Sonntag, 25. September 2011

Über die Todesstrafe

In Amerika wird die Todesstrafe in vielen Bundesstaaten praktiziert. Das ist nicht neu, aber ist etwas, das mich immer wieder zum Nachdenken animiert. Heute ausgelöst durch diesen Artikel - Texas schafft die Henkersmahlzeit ab.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Todesstrafe ein Instrument ist, das einem modernen, demokratischen Staat zu Gesicht steht. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" mag zu biblischen Zeiten funktioniert haben, heute haben wir andere Mechanismen, mit denen wir arbeiten können. Es mutet seltsam archaisch und etwas paradox an, einen Menschen dazu zu legitimieren, einem anderen das Leben zu nehmen, vor allem, weil das genau der Tatbestand ist, der erst zu dieser Situation geführt hat. Was also für einen eine valide Jobbeschreibung ist, ist der Grund für einen anderen, dass sein Leben beendet wird.

Mir sind rationale Begründungen für die Todesstrafe bekannt, die unter anderem auf die Kostenseite und die Belegungssituation in Gefängnissen abzielen, wobei ich das etwas makaber finde. Wenn sich ein Staat ein Bestrafungssystem mit Freiheitsstrafen überlegt, dann muss er auch für die Kosten aufkommen, denke ich. Wenn die Gefängnisse überbelegt sind, dann wäre Investition in Kiminalitätsprävention eher angezeigt. Aber das löst ja nicht das Problem von Mördern, die bereits einsitzen...

Früher habe ich tatsächlich den Tod als Strafe betrachtet, mittlerweile denke ich, dass nicht die Beendigung des Lebens die tatsächliche Strafe ist, sondern eher das Dasein als "lebendiger Toter", oft über Jahrzehnte hinweg. Ich möchte nicht wissen, wie es sein muss, in dieser Art von Limbo vor sich hinzuleben. Für jeden von uns wäre es wohl nicht ganz einfach zu wissen, wann wir abtreten müssen, aber in Freiheit können wir ein produktives Leben führen und das tun, was für uns richtig scheint. Im Gefängnis gibt es nicht einmal mehr diese Möglichkeit. Eigentlich wundert es mich fast, dass es unter den Deathrow-Insassen nicht mehr Selbstmörder gibt...

Was nun die Streichung der Henkersmahlzeit anlangt: Ich finde es falsch. Menschen institutionalisiert zu ermorden, als Folge wovon auch immer, ist bereits extrem fragwürdig. Ihn jahrelang auf die Hinrichtung warten zu lassen, ist fast schon Folter. Einem Menschen, der dem Tod ins Auge geblickt, noch einmal das vorzusetzen, was er gerne isst, ist eine kleine humane Geste, die ich unter diesen Umständen angezeigt finde. Ja, der Häftling, der die Kontroverse ausgelöst hat, hat es übertrieben. Aber deswegen die Henkersmahlzeit generell zu streichen, ist übertrieben. Klar kostet die Geld, aber auch die jahrelange Verwahrung und die Hinrichtung selber gehen zu Lasten des Steuerzahlers, da machen's ein paar Dollar mehr nicht mehr aus...