum" gehalten. Scheinbar ist vieles noch original, laut unserer netten, lustigen und kompetenten Führerin.

Vom Wohnzimmer geht es durch einen von Douglass initiierten Anbau in die Waschküche (Blick zurück ins Wohnzimmer). Die Erweiterung ist deutlich unterschiedbar in Stil und Ausführung.

Eine Seltenheit in damaligen Tagen - eine Wasserpumpe. Die Waschküche war nach allen Regeln der damaligen Annehmlichkeiten ausgestattet. Schwer zu glauben für jemanden, der schon einen Flunsch zieht, wenn er in seiner modernen Waschmaschine ein paar Ladungen rotieren lassen muss...

Das Esszimmer. Auf gemeinsame Mahlzeiten wurde viel Wert gelegt. Oft hatte Douglass auch Gäste zu Besuch - was nicht selbstverständlich war. Die Ressentiments gegen Schwarze waren Ende des 19. Jahrhunderts immer noch stark, und Douglass hatte sich in eine weitere schwierige Situation gebracht, indem er seine frühere Sekretärin Helen geheiratet hatte - schockierenderweise eine Weiße. Douglass selber hatte übrigens einen weißen Vater, allerdings besagten die "Regeln" damals, dass jedes von einer Sklavin geborene Kind selber auch versklavt wird.

Helen's Schlafzimmer. Da das Paar erst geheiratet hatte, als Douglass schon in seinen 60ern war, verwundert es wohl nicht, dass sie getrennte Zimmer hatten. Der Nachttopf ist übrigens signifikant: Während es fließend Wasser gab, existierten keine sanitären Einrichtungen im Haus. Diese gibt es bis heute nicht, wohingegen Elektrizität später eingeleitet wurde.

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Zurück nach Downtown DC:

Dieser Blick durch ein Baustellenfenster (mit dem "Zahnstocher" im Hintergrund) beweist: Für das Martin Luther King Jr Memorial waren wir etwas zu früh dran. Immerhin tat sich da schon was, als ich zum ersten Mal in DC war, habe ich das bereits auf meinem Plan verzeichnete Memorial zwischen der Mall und der Gedenkstätte für Franklin D. Roosevelt umsonst gesucht... Es sieht so aus, als ob ich irgendwann doch noch mal nach Washington müsste, damit ich mir das genauer ansehen kann. Bis dahin hole ich mir beim oben verlinkten Wikipedia-Artikel Gusto.

Kunstwerk am Dupont Circle. Was die umgefallenen Buchstaben bedeuten sollen - kein Plan, es war keine Anleitung des Künstlers dabei ;) Und da saßen wir nun mit Krispy Kreme Donuts (das Zeug ist im Osten total schwer zu kriegen!) und Kaffee, Annette fütterte die Spatzen und wir genossen das laue Wetter bevor wir uns aufmachten, um die Embassy Row zu erkunden.

Ziemlich am Anfang der Botschaftsmeile steht diese Statue von Gandhi. Der berühmte Inder kam uns vor allem deswegen unter, weil Annette Geocaching macht und einen der "Schätze" hier lokalisiert hat. Ich vermute, dass ich auch sonst nicht ganz dran vorbeimarschiert wäre, aber durch die zu lösende Aufgabe haben wir uns natürlich intensiver damit beschäftigt.

Ein Blick entlang der Conneticut Avenue, wo sich die Vertretungen aller Herren Länder dicht an dicht reihen. Es gab einiges zu entdecken - verschiedene Formen von Auslandsvertretungen, aber auch Flaggen von Ländern deren Existenz einem kaum je ins Gedächtnis gerufen wird.

Damit der Spaziergang vor lauter Internationalität nicht allzu überwältigend wird, unterbricht da und dort noch etwas Kunst den Anblick von Flaggen.

Ich muss gestehen, dass es viele Dinge gibt, die ich in DC nicht vermutet hätte. Eine spanische Treppe gehört dazu. Andererseits: Wo so viele Länder auf einem Haufen sind, da kann man schon auch mal was importieren ;) Leider ist sie etwas heruntergekommen und natürlich lange nicht so toll wie ihre große Schwester in Rom, aber sie ist wichtig genug, um im Stadtplan eingezeichnet zu werden. Wir hatten auch ausreichend Zeit, um uns das Ding anzusehen, als wir uns dumm und krumm nach einem weiteren Geocache gesucht haben, der aber nicht um die Burg, ähm Treppe, ähm whatever aufzutreiben war.

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Das war nun Washington DC, die überernste Hauptstadt, die ich bereits zum dritten Mal besucht habe (bwz. zum vierten, wenn man zwei mal auf einer Reise auch doppelt zählt). Gäbe es nicht T., hätte mich dieser Flecken USA nicht so oft angezogen, aber rückblickend war die Stadt doch jede Reise wert. Wenn es mich mal wieder an die Ostküste verschlägt, dann werde ich wohl ein, zwei Tage einplanen, um Veränderungen zu beobachten und Neues zu besichtigen. Meine Lieblingsstatue ist schließlich auch immer wieder einen Besuch wert.

Von meinen Reiseberichten fehlt jetzt also noch New York. Total super gemacht, 'tildchen, weil davon gibts natürlich die meisten Fotos. Andererseits habe ich davon auch schon so viel hergezeigt. Ich schwanke, ob ich die März-Bilder Posting-technisch verwerten soll... Außerdem geht ja mit der Route 66-Planung langsam doch was voran, und da bin ich in dreieinhalb Wochen ja schon unterwegs. Mal sehen, was ich hinkriege und was mich reizt. Ach, und da war ja noch der versprochene Reisebericht von Annette, die ganz was Besonderes in petto hatte. Mal sehen, ob wir den noch machen. Andererseits - das ist was vollkommen zeitloses.