Montag, 11. Juni 2012

Museen Köln - Ostern 2012

Als großer Museumsfan habe ich dieses Mal auch zwei Museen in Köln besucht, beide mit geschichtlichem Hintergrund.

Am Gründonnerstag ging es ins Prätorium. Ähnlich wie bei den Römischen Ruinen Am Hof in Wien sind die Überreste des Sitzes des römischen Statthalters im Keller eines Hauses zu besichtigen.

Neben Modellen damaliger Gebäude sind auch Faksimile von alten Karten des frühen Köln (damals Colonia Claudia Ara Agrippinensium, abgekürzt CCAA) zu sehen. Pläne von früher finde ich immer sehr spannend, vor allem, wenn es darum geht, sie mit den heutigen Gegebenheiten abzugleichen.

Spannender aber sind die Mauerreste, die nach dem 2. Weltkrieg bei Wiederaufbauarbeiten gefunden wurden. Rasch wurde erkannt, dass es sich um den Statthaltersitz aus dem 4. Jahrhundert nach Christus handelte. Entsprechend wurden diese erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Etwas in meinen Augen ganz Besonderes stellt dieser Riss dar - es ist ein Erdbebenschaden (und nicht, wie man vermuten könnte, Fehlkonstruktion). Es gibt eine Rüttelplatte auf der Galerie direkt vor dem Riss, auf der der Besucher die Stärke des Bebens nachempfinden kann.

Ein paar Bilder, die grob der Lage des Prätoriums entsprechen und die Zerstörung nach dem 2. Weltkrieg zeigen. Das Gerippe im mittleren Bild ganz links ist der der zerstörte Turm des Rathauses, von dem ich im vergangenen Posting erzählt habe. Auch das Maß der Beschädigung am Dom ist nicht ohne... Solche Bilder zeigen mir immer wieder, wie froh wir sein können, dieses Grauen nicht miterlebt zu haben.

Auch wenn es irgendwie ein bisschen dünkelhaft sein mag, aber mich erstaunt immer wieder, was für gerade Mauern in welch hoher Qualität damals schon gebaut werden konnten. Das "Mobile" in der Mitte zeigt eine kleine Stratographie - eine hübsche Verdeutlichung davon, in welcher Schicht was gefunden wurde.

Ein Grund- und Aufriss des riesigen Baus. Das Bild über diesem zeigt etwas weniger als einen der Flügel. Für damalige Verhältnisse sicher kollossal. Da Köln allerdings eine Grenze des Römischen Reichs Richtung Germanien darstellte, war es natürlich wichtig, an dieser Stelle Präsenz zu zeigen. 

Dieses Bild zeigt, mit wie vielen verschiedenen Steinarten, -größen und -formen gearbeitet wurde. Es sind an mehreren Stellen am gesamten Bau auch spätere Flickarbeiten zu erkennen, die sich sowohl von den Steinen her als auch von der Art des Einsetzens und der Verfugung vom Ursprungsmauerwerk unterscheiden.

Fasziniert hat mich, wie glatt die Fläche war. Die wirkte so, als ob man Rollschuh drauf laufen könnte, ohne hinzufallen. Wenn ich mich recht entsinne, handelte es sich hierbei um einen Abwasserkanal.

Das Tonnengewölbe, das sich über die Ruinen zieht, ist an dieser Stelle haargenau ausgemessen - das hätte kein bisschen tiefer angesetzt sein dürfen...
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Ein weiterer Museumsbesuch hat mich in das EL-DE-Haus gebracht, das ehemalige Gestapo-Hauptquartier aus dem 2. Weltkrieg, das mit nur geringster Restaurierung heute noch an die Schrecken erinnert, die sich dort vor nunmehr fast 70 Jahren abgespielt haben.

Obwohl logisch kaum zu erfassen, konfrontiere ich mich doch immer wieder mit den Gräueltaten während des Nationalsozialismus, nicht zuletzt in der Hoffnung, Dinge besser verstehen und eventuell künftig deren Wiederholung mitverhindern zu können. Der Erbauer, Leopold Dahmen, dessen Insignien das Haus auf der Außenseite zieren, hat wohl nicht vermutet, dass das als Wohngebäude geplante Haus 1935 von der Gestapo beschlagnahmt und so grausam umfunktioniert werden würde.

Abgang ins zweite Kellergeschoss, in dem sich ein Bunker befindet. Während der Angriffe zogen sich die Gestapo-Leute dorthin zurück, während die Gefangenen in ihren Zellen verbleiben mussten.

Die vielen Glastafeln mit ausführlichen Texten, Faksimiles, Grundrissen und Bildern schildern ausführlich den Schrecken, durch den die zahllosen Gefangenen an diesem Ort gehen mussten. Die Informationsflut allein schon im Keller, wo sich die Zellen befanden, ist überwältigend und viel zu umfangreich für einen Besuch.

Blick in eine der Zellen, die alle mit Glaswänden abgeschottet sind. An den Wänden sind noch Inschriften zu sehen, die verzweifelte Gefangene hinterlassen haben. Mit ca. 5 m² waren die Zellen ziemlich klein. Gedacht waren sie für 2 oder 3 Insassen, gegen Ende des Kriegs wurden sie drastisch überbelegt, um der wachsenden Anzahl an Gefangenen Herr zu werden. Die Pritschen (Halterung noch zu sehen) wurden entfernt und jede noch so geringe Annehmlichkeit mit ihnen.

Die dicht an dicht geschlagenen Türen lassen vielleicht etwas besser erkennen, wie winzig die Zellen waren. Leider war kein Bild einer ganzen Zelle möglich, das ging sich vom Winkel her nicht aus.

Die einzige Toilette im Untergeschoss. Sie musste für alle Insassen der mindestens 10 Zellen, die ich gezählt habe, ausreichen. Es müssen grauenhafte Zustände gewesen sein...

Im Erdgeschoss ist der Empfang, ein Mulitmediabereich und die Bibliothek. In den zwei zugänglichen Obergeschossen ist eine Ausstellung zum 2. Weltkrieg und Nationalsozialismus. Die Wände sind in etwa der Farbe gehalten, die sie damals hatten, alles ist karg und schmucklos. Ein bisschen kann man sich vorstellen, wie das damals gewesen sein muss....

Die Ausstellung hat eine Zeitlinie nach Jahren gegliedert (am Boden zu sehen). Bei jedem Jahr hängt eine Glastafel, die vorne und hinten voll mit Informationen ist, was in jener Zeit geschehen ist. Für mich ist immer noch das Holocaust-Museum in Washington DC jenes Museum zur NS-Schreckensherrschaft, das mich am tiefsten berührt und die Beklemmung am besten transportiert. Die Kölner sind aber auch gut dabei....

Bilder wie dieses, das Soldaten vor dem dem Dom zeigt, sind wohl für junge Menschen greifbarer als viele der anderen Inhalte, weil den Dom wohl jeder kennt. Und keiner kann (und will) sich vorstellen, wie der Domvorplatz vom Hitlers Truppen statt Touristenhorden wimmelt.

Propaganda-Material, das aufzeigen soll, wie gut es Behinderten im Gegensatz zu hart arbeitenden Menschen geht bzw. wie viel vom Steuergeld für die Erhaltung von unwertem Leben aufgewandt wird. Propaganda konnte Hitler, keine Frage. Es ist immer wieder erschreckend. Wer weiß, ob ich in der damaligen Zeit, unter dem furchtbaren Umständen, nicht auch darauf eingestiegen wäre. Ich hoffe immer, dass ich trotz allem über den Tellerrand geblickt haben würde, aber mir ging es noch nie schlecht...

Blick auf das Abbild des Justizgebäudes und das Gebäude selber. Ende der 70er wurde hier dem Leiter des Gestapohauses der Prozess gemacht. Besser spät als nie...

Bild des Innenraums einer zerstörten Synagoge. Ich muss gestehen, dass mir das auf bestimmte Art näher geht als zerbombte christliche Kirchen, denn das ist ritualisierte Zerstörung durch deutsche Soldaten. Die im Krieg beschädigten christlichen Kirchen, in Deutschland wie in Österreich, waren indirekt eine Folge von Taten wie dieser. Obwohl ich entsetzt bin, wenn ich Bilder der Zerstörung von nun wieder aufgebauten Kirchen sehe - das war anders.

Verdeutlichung der Routen zu den Konzentrationslagern. Ich glaube, diese industrialisierte Vernichtung von Menschenleben ist einer jener Aspekte, mit denen ich am wenigsten zurechtkomme bei der ganzen Aufarbeitung des 2. Weltkriegs.

Eine Postkarte als Lebenszeichen - ein kleiner Lichtblick in all dem Grauen des Kriegs.

Und noch ein Bild der Zerstörung. Die Brücke steht heute wieder, in ihrer alten Form. Der Dom ist zwar immer irgendwie eingerüstet, aber auch der wacht immer noch über den Rhein. Das heutige Bild ist irgendwie schwer mit diesem in Übereinstimmung zu bringen, oder?

Sonntag, 10. Juni 2012

Stadtansichten Köln - Ostern 2012

Puh, schon wieder über 2 Monate ist es her, dass ich Annette und die Katerchens im Rheinland besucht habe. Die Zeit verfliegt und ich komm irgendwie zu gar nichts. Die ca. 300 Bilder aufzuarbeiten war nun nicht soooo schwer, was hat mich also gehindert? Generelle Unlust vermutlich, und das Wissen, dass irgendwo noch das 20-fache an Fotos rumliegt, die auch noch durchgegangen und teils veröffentlicht werden wollen.

Aber das hat ja nichts mit Köln zu tun - sehen wir uns mal an, was mir dort untergekommen ist. Leider war das Wetter etwas trüb, damit musste ich leben. Leider sieht man es den Bildern halt auch an. Trotzdem habe ich einiges entdeckt, das interessant war.

Als kleine Übersicht, findet Ihr HIER eine Karte, wo verschiedene Dinge eingezeichnet sind. Wenn man mit Google Maps schon seine eigene Karten machen kann, dann möchte ich das auch nutzen. Mir helfen Karten immer, Dinge zuzuordnen - wer weiß, vielleicht ist unter Euch auch jemand, dem das gefällt.

Vor dem Rathaus finden zur Zeit Ausgrabungen statt. Es wurden die Fundamente von einigen gut erhaltenen jüdischen Häusern gefunden. Soweit ich das verstanden habe, wurden im 15. Jahrhundert die jüdischen Häuser abgerissen, der freiwerdende Platz wurde nie mehr wirklich bebaut, was erklärt, warum die Fundamente so knapp unter dem Straßenniveau liegen. Man beachte den Dom im Hintergrund.

Als großer Fan von so altem Zeugs hat mich das natürlich sehr begeistert. Moderne Menschen, wie auch ich mich für einen halte, sind ja immer wieder ein bisschen erstaunt, was es früher schon alles gegeben hat. Die Bauweise dieser Häuser hat hier für mich keine Ausnahme gemacht.

In Anbetracht dessen, dass es sich hier nur um ein Ausgrabungsfeld handelt (und kein [Freilicht]Museum oder ähnliches), sind die Dinge gut dokumentiert. Es finden sich immer wieder Grundrisse wie der obige, darunter ein paar Worte in Deutsch und Englisch, wem das Haus gehörte, wofür es gedacht war, was schon gefunden wurde. Für mich als Touristin ist das toll aufbereitet.

Der Turm im Hintergrund gehört zum Rathaus. Obwohl Gründonnerstag war, wuselte es auf der Ausgrabung - es waren einige Mitarbeiter gut beschäftigt.Das weiße Zelt im Hintergrund steht über der Mikwe, einem Grundwasserbad, in dem sich die Juden vor allem seelisch gereinigt haben.

Dieses Bild zeigt einen Teil des Zuflusssystems zur Mikwe.

Das Rathaus finde ich spannend mit seinen gotischen Bögen und den Säulen. Die Halle dahinter sei frei besichtigbar lt. meinem Reiseführer, aber wir haben leider versäumt, da reinzugehen.

Und ich fand den Turm auch viel faszinierender, warum er in mehreren Perspektiven auf's Bild durfte.

Aus diesem Winkel gefällt er mir besonders gut. Kaum zu glauben, dass nach dem zweiten Weltkrieg (unter dem auch Köln sehr gelitten hat) kaum noch etwas davon übrig war. Schön, dass er in seiner alten Pracht restauriert wurde, anstatt einfach schnell und mit so wenig Aufwand wie möglich wieder hochgezogen zu werden.

"Alter Markt", ein Platz, der quasi hinter dem Rathaus verläuft (das wär auf diesem Bild rechter Hand). Im Winter findet hier ein Weihnachtsmarkt statt, auf dem ich sogar mal war. Unfassbar für eine Weihnachtsverweigererin wie mich... Und danach waren wir in irgendeinem Lokal noch was trinken, aber die Caipis waren nicht berühmt. Egal, wir waren ja öffentlich unterwegs. Aber ich schweife ab...

Alle vorherigen Bilder sind am Gründonnerstag in Begleitung von Annette und ihrem Freund entstanden. Die jetzt folgenden habe ich am Dienstag nach Ostern ganz alleine aufgenommen ;) Shopping in Downtown - Fußgängerzonen sind mittlerweile irgendwie verwechselbar, oder?

Ok, Köln bemüht sich, so wie hier mit dem Peek&Cloppenburg-Haus, das die Kirche linker Hand spiegelt.

Oder mit der Eistüte, die da auf der Neumarkt-Galerie klebt. Man gewöhnt sich an alles, aber beim ersten Mal fand ich das schon lustig :) Damit der gemeine Tourist sich nicht verirrt, wird ihm auf dem "Überkopfwegweiser" auch noch gesagt, welche Fußgängerzone er betritt, denn Köln hat mehrere Einkaufsstraßen, in denen kein Verkehr zugelassen ist.
Köln hat auch einige Kirchen, neben dem berühmten Dom. Auf dem Bild zu sehen ist die für mich architektonisch ganz interessante Kirche "St. Aposteln".

Auch das römische Erbe kann die Stadt nicht ganz verleugnen (dazu in einem anderen Posting mehr) - von diesem Rest der Stadtmauer aus römischer Zeit kann man einen Blick auf den Dom erhaschen.


Der Weg entlang der Stadtmauer zum berühmten Gotteshaus führt am Kölnischen Stadtmuseum vorbei, das gar geflügelt daherkommt.

Kölner Automobilkulturgut (ist doch ein Fiesta, oder?) ziert einen Turm als Kunstwerk. Durchaus interessant und bei Sonnenlicht sicher noch ein hübscherer Anblick.

Geflügelten Autos ist zu entkommen, dem Dom irgendwie nicht. Mit fast 160 Metern Höhe überragen die Türme einiges und schummeln sich immer wieder ins Blickfeld.

Dann gehen wir mal frontal auf den Dom zu, wenn der schon so in der Gegend rumsteht...

... bis wir quasi in ihn reinlaufen. "Majestätisch" fällt mir für diesen Anblick ein. Obwohl gotische Bauwerke (wohl wegen des Sandsteins) meist irgendwie dreckig aussehen, finde ich den Dom einfach schön. Wer sich für seine Geschichte und seinen kunsthistorischen Werk interessiert: LINK. Ich find's recht interessant.

Zum Abschluss noch ein Nachtbild - nur das Gerüst stört ein bisschen. Aber den Kölner Dom ohne Gerüst zu knipsen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, irgendwo wird er immer grad repariert ;) Rechts im Bild sieht man das Römisch-Germanische Museum mit dem Dyonisos-Mosaik, das ich bei einem früheren Besuch auch schon mal heimgesucht habe. Hach, ich liebe Museen!

Für mich ist Köln immer wieder eine Reise wert. Da Annette in der Nähe wohnt habe ich zu der Stadt einen anderen Zugang als zu jenen, die ich auf eigene Faust mit Reiseführer und Co erkunde. Dieses Mal bin ich aber doch mit einem Büchlein im Gepäck angerückt, um einfach mal ein bisschen einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Der Reiseführer war ein Schnäppchen, weshalb ich ihm für einen Kurztrip seine zahlreichen Schwächen verzeihe. Für eine ausgedehnte Erkundung der Rheinmetropole ist er aber nicht geeignet.

Alles in allem habe ich dadurch aber mehr und andere Dinge gesehen - mein Tag alleine in der Stadt war ein bisschen Shopping, ein paar Bilder, ein Museum (Beitrag folgt) und ein kleiner Ausflug in die USA, als ich nach einem Abstecher in den British Shop (Zimtsachen und Rootbeer) auch noch einen Dunkin Donuts fand. Reisen nach meinem Geschmack, quasi.