Mittwoch, 30. März 2011

Urlaubsfortschritt

Eigentlich mehr Urlaubsfortgalopp. Die Zeit rast nur so vor sich hin. Mit Schrecken hab ich grad festgestellt, dass ich in 3,5 Tagen schon wieder am Flughafen sitze und auf meinen Rückflug warte. So war das irgendwie nicht geplant... Also, ja, das Zurückfliegen schon, aber doch nicht so schnell!

In DC hatten wir richtig Glück mit dem Wetter. Eisig kalt zwar teilweise, aber immerhin trocken und meist auch schön. Dank T., der in der Gegend lebt, haben wir auch außerhalb der normalen touristischen Attraktionen was zu sehen bekommen - vom Zusatzspaß mal ganz zu schweigen. Außerdem hatten wir das Glück, zur Kirschblüte dazusein, was allerdings auch hieß, dass wir das Pech hatten, mit unzähligen anderen Menschen die Stadt und deren Attraktionen teilen zu müssen. Museen, in denen man kaum umfallen kann - wo gibt's das noch?

Nun sind wir noch ein Stückchen gen Süden gefahren. Heute steht Fredericksburg auf dem Plan, morgen Monticello/Charlottesville und übermorgen werden wir noch einen Geschichtsabstecher nach Gettysburg machen - wenn die Planung denn aufgeht, was ja auch nicht immer selbstverständlich ist.

So, jetzt geht's mal weiter in Richtung Tageslichttauglichkeit - mal sehen, ob ich mich dem trüben Himmel anpasse...

Samstag, 26. März 2011

Fortschritt in Schlagworten

Die Zeit rast hier nur so vorbei. Ich komm nicht mal dazu, mein übliches Reisetagebuch zu führen, weil ständig was los ist.

Manhattan haben wir in groben Zügen abgehakt, südlich des Central Parks haben wir das Meiste gesehen, was man so gesehen haben sollte, denke ich. Und einiges andere, aber das, das ist eine andere Geschichte.

Gestern Abend haben wir uns dann den Mietwagen geholt. Was ich als üblicherweise problemlose Prozedur kenne, wurde etwas mühsam, als die Versicherungen nicht gepasst haben und wir ein Auto bekommen haben, das kleiner ist als die gebuchte Klasse. Hertz war an einer Lösung nicht interessiert, weder Station noch Callcenter. Auf eine Antwort vom Webseitenbetreiber, wo ich gebucht habe, warte ich noch.

Das Hotel in DC hat sich mit unserer Reservierung vertan und statt in einem Zweibettzimmer haben wir jetzt eine Suite. Was nett klingt, ist ziemlich ungut, weil das Sofa zum Schlafen alles andere als geeignet ist.

Aber hey, ich bin im Urlaub. Das Wetter ist kalt, aber schön. Gleich gehen wir Washington unsicher machen - ich hoffe nur, die Wahnsinnigen, die Marathon laufen, haben das schon hinter sich ;)

Mittwoch, 23. März 2011

2 Tage NYC in Schlagworten

Puh, so eine Reise ist ganz schön dicht gepackt mit Erlebnissen. Entsprechend langt's auch nicht für ganze Sätze, sondern es müssen ein paar Schlagworte tun:

Ankunft halbwegs pünktlich, Schlange bei der Immigration lang, Taxifahrt in die Stadt schaukelig. Hotel ok, Preisleistungsverhältnis stimmt, Zimmer recht groß, nach hinten gelegen, somit ruhig. Erste Schritte durch die Stadt führen zum Times Square - bunt und viele, viele Shops. Abend"programm" ist ein Spaziergang über die Brooklyn Bridge von Brooklyn nach Manhattan. Wetter eher trüb aber trocken, nicht sonderlich warm.

Tag 2 beginnt Sightseeing-technisch an der Südspitze. Schummel mich in die Ticket-Line für die Freiheitsstatue, aber die Schlange fürs Boot war viel zu lang. Tickets an andere Touris abgegeben und das kühle, aber sonnige Wetter für einen Spaziergang durch die Stadt genutzt: Trinity Church, WTC-Site, St.Pauls Chapel, Wall Street, South Street Seaport, Chinatown. Bisschen Shopping, ein paar Caches heben (nein, hab kein neues Hobby, aber nehme an anderer Menschen Beschäftigungen teil), quer durch die amerikanische Idee von Essen kosten. In der Dunkelheit begeben wir uns noch aufs Empire State Building und genießen die erleuchtete Stadt von oben.

Alles geht so schnell! Jetzt ist das Wetter noch etwas gegen uns - Fotofrequenz könnte in den nächsten zwei Tagen etwas abnehmen. Mal sehen, was uns museumstechnisch so unterkommt - da hatte ich nicht wirklich was geplant, weil die Zeit ja so kurz ist...

Montag, 21. März 2011

Wo ich (geblieben) bin

Bin nicht verschollen, hatte nur Freizeitstress - so viel zu erleben mit Freunden hat mich vom Bloggen abgehalten. Jetzt bin ich in NYC eingetroffen, wo ich dafür auch nicht mehr Zeit haben werde, aber zumindest wollte ich kurz mal ein Lebenszeichen geben.

Erste Impressionen und mehr finden sich HIER. Schönen Gruß vom Times Square!

Mittwoch, 16. März 2011

Wetter"vorhersage"

Ich wollte prüfen, ob ich eh so in etwa das Richtige einzupacken vorhabe, und habe mir bei diversen Wetterdiensten im Internet angesehen, was die so vorhersagen. Hmmm, ich glaube, das war ein Fehler, denn tatsächlich sieht es so aus, dass für alles, was weiter als 3 Tage weg ist, sehr divergierende Aussichten zu finden sind. Der eine erklärt Schneeregen-Gefahr während der nächste für dieselbe Zeit und denselben Ort sonniges, wenn auch nicht allzu warmes Wetter verspricht.

Dazu kommen dann noch so Eigenheiten wie bei weather.com, die auf der einen Seite °C anzeigen, beim Klick auf einen anderen Zeitraum dann aber wieder °F. Und nach welcher Logik mir der Wetterzustand auf Deutsch oder Englisch angezeigt wird, darüber kann ich nicht mal spekulieren.

Hier steh ich nun, ich arme Reisende, und bin so klug als wie zuvor. Und das ist nicht besonders viel...

Montag, 7. März 2011

Reisebericht New Orleans - 20. November 2010

Mein letzter Stop im Süden war New Orleans. Auch hier blieb mir wegen der nicht mehr wirklich einkalkulierten Möglichkeit, das Weiße Haus zu besichtigen, weniger Zeit als mir eigentlich lieb gewesen wäre. Im Endeffekt habe ich mich auf das French Quarter beschränkt und dabei sicher die Atmosphäre der Stadt eingefangen, aber wohl auch ein eher einseitiges Bild gewonnen. Andererseits habe ich fast alles geschafft, was auf meiner Liste stand, ein zweiter Tag hätte also nicht allzuviele neue Erkenntnisse gebracht.

Wie so oft habe ich meinen Trip in der Touristeninformation begonnen, die hier am Jackson Square beheimatet ist. Eine Seite des Platzes wird von der Straße gesäumt, eine von einer Kathedrale, die restlichen beiden, einander gegenüberliegend von diesen "Langhäusern", die die ersten Mietshäuser in New Orleans waren. Im Erdgeschoss sind heute Geschäfte, ein Teil kann in seiner ganzen 3-stöckigen Pracht von 1850 besichtigt werden, ansonsten vermute ich in denn Obergeschossen Wohnungen.

In der Zeit, in der New Orleans spanisch war (1762-1803), hieß der Jackson Square "Plaza d'Armas", später wurde er zu Ehren von Andrew Jackson umbenannt, dem siebten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Sein Reiterstandbild, hier flankiert von - was denn sonst? - Palmen, steht im Zentrum des Platzes.

Wie man sieht, war das Wetter wunderschön. Was man nicht sieht, was mir aber sicher jeder glaubt, war es auch ganz schön warm :) Jackson war zwar Südstaatler, war aber eher in Tennessee tätig. Seine Verbindung zu New Orleans und somit seine Bedeutung für die Stadt ist die Schlacht von New Orleans im Jahr 1815, der letzten Schlacht des Kriegs von 1812.

Die Kathedrale von St. Louis, eben jene, die die vierte Seite des Platzes flankiert. Im Vergleich zu anderen Sakralbauten fand ich sie eher klein, aber scheinbar hat hier Religion auch keinen so hohen Stellenwert - im French Quarter sind mir sonst eigentlich keine Kirchen untergekommen.

Ein schmaler Weg führt an der Kirche vorbei ins French Quarter. Weshalb er "Pirates Alley" heißt, hat mir der Reiseführer nicht verraten, aber ich fand die schiefe Straßenlaterne, die auch als Tafelhalter fungiert, recht witzig. Vor Ort dachte ich eigentlich, sie sei einfach so schief, nähere Betrachtung hat mich aber vermuten lassen, dass das Absicht ist.

Am Mississippi-Ufer liegt der Raddampfer Natchez, der noch voll funktionstüchtig ist - Kunststück bei Baujahr 1975. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich mir vielleicht so ein überteuertes Ticket für eine kurze Fahrt flussaufwärts zugelegt, so musste es der Blick über den Fluss tun, den ich von der Anlegestelle bekommen habe.

Richtung Nordwesten ins Landesinnere.

Flussabwärts Richtung Golf von Mexiko - einige Windungen noch, dann trifft der Mississippi auf "großes Wasser".

Voodoo ist in New Orleans allgegenwärtig. Dieses kleines Häuschen nennt sich "Marie Laveau's House of Voodoo" und bietet unter anderem Zukunftsvorhersagen. Marie Laveau war eine Voodoo-Queen, gefolgt von ihrer Tochter mit demselben Namen - sowas zieht also immer, obwohl die beiden schon lange tot sind. Überhaupt begegnet einem das Esoterische hier an jeder Ecke. Überall bieten Seherinnen ihre Dienste an, Karten, Glaskugeln, die Hände der Kunden sind ihre Werkzeuge. Ein bisschen hätte es mich schon gereizt, mir anzusehen, was mir prophezeit wird, aber ich bin ein so grundvernünftiger Mensch... Und dann ist da ja noch die Option, dass mir die Vorhersage nicht gefallen hätte ;)

Die Architektur hat zwar einen Südstaaten-Stempel, aber sie ist doch wesentlich diversifizierter als zum Beispiel in Charleston. Es gibt auch noch Einflüsse aus spanischer Zeit zu sehen, es überwiegt aber die Sache mit den Veranden. Besonders gut haben mir die Gitterbögen gefallen, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie sich Metall positiv auf das heiße Klima im Sommer auswirken soll. Zumindest sehen sie wie Metall aus, aber auch Holz würde Wärme speichern.

Dieses Haus hat die Sache mit den Veranden maximiert. Als Palmenfan gefällt mir auch die Begrünung. Außerdem wird hier schon auf Weihnachten eingestimmt mit den beiden Lichterkettenengeln. Nicht weit weg von hier stand ein großer Christbaum, dessen Spitze von einer Fleur de Lis geziert wurde. Überhaupt findet man dieses Symbol an allen Ecken in der Stadt - ein Überbleibsel des französischen Einflusses.

Ist dieses Doppelhäuschen nicht allerliebst? Besonders hat mir hier der Giebel gefallen, und zwar nicht nur wegen der Flagge ;)

Die Bourbon Street war natürlich Pflicht, auch wenn ich zur Mittagszeit nichts vom Nachtleben mitbekommen habe, das hier eigentlich florieren soll. Die Straße ist aber dennoch nicht nach dem alkoholischen Getränk benannt, sondern nach dem Adelsgeschlecht der Bourbonen. Schilder wie dieses fanden sich im French Quarter eigentlich fast überall, das spanische Erbe wird also hochgehalten.

Diese Bilder von der Bourbon Street habe ich zur Mittagszeit gemacht, kurz bevor ich mir ein typisches Cajun-Essen gegönnt habe. Da war noch nicht so viel los, aber die Leute, die unterwegs waren, hatten ihre Getränke in Bechern in der Hand. Und ein großer Teil davon hatte alkoholischen Inhalt - bislang war ich in den USA an keinem Ort, an dem das möglich gewesen wäre.

Als ich nach dem Essen weiter über die Bourbon Street geschlendert bin, wurde es schon etwas schwierig, den ganzen Leuten auszuweichen, die zum Teil auch schon etwas angeschickert waren. Außerdem waren an jeder Ecke Straßenmusikanten, die zum Großteil Jazz dargeboten haben - es war also richtig Leben, an einem Samstag nicht weiter verwunderlich. Ich habe also sicher einen Vorgeschmack auf das gewonnen, was sich am Abend hier abspielt. Es tut mir so gar nicht leid, dass ich das Nachtleben verpasst habe, mir war die Stadt untertags schon zu schrill und hysterisch.

Im French Quarter ist wegen der alten Bausubstanz (was halt in dem Teil des Landes alt ist *gg*) nicht wirklich was los mit öffentlichem Verkehr. Auf der Canal Street, die das alte Viertel gegen die neumodischeren Stadtbereiche abgrenzt, fahren dann aber Trollies - gesäumt von Palmen. Keine Angst, ich habe keinen Unfall riskiert, es war grad kein Schienenfahrzeug in Sicht.

Beim Hard Rock Cafe habe ich dann wieder mein Lieblingsschild entdeckt, das ich in Paris schon mal gesehen hatte, das beim letzten Besuch aber nicht mehr da war.

Natürlich durften auch in New Orleans Museumsbesuche nicht fehlen. Das Voodoo-Museum stand ganz oben auf der Liste, sowas bekommt man sonst ja nicht oft zu sehen. Leider ist es nicht so toll aufgemacht, wie ich es sonst gewohnt bin, vermutlich auch, weil es von Privaten betrieben wird. Einen kleinen Einblick in diese etwas seltame Welt habe ich aber dennoch bekommen. Ich glaub ja per se nicht an solche Dinge, siehe auch die Weissagungen. Als ich beim Rausgehen aus dem Museum dann gestolpert und umgeknickt bin, musste ich aber doch grinsen. Wäre ich abergläubisch, hätte ich wohl vermutet, dass es was damit zu tun hatte, dass ich nicht an den ganzen Voodoo-Zauber glaube. So war mir klar, dass es einfach nur mal wieder an der Zeit war, dass was passiert, nachdem der ganze Urlaub ja bemerkenswert zwischenfallsfrei verlaufen ist ;)

Das eingangs erwähnte Mietshaus war natürlich auch einen Besuch wert. Im Jahr 1850 hat es sich also doch recht gediegen gelebt, wobei ich fast nicht verstehe, warum jemand, der sich so einen Einrichtungsstil leisten kann, nicht eher gekauft statt gemietet hat. Es sind zwar nur zum Teil die alten Möbel, aber der Stil soll dem der Mieter entsprechen, die hier gewohnt haben.

Neben Salon, Esszimmer, Schlafzimmer usw. war auch ein Kinderzimmer ausgestellt. Irgendwie kann ich mir hier keine tobenden, kichernden Kinder vorstellen... Außerdem wurden auch noch die Sklavenquartiere im Hinterhof gezeigt, die zum Teil auch als Dienstbotenquartiere genutzt wurden, weil scheinbar doch nicht mehr jeder Sklaven gehalten hat. Auf einer Infotafel hieß es, dass von den 18 Familien im Hausblock (das ganze "Langhaus") 11 Sklaven hatten, 9 Dienstboten (also eine teilweise Überschneidung - ich mag mir nicht vorstellen, wie das für die Sklaven gewesen sein musste...)

Außerdem war ich noch im French Market, bin über den Moonwalk geschlendert, habe mich durch die Historic New Orleans Collection führen lassen und habe den Garden District zumindest noch vom Auto aus besichtigt. Alles in allem war es also ein sehr vollgepackter Tag. Die Faszination, die viele für New Orleans empfinden, kann ich aber nicht so ganz nachvollziehen. Ja, die Stadt strahlt eine gewisse Energie aus, aber mir ist sie zu überdreht, zu schrill, zu bemüht in ihrer Andersartigkeit. Von allen Orten, die ich bislang besucht habe, kann ich mir hier am schwersten vorstellen, mich auf lange Zeit gesehen wohlzufühlen. Aber missen möchte ich die Erfahrung auf keinen Fall.

Sonntag, 6. März 2011

Reisebericht special - Automobilmuseum Tupelo

Ford Edge, 2010, $ 28.500
Eines der Dinge, die mir am Lebhaftesten in Erinnerung geblieben sind von meinem Trip, ist der Besuch im Automobilmuseum in Tupelo, dem Geburtsort von Elvis. Im Jahr zuvor habe ich mich ja schon vom Automobilmuseum in Hershey verzaubern lassen, aber ich denke, dieses hier hat mir besser gefallen, obwohl die Präsentation schlichter ist und weniger Daten aufweist. In Tupelo hat meine Kamera regelrecht geglüht, in grad mal zwei Stunden habe ich fast 500 Bilder gemacht und die Akkus bis aufs Letzte ausgereizt. Ich selber war vor lauter Begeisterung richtig verkrampft, habe flach geatmet, fühlte mich irgendwie fiebrig und hätte ständig jubilieren können, wenn ich etwas Neues entdeckt habe. Wahnsinn, was da alles rumsteht - mein Autoliebhaberherz hat einige Takte zugelegt. Die folgenden Bilder sind mehr oder weniger chronologisch nach Baujahr des Hauptobjekts geordnet, die Daten und Preise sind den Schildern bei den Autos entnommen. Manche Fahrzeuge waren in Unkenntnis des damaligen Neupreises mit einer bestimmten Anzahl von Dollarzeichen gekennzeichnet, wobei $ für preisgünstig, $$ für moderat, $$$ für hochpreisig und $$$$ für sehr teuer steht.

Benz, 1886, Preis unbekannt, Nachbau
Die Ausstellung ist mehr oder weniger chronologisch aufgebaut, die Sammler haben sich bemüht, von fast jedem Baujahr zwischen 1886 und 2002 ein Fahrzeug zu bekommen, wobei ein Schwerpunkt auf sehr früheren Autos liegt und sich ein weiterer bei Autos nach dem zweiten Weltkrieg befindet. Die Daten zu den Fahrzeugen sind eher spärlich, aber eine kleine Tafel wie die hier vorne rechts befindet sich neben jedem Fahrzeug. Bei vielen ist auch ein kleiner Lautsprecher angebracht, der nach Betätigung des Knopfs einige Daten und Fakten über das Fahrzeug spuckt. So habe ich auch erfahren, dass hier kein originaler Benz steht, sondern ein Nachbau - wobei damit eigentlich zu rechnen war.

Cadillac Model A, 1903, 750$
Ja, so bescheiden hat man bei Cadillac angefangen. Wenn man sich die Preise anderer Autos dieses Baujahrs ansieht, dann waren die Fahrzeuge doch eher preisgünstig. Was ich etwas vermisst habe, war eine Tabelle, wie viel ein Dollar aus dem Jahre X heute wert ist - das hätte geholfen, die Kosten etwas einzuschätzen. Aber andererseits müsste man sowas wohl ständig aktualisieren...

(Ford?) White Steamer Model D, 1904, $ 2275
An diesem Auto - einem der wenigen aus dieser Zeit mit Dach - haben mir vor allem die geflochtenen Körbe auf der Seite gefallen. Bemerkenswert sind auch die Felgen aus Holz, die eher kurze Schnauze und die freistehende Lenksäule.

vorne: Minerva Knight, 1913, sehr teuer; dahinter: Carter Car, 1912, 1600$ sowie Sears Buggy, 1911, $ 2200. Ganz am Ende des Gangs, quer: Chevy Bel Air, 1958
Wie man an der Reihe von Autos aus den 1910er-Jahren sieht, war das Vorhandensein eines Dachs über weite Strecken alles andere als selbstverständlich. Wenigstens Kotflügel waren bald Standard, aber viele Annehmlichkeiten gab es nicht. Und da rede ich nicht von Tempomat und Sitzheizung, sondern mehr von Windschutz und akzeptabler Federung.

Ford Racer Model T, 1914, 22 Horsepower - war bei Spitzengeschwindigkeit kaum beherrschbar
Der Ford, der noch nicht gänzlich fertig restauriert sein dürfte, ist eines der wenigen Fahrzeuge, die in einer Art Kulisse stehen. Früh schon schien Tuning eine Beschäftigung für die Vermögenden zu sein, denn laut einer erklärenden Tafel gab es eine ganze Industrie, die für das Ford T-Modell modifizierte Teile hergestellt haben. Dass bei Höchstgeschwindigkeit ein Halten auf der Straße kaum möglich war, kann ich mir gut vorstellen, wenn ich mir die Bauform so ansehe...

Hispano Suiza Town Car, 1928, sehr teuer
Hispano Suiza, eine der frühen und viel zu bald untergegangenen Luxusmarken. Überhaupt begegnen einem in diesem Museum auf Schritt und Tritt Hersteller, die es heute nicht mehr gibt, die die Wirren der Weltkriege nicht überstanden haben oder die in anderen Konzernen aufgegangen sind. Neben einigen Mercedes, einem Porsche und einer Ente ist das hier eines der ganz wenigen europäischen Fahrzeuge.

Kühlerfigur eines Chevrolet Coupe, 1929, $ 595
Auch an Kühlerfiguren in diversen Ausprägungen herrscht kein Mangel in diesem Museum. Während ganz frühe Autos teilweise nicht mal einen Firmennamen prominient aufscheinen haben, sind schon bald drauf fantasievolle Figuren auf der Haube für meist höherpreisige Autos Standard. Das damalige Chevrolet-Zeichen sieht dem heutigen auch schon ziemlich ähnlich, oder? Die Verwandtschaft ist auf jeden Fall unverkennbar.

Duesenberg, 1929, eines von 472 gebauten Modellen, $ 8500 nur Karosse
Eines der exklusivsten Fahrzeuge zur damaligen Zeit war sicher ein Duesenberg. Der Name lässt zwar auf deutschen Hintergrund schließen, tatsächlich war die Firma aber in den USA zuhause. Sie hat längere Zeit noch praktiziert, was in den Anfängen des Automobils noch gang und gäbe war: jeder hat gemacht, was er am Besten konnte. Der Karosseriebauer hat somit das Außenleben fabriziert, ein Motorenbauer hat den Motor produziert und irgendwer hat das Ganze dann zu einem ganzen Auto zusammengebaut. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was das für technische Probleme verursacht haben mag... Man beachte auch hier die Kühlerfigur, die unter heutigen Umständen keinesfalls eine Zulassung bekommen würde.

Packard, 1935, $ 1060
Erinnert an Autos aus alten Gangsterfilmen, oder? Irgendwie fällt mir dazu jetzt ein Geigenkasten mit Gewehr als Inhalt ein. Die Schießscharte von Frontscheibe hat mit Sicherheit auch einen "tollen" Rundumblick geboten. Was auch sehr nett war, war die Musik, die aus den Boxen gekommen ist. Hauptsächlich früher Rock, etwas Country, nur alte Sachen. Oft hätte ich gerne mitgesungen oder habe mir vorgestellt, wie ich in so einem Auto sitze, das aufpreispflichtige Radio vorsichtig mit einem Drehknopf zu meiner Lieblingsstation dirigiere und dann mit wehendem Haar lauthals mitsingend einen Highway entlang cruise...

Graham Supercharger, 1939, $ 1225
Die Front dieses Autos hat mir gut gefallen. Keine Ahnung, wovon sie inspiriert wurde - der Mittelteil erinnert mich ein bisschen an den Grill eines Traktors. Die frühen Stoßstangen haben sicher öfter mal einen Rempler abbekommen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie viel weggesteckt haben. Und die Lichtausbeute dieser Scheinwerfer dürfte wohl eher ein dunkles Kapitel sein.

Jaguar Mark IV Convertible, 1948, $ 3964
Die liebevolle Aufbewahrung des Bordwerkzeugs ist nur eine der Besonderheiten, mit denen dieser Jaguar aufwarten kann. Auch sonst ist er sehr detailverliebt gestaltet und hat damals sicher beachtlichen Luxus geboten.

vorne: Tucker, 1948, 51 gebaut, keines verkauft; dahinter: Ford Woodie Wagon, 1941, $ 1015
Ach, wie mein Herz für vernachlässigte Automobile hier höher geschlagen hat. Ja, ich kann verstehen, das niemand das seltsame Auto mit dem dritten Frontlicht und den gegenläufig öffnenden Türen haben wollte, aber ich finde den Wagen für die damalige Zeit doch recht innovativ. Von der Farbe vielleicht mal abgesehen, aber was ist denn schon perfekt? Der Woodie Wagon ist aus einer Zeit, in der Holz eigentlich nicht mehr unbedingt für Aufbauten verwendet wurde. Bei frühen Autos war die Karosse oft aus Holz, so wie eben bei Kutschen, und bei Kombis gab es das bis in die 70er in den USA, wenn ich mich recht entsinne, aber es wirkt doch irgendwie seltsam.

Talbot Lago T26, 1951, $ 8600
Ein fast schon altmodischer Vertreter für 1951, da war diese Bauform doch schon etwas aus der Mode. Mit rein in den Bilderreigen durfte dieses Auto, weil es lila ist. Es ist nicht das Einzige in dieser Farbe, ein zweiter Wagen in violett veredelt die Ausstellung, aber dieser hier hat mir besser gefallen. Die Felgenform ist zwar nicht so mein Ding, aber die Farbe find ich toll. Her mit dem Kopftuch und den Oldies, und dann ab über breitere Feldwege *träum*

Kaiser Darrin Convertible, 1954, eines von 435 gebauten Exemplaren, $ 2550
Ein Zweisitzer mit langer Schnauze und einer Schiebetür - die Fahrertür verschwindet im Kotflügel. Keine Ahnung, wie es da mit der Crashsicherheit aussieht, aber die Idee ist für schlanke Menschen in engen Parklücken sicher eine tolle. Aber da sie sich nicht duchgesetzt hat, wird sie schon ihre Mängel haben. Auch die Front (siehe kleines Bild) ist mit dem kleinen muschelförmigen Grill nicht grad alltäglich.

Mittig: Chevy Impala Hardtop, 1958; davor: Pickup mit Hardtop, Chevy El Camino, 1960, Preise unbekannt
Bei den Kutschen aus den späten 50ern und den 60ern habe ich mir immer wieder gedacht, dass heutige Ami-Schlitten zwar im Vergleich zu europäischen Fahrzeugen groß sind, im Vergleich zu ihren Ahnen aber eigentlich geschrumpft sind. Damals wurden Autos mit langen Schnauzen und Kofferräumen gebaut, die viel Platz eingenommen haben, obwohl sie nicht ganz so viel Raum angeboten haben. Wenn man das mal gegen das typische europäische Fahrzeug derselben Zeit vergleicht, hatten es die Amis auf alle Fälle wesentlich geräumiger.

Chrysler 300F, 1960, $ 5841
Die klassische Heckflosse *hach* Die Farbe ist zwar nicht so ganz meins, aber die Form gefällt mir ausnehmend gut. Ich möchte zwar den Spritverbrauch eines solchen Schiffs nicht zahlen, aber irgendwär wär's sicher lässig gewesen, mal mit sowas durch die Straßen zu cruisen. Wer weiß, vielleicht wäre ich doch eine gute Zeitgenossin in den 60ern gewesen, mit Petticoat und weißen Handschuhen...

links: Chevy Malibu SS, 1965; rechts: Nova Chevy II, 1960
Ein kleiner Überblick über die riesige Halle. Was ich leider nicht wiedergeben kann, ist der Geruch, der da in der Luft lag, diese eigentümliche Mischung aus alten Reifen, altem Öl und Autos mit Erfahrung. Auch der Betonboden zeugte von diversen Leckagen, bei so alten Autos kann halt immer mal wieder was daneben tropfen. Die Chevys sind Teil der gerade stattfindenden Sonderausstellung. Rechts, hinter dem Nova Chevy II, steht übrigens die Ente.

vorne: Roth Wishbone, 1967, $ 8250; dahinter rechts: Triton Aero Car, 1985, moderater Preis, eines von acht gebauten Modellen; hinten Mitte in blau: Ford Mustang; hinten links in gelb: Corvette, 1969, $4781
Eines der seltsamsten Fahrzeuge der Kollektion ist sicher der rote Renner in Bildmitte. Aber auch das rechts davon befindliche Aero Car, mit dem die Amis mal auf umweltfreundlich tun wollten, sticht aus dem bunten Reigen heraus. Während ich mir für das Aero Car noch eine Straßenzulassung vorstellen kann, bezweifle ich, dass mit den beiden Zacken des Wishbone irgendwas möglich wär.

vorne: Volkswagen Super, 1974, $ 2400; dahinter: Leslie Special Convertible, "Great Race Car", 1963, sehr teuer, Filmauto aus dem Film "The Great Race" mit Jack Lemmon und Tony Curtis. Eines von zwei gebauten Exemplaren.
Der gute alte Käfer, hier gleich zwei mal vertreten, auch wenn nur das vordere Exemplar mit einer Tafel gesegnet wurde. Irgendwie kann ich mir schwer vorstellen, wie so ein Käferchen zwischen den ganzen Ami-Schlitten rumgekrabbelt ist. Das weiße Auto hinten entspricht der Form nach nicht unbedingt dem Baujahr, was daran liegt, dass der Film im frühen 20. Jahrhundert spielen soll und die Autos damals eben noch so aussahen.

vorne: Corvette, 1977, $ 8648; links: Porsche 914, 1974, moderater Preis; hinten Mitte: Ford Skyliner, 1957, $ 2942; hinten rechts: Mercury Turnpike Cruiser, 1957, $ 3845
Ach, die Corvettes. Ich kann mir zwar schwer vorstellen, wie die ohne Automatik sportlich sein sollen, aber ich würde schon gern mal so ein Teil fahren. Ein frühes, nicht ein modern weichgespültes. Ok, ich würde sehr viele Autos aus diesem Museum gern mal selber fahren, aber das wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Eine Corvette in meinem Alter sollte aber eigentlich möglich sein... Dass der Porsche als eher günstig empfunden wurde, wundert mich etwas, da sie hierzulande ja doch eher hochpreisig sind, aber wer weiß, in welchen Zusammenhang die den Preis setzen. Der gelb-weiße Turnpike Cruiser ist eigentlich hässlich, aber auf eine Art, die ihn schon wieder attraktiv macht.

Barister Corvette, 1982, Einzelstück, Auto von Liberace
Dieses Auto hingegen ist so hässlich, dass es einfach nur hässlich ist. Mit dem Kerzenständer als ganz besonderes Gimmik ist das Ding irgendwie so gar nicht mehr von dieser Autowelt. Bei diesem Auto habe ich ausnahmsweise mal andere Besucher getroffen - ich war die meiste Zeit total allein in der Halle und fand das himmlisch. Ein älteres Paar hat mich, nachdem ich wohl etwas ratlos geguckt haben muss, über den Künstler aufgeklärt. Ok, ist wohl mal wieder ein Fall von "Geld darf alles".

vorne: Camovette, 1983, unbezahlbares Einzelstück; dahinter: Ford Mustang Coupe, 1970, $3271
Auch dieser Mix aus Camaro und Corvette ist ein Fall von "über Geschmack lässt es sich nicht streiten". Wie man das Ding fahren soll, wenn man nur die Hälfte der Straße sieht, ist ein anderer Punkt, aber immerhin bleibt man dann von dem psychedelischen Exterieur verschont. Der Mustang dahinter ist wesentlich hübscher, auch wenn das Cobra-Airbrush wie ein misslungenes Tattoo aussieht. Die schwarzen Streifen auf der Motorhaube sind dafür in Glitzerlack.

Aston Martin Lagonda, 1984, mehr als $ 150.000
An diesem Punkt habe ich wirklich bedauert, dass ich keine inflationsbereinigte Konversionstabelle von alten und neuen Preisen hatte, denn ich wüsste zu gern, ob das nicht doch das Auto mit dem höchsten Neuanschaffungspreis in der Sammlung ist. Die sehr flache Schnauze finde ich seltsam, auch sonst sehe ich an der Karosse nicht viel Nobles - und Aston Martin verbinde ich mit exklusiv und gediegen. Aber jeder macht mal Fehler, oder?

Lincoln Mark IV, 1976, $ 13.386,69 - von Elvis für einen Freund gekauft. Dahinter: Toyota Camry Hybrid, 2010.
Was da an der Wand hängt und den Namen des Sängers buchstabiert, sind Plakate seiner 33 Filme. Die Sammlung hat einen Wert von ca. 55.000 $ und ist eine von nur 4 kompletten Kollektionen der Filmposter. Das blaue Auto ist eines der letzten Autos, die Elvis gekauft hat. Es ist auch der von Elvis ausgeschriebene Scheck ausgestellt (deswegen die außerordentlich genaue Kaufsumme) sowie ein Bild der Übergabe durch den Entertainer an besagten Freund. Der Toyota war einer von zwei Japanern - gemeinsam mit seinem kompakten Bruder. Die beiden dürfte ein lokaler Autohändler zu Anschauungszwecken zur Verfügung gestellt haben. Ansonsten ist hier alles Amerikanisch, mit ein bisschen europäischer Würze.

So, das war er, mein kleiner Streifzug durch dieses aufregende Museum. Für Zahlen und Fakten übernehme ich keine Haftung, die habe ich ja von den Täfelchen im Museum (und nein, ich hab sie mir nicht gemerkt, obwohl ich gerne hätte). Die Auswahl von nur 5% der Bilder ist mir sehr schwer gefallen. Aber ich denke, ich hab halbwegs den Spirit eingefangen. Ich hoffe, irgendwer hatte ähnlich viel Spaß dran wie ich. Für ich wird dieses Museum wohl unvergesslich bleiben - zu Recht, wie ich finde.

Samstag, 5. März 2011

Reisebericht special - Elvis

Wink mit dem Zaunpfahl von meinem eigenen Blog in der Geschichtsabteilung links unten: "1960 Elvis Presley ends 2-year hitch in U.S. Army". Na dann, auf geht's!

Elvis über sich selber/Ein Freund über Elvis:
Meine Meinung: Elvis Aaron Presley, kurz auch Elvis oder The King (of Rock 'n' Roll) - in den letzten 55 Jahren gab es wohl kaum jemanden, der diesem Mann und seiner Musik entkommen ist. Bei mir verhält es sich natürlich nicht anders. Als Kind schon wurde ich mit seinen Songs beschallt, das erste Stück, das ich mir auf meinem Keyboard selber beigebracht habe, war "Love me tender". Obwohl er eigentlich mit großen Teilen seines Oevre nicht so wirklich in meinen Musikgeschmack passt, ist Elvis wohl der Künstler, von dem ich die meisten CDs habe - und ja, ich höre sie auch. Er hatte eine tolle Stimme und die meisten Lieder eignen sich wunderbar zum Mitsingen.

Memphis war ja auf meiner "Must see"-Liste, noch bevor ich mir vergegenwärtigt hatte, dass da Graceland steht, dass Elvis in dieser Stadt gelebt hatte. Als der Reiseführer noch Tupelo, MS, den Geburtsort von Elvis, in bewältigbarer Distanz aufzeigte, kam auch das auf die Liste, denn ich wollte die Chance nutzen, den Mythos so weit wie möglich zu ergründen. Ich hatte am Ende den sehr bivalenten Eindruck, dass ich einiges verstanden habe, aber jetzt auch viel mehr Fragen mit mir rumtrage, als ich ursprünglich eigentlich hatte. Obwohl es an sich eine einfache Geschichte sein sollte: Armer Junge vom Lande, gesegnet mit Stimme und Charisma, kommt in große Stadt, wird entdeckt, macht Musik und Filme, wächst zu einem dem größten Sexsymbole und einem absoluten Superstar heran, bevor er tragischerweise viel zu jung stirbt. Aber diese nüchterne Zusammenfassung wird dem Ganzen nicht gerecht...

Das erste Mal auf meiner Reise bin ich Elvis schon in Washington DC begegnet, wo in der Portrait Gallery eine Ausstellung mit Fotos stattfand, die den Künstler im zarten Alter von 21 zeigten. Er war schon nicht unattraktiv, obwohl sein Sexappeal sicher mehr von seiner Art als seinem eigentlich eher durchschnittlichen Aussehen herrührte. Er schien etwas verdutzt zu sein, dass er so vergöttert wurde, die Frauen ihm nachliefen, er kaum eine ruhige Minute hatte, und das, obwohl er doch nur Musik machte. Ich denke, das war so der Punkt an dem ich begonnen hatte, mir Gedanken über den Menschen Elvis Presley zu machen, nicht nur über die unerreichbar scheinende Figur, die so viele Songs gesungen hat.

Wiederbegegnet bin ich der Kunstfigur Elvis dann in Nashville, in der Country Music Hall of Fame. Da steht einer seiner Cadillacs mit pompöser Ausstattung. Schon da habe ich mir gedacht "Puh, das passiert, wenn Menschen mehr Geld haben, als sie ausgeben können", aber es war nur eine außerordentlich inadäquate Vorbereitung darauf, was mich in Graceland erwarten würde.

Elvis goldenes Klavier hat den Eindruck von Pomp und Dekadenz verstärkt. Auch das steht in Nashville hinter Glas, gemeinsam mit einem von seinen Bühnenanzügen und anderen Kleinigkeiten. Wieder zuhause habe ich bei meiner Recherche herausgefunden, dass Elvis in gleich fünf Music Halls of Fame vertreten ist, mehr als jeder andere Musiker - auch Rock'n'Roll, Gospel, Blues und Rockabilly haben ihn verewigt. Obwohl Elvis selber nie Musik geschrieben hat, sondern sich immer nur aus dem ihm vorgelegten Material das ausgesucht hat, was er singen wollte, obwohl nicht klar zu sein scheint, ob er Noten lesen konnte, hat er es unheimlich weit gebracht.

Mein Besuch bei Graceland begann etwas ernüchternd. Der Elvis Presley Boulevard, die Straße, die da hinführt, ist eine Art vierspurige Bundesstraße, eine von jenen Ausfallstraßen, die ich in ganz Amerika kennengelernt habe, wo sich Hotels, Motels, Drogerieketten, Fast Food-Restaurants und Tankstellen aneinanderreihen. Hier soll der King gewohnt haben? Beim Einbiegen auf den großen Parkplatz die nächste Ernüchterung: Parken kostet richtig Geld. Es sollte noch dicker kommen: Ein Ticket für das Haus und ein paar der sich auf dem Gelände befindlichen Ausstellungshallen kommt auf 34$ (ca. 25 Euro). Wie man an diesem Wartebereich sieht und wie sich mir sonst erschlossen hat, ist das Ganze sehr gut organisiert, aber wahrlich eine Gelddruckmaschine, ein Eindruck, der sich in den zahlreichen Giftshops mehr als nur erhärtet hat. Ich kaufe gerne Souvenirs, aber bei Shirts um 60$ oder Kulis um 8$ ist meine Bereitschaft gering - das ist Nepp.

Während ich auf den Bus gewartet habe, der einen über die Straße zum Haus gebracht hat (siehe Tor im Hintergrund), habe ich die zahlreichen "Musikinstrumente" aus Lichterketten bewundert, die auf dem Rasen rumstanden. Ausnahmsweise habe ich bedauert, dass es wegen der Zeitverschiebung (Memphis hat eine Stunde Differenz zur Ostküste) so spät dunkel wurde, die hätte ich gerne illuminiert gesehen. In sehr effizienter Weise wurde ich wenig später mit einem Audioguide ausgestattet und in einen Bus gequetscht. Ob der nun fährt, damit keiner auf dem Spaziergang ins Gemüse abhaut, oder weil man zahlenden Gästen nicht zumuten kann, eine Straße zu überqueren und ein paar Höhenmeter zu überwinden, wird mir ein Rätsel bleiben...

Das Haupthaus, vor dem der Bus hielt, wirkt jetzt nicht sonderlich pompös. Mit den Säulen hat es ein bisschen was von Südstaatenarchitektur, aber es sieht jetzt nicht so groß aus, wie man sich das Haus eines Mega-Stars vorstellt. Nun ja, was soll ich sagen "Don't judge a house by it's exterior" - innen sah das dann gleich ganz anders aus.

Ja, so kurz nach Mitte November kann man schon mal auf Weihnachten dekorieren. Und es hätte kitschiger sein können. Wirklich! Bei all dem, was ich da auf Graceland gesehen habe, geht das als absolut dezent durch. Wenigstens stand da nicht an jeder Ecke ein Mensch, dessen Job es war, in 15-Sekunden-Rhythmen Facts hochzurülpsen, sondern die angenehme Stimme des Erzählers im Audioguide hat das erledigt. Ich hab mich auch bemüht, den Leuten, die mit mir gekommen sind, ein bisschen aus dem Weg zu gehen, damit mir nicht ständig jemand in meine Bilder latscht.

Das Esszimmer des Kings. Wie alles im Haus ist es noch so, wie Elvis es verlassen hat. Scheinbar hat er an den Umbauten und Neudekorierungen immer mitgewirkt und das Haus immer so aussehen lassen, wie er es haben wollte, obwohl er wohl nur eher selten daheim war, wenn man sich seinen Tourplan ansieht.

Zu besuchen ist für den normalen zahlenden Gast nur das Erdgeschoss, mit der Begründung, dass Elvis selber seine Gäste und Freunde immer nur da empfangen hätte und der erste Stock immer off limits gewesen sei. Eigentlich glaub ich ja, dass da hinter dem Vorhang nur Kraut und Rüben herrscht, aber ich wollte keinen abrupten Abbruch meines Besuchs riskieren, indem ich da die Treppe hochflitze ;)

Das einzige Schlafzimmer, in das man einen Blick werfen kann, ist jenes, das Elvis seinen Eltern im Erdgeschoss eingerichtet hat. Er hatte anscheinend ein sehr enges, gutes Verhältnis zu ihnen und irgendwann sind sie auf Graceland eingezogen.

Die Küche mit allen Schikanen aus den 70ern. Man beachte wie auf dem Wohnzimmerbild weiter oben den Fernseher. Die Betreiber von Graceland scheinen auch Wert darauf zu legen, dass alles irgendwie noch halbwegs belebt aussieht, nicht so museumsartig. Wer weiß, vielleicht haben sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er doch eines Tages zurückkommt ;)

Die laufenden Fernseher hier scheinen Originale aus den 70ern zu sein. Der Audioguide hat erklärt, dass in diesem Fernsehraum Elvis oft 3 verschiedene Nachrichtenprogramme verfolgt hat, er dürfte ein Nachrichtenjunkie gewesen sein. Dabei dauerte es noch einige Jahre, bis CNN erfunden wurde...

Einen kleinen Schock hat mir das Billard-Zimmer verpasst. Der Stoff an Wänden und Decke ist einfach nur grauenhaft. Aber Geschmack kann man sich nunmal nicht kaufen, und man darf nicht vergessen - das waren die 70er...

Auch der Jungle Room, den man beim Verlassen des Kellers als erstes betritt, ist gewöhnungsbedürftig. Wenn man Geld im Überfluss hat, dann ist es wohl wirklich schwer, sich davon nicht auf Abwege tragen zu lassen. So ganz generell wurde Graceland mit jedem Schritt etwas unwirklicher, und müsste ich jemandem den Begriff Dekadenz veranschaulichen, dann würde ich ihn wohl dorthin mitnehmen.

Wieder an der frischen Luft wird der Besucher in verschiedene Nebengebäude geleitet. Auf dem Gelände steht so einiges - ein Pool und ein Kinderspielplatz waren ja zu erwarten, der Schießstand und so manches andere eher nicht. Hier zu sehen ist das Büro, von dem aus das Unternehmen Elvis verwaltet und vermarktet wurde. Für mich steht es im krassen Gegensatz zu dem ganzen Pomp in den anderen Räumlichkeiten. Die Gemälde sind übrigens Fanarbeiten.

In einem der Nebengebäude ist eine Art kleines Elvis-Museum untergebracht. Unter anderem findet sich hier ein Teil der goldenen Schallplatten und Auszeichnungen, die er für seine Arbeit bekommen hat.

Im nächsten Raum werden einige der Stationen seines Lebens beleuchtet, unter anderem natürlich auch die nur kurz währende Ehe mit Priscilla.

Auch die Army-Zeit, die er zu einem guten Teil in Deutschland verbracht hatte, war selbstverständlich eine Erwähnung wert.

Was ich bis dahin nicht wusste, was aber zu dem passt, wie ich Elvis mittlerweile wahrnehme, ist die Tatsache, dass er einen guten Teil seines Geldes gespendet hat. Er hat sehr viele Projekte unterstützt, von denen einige auf diesen Plaketten aufgeführt sind. Einige Schaukästen sind gefüllt mit eingelösten Schecks, jeder über 1000$ zugunsten einer karitativen Organisation - und das war in damaligen Zeiten wesentlich mehr Geld als heute. Irgendwie hat diese Entdeckung wieder ein bisschen was gerade gerückt, das die Erscheinung von Graceland ins schiefe Licht geschoben hatte.

Obwohl man es ihm zum Zeitpunkt seines Todes nicht mehr angesehen hat, war Elvis eigentlich ziemlich sportlich - anders wäre sein Bühnenleben wohl auch nicht durchzustehen gewesen. Als er Raquetball (? Wenn ich mich recht entsinne) für sich entdeckt hatte, hat er sich ein eigenes Gebäude dafür bauen lassen. Neben der eigentlichen Halle (siehe unten) gab es auch einen Erholungsbereich und andere Räumlichkeiten.

Der Spielraum stellt heute neben einem Teil seiner Awards und goldenen Schallplatten auch etliche Kostüme und Accessoires aus. Besuche in den anderen Ausstellungen, die sich im Empfangszentrum auf der anderen Straßenseite befinden, zeigen davon noch wesentlich mehr, und wenn man annimmt, dass das alles gemeinsam mit den Dingen, die sich in Museen auf der ganzen Welt befinden müssen, immer noch nur einen Teil von Elvis Kleiderschrank darstellt, dann kann man sich ausrechnen, wie viel Geld der Mann zu seinem Schneider getragen haben muss...

Was mir auch nicht bekannt war und mich etwas überrascht hat, war die Tatsache, dass Elvis, seine Eltern, seine Großmutter und sein totgeborener Zwillingsbruder auf Graceland begraben sind. Da es Versuche gab, den Leichnam von Elvis zu stehlen, der ursprünglich neben seiner Mutter auf einem normalen Friedhof beigesetzt worden war, hat Elvis' Vater Vernon die Erlaubnis erwirkt, seine Frau und seine Söhne zu exhumieren und auf Graceland wieder zu bestatten. Die vielen Geschenke und Blumen auf den Gräbern sind von Fans.

Diese Tafel (links) erklärt warum, wieso, weshalb - der Text rechts zeigt, was dabei rauskommen kann. Ich gestehe, ich war froh und dankbar, dass niemand dort mitbekommen hat, wo ich herkomme...

Wieder zurück auf der anderen Seite des Elvis Presley Boulevards habe ich mir die verschiedenen Ausstellungen angesehen. Angefangen habe ich - sehr passend für mich - mit der Autoausstellung. Keine Ahnung, ob die diversen Autos zum Zeitpunkt von Elvis Tod alle noch in seinem Besitz waren, oder ob sie nach und nach zurückgekauft wurden, aber da steht eine beträchtliche Anzahl von alten Autos, und auch das sind nicht alle, die er hatte... Der Ausstellungsraum war sehr nett aufgemacht, hat die Autos in Szene gesetzt, Bilder von Elvis mit diesem bestimmten Fahrzeug gezeigt. Für mich als Autoenthusiastin war das natürlich ein sehr passender Ort.

Ebenfalls zur Besichtigung stehen die Lisa Marie II und die Hound Dog, zwei von Elvis' Flugzeugen. Die waren eigentlich nach Florida verkauft worden, wurden aber von der Gesellschaft zurückgekauft und jetzt eben hier ausgestellt. Die Hound Dog ist ein nettes kleines, bunt ausgestattetes Ding. Die Lisa Marie hat mehrere Wohnbereiche wie den obigen, bietet Betten und ein Bad - unfassbar. Ja, war der erste Privatjet, den ich je von innen gesehen hab ;)

Ein kleiner Auszug aus seinem Kleiderschrank, untermalt von Filmen, in denen sich Freunde und seine Ex-Frau darüber geäußert haben, wie Elvis sich gekleidet hat, wie er eingekauft hat und wie das mit seinem Schneider war - grad die Bühnensachen waren natürlich nicht von der Stange. Scheinbar hatte der Mann ein Faible für BlingBling und Extravaganzen, traf sogar mal einen Präsidenten (fragt mich nicht welchen, hab ich vergessen) in einem seiner Kostüme, mit Cape und Sonnenbrille. Reichtum darf alles...

Dabei hatte alles so bescheiden, ja so ärmlich angefangen. Als Elvis 1935 in Tupelo, Mississippi, auf der falschen Seite der Eisenbahnlinie geboren wurde, wurde der Süden immer noch von der Wirtschaftskrise gebeutelt. Sein Vater musste in weiterer Folge während Elvis' Kindheitsjahren wegen Steuerbetrugs ins Gefängnis, die Familie verlor das Haus.

Jenes kleine Haus, bestehend aus zwei ärmlichen Zimmern ohne Bad oder auch nur fließendes Wasser, das Vernon Presley mit geliehenen 180 Dollar Anfang der 30er gebaut hatte und in dem Elvis gemeinsam mit seinem totgeborenen Zwilling auf die Welt kam. Seine Geburt war kein freudiges Ereignis sondern mehr eine Katastrophe - kaum vorstellbar mit dem Wissen, das wir heute haben. Seine Mutter war in weiterer Folge natürlich sehr glücklich darüber, was aus ihrem Sohn wurde, und hat das zum Teil auch darauf zurückgeführt, dass Elvis eben ein einsamer Zwilling war und somit von manchen Eigenschaften das Doppelte mitbekommen hatte.

Als Elvis 13 war, hat die Familie ihre Möbel und alles entbehrliche Hab und Gut verkauft, um sich den Sprit für die Fahrt nach Memphis leisten zu können. Memphis, die große Stadt, in der Elvis, der lange schon von Musik begeistert war, nur wenige Jahre später seine Chance gefunden und genutzt hat. Diese Statue zeigt Elvis im Alter von 13, mit der Gitarre, die er zum 11. Geburtstag geschenkt bekommen hat, statt des Fahrrads, das er sich eigentlich gewünscht hatte.

Die Leidenschaft für Musik erwachte in Elvis beim Kirchgang. Schon als Kind hat ihn der Chorgesang fasziniert, später durfte er dann mitsingen, bald auch als Solist. Die Kirche, in der Elvis seine ersten musikalischen Erfahrungen gemacht hat und die jetzt auf dem Gelände des Elvis Birth Place-Parks steht, wurde in den 90ern von den Betreibern gekauft, auf einem Tieflader an diese Stelle verbracht und dann nach Bildern restauriert. Zwischenzeitlich war sie ein Wohnhaus, jetzt ist sie eine Touristenattraktion. Die ganze Einrichtung hier wurde ursprünglich von Elvis ermöglicht, der in seinem Geburtsort insgesamt zwei Konzerte gespielt hatte, und bei einem davon auf seine Gage verzichtet hat unter der Voraussetzung, dass mit dem Geld ein Gelände in der Nähe seines Geburtshauses gekauft wird und zu einer Gedenkstätte für ihn gemacht wird. Das Geburtshaus wurde dann ebenfalls erworben, versetzt und dank Informationen von Vernon Presley halbwegs in den ursprünglichen Zustand versetzt. Heute klebt aber Tapete an den Wänden wo früher Zeitungspapier war...

Wesentlich weniger schreierisch und kommerziell als Graceland kommt sein Geburtsort daher, aber nicht weniger bemüht. Es gibt einen Lebensweg, der Meilensteine von Elvis' ersten 13 Jahren in der kleinen Stadt aufweist, einen Lebensbrunnen, eine Wand mit Zitaten, das Haus, die Kirche und ein Museum. Und der angeschlossene Giftshop ist wesentlich weniger überladen als seine ca. 10 Pendants auf Graceland, von viel weniger überteuert mal abgesehen. Alles in allem vielleicht der geeignetere Ort um dem Menschen Elvis Presley auf den Grund zu gehen als Graceland selber.

Wie man sieht, habe ich viel erfahren, bin um einige Fakten schlauer, aber dennoch entgeht mir immer noch so viel. Immerhin habe ich für mich einen Grund entdeckt, warum es wohl diese ganze "Elvis lebt"-Hysterie gibt. "Elvis lives" ist im Englischen ein Anagramm (ok, evils ist auch eines, aber das ist eine andere Geschichte *gg*). Mehr aber denke ich, dass die Menschen einen Entertainer wie Elvis einfach nicht sterben lassen möchten, zumindest nicht in ihren Köpfen und Herzen. Er hat wohl wie kein anderer die Musikwelt verändert, "schwarze" Musik gesellschaftsfähig gemacht.

Und er muss sehr unter seinem Ruhm gelitten haben, war bereits lange Zeit vor seinem Tod schwerst medikamentensüchtig, hatte diverse Erkrankungen. Rückblickend ist es wohl ein Wunder, dass er überhaupt so lange gelebt hat und überhaupt so lange in der Lage war, auf der Bühne zu stehen. In den letzten Monaten seines Lebens dürfte er täglich 40 bis 50 Schmerztabletten genommen haben - sowas kann der Körper nicht auf Dauer ertragen. Und so bin ich der Meinung, dass sein Tod ein großer Verlust für seine Fans war, aber für ihn selber eine Erlösung gewesen sein musste. Der bescheidene, schüchterne Junge aus dem ländlichen Mississippi war zwar irgendwie in den ganzen Rummel hineingewachsen, aber gut getan hat ihm das wohl nicht. Auch wenn er bis heute für Faszination und Musikgenuss steht. Danke, Elvis!