Montag, 21. Juni 2010

Kanada - Bruchstücke

Bei den angekündigten Berichten fehlt noch jener mit den Beobachtungen, die ich im Verlauf der Reise so gemacht habe. Dazu habe ich mir mein Moleskine-Reisetagebuch zur Hand genommen und ein wenig gestöbert - was natürlich jede Menge Erinnerungen geweckt hat.

An die Radiosender zum Beispiel. Kanada ist ein Land mit sehr vielen lokalen Radiostationen. Das hat (wen wundert's?) Vor- und Nachteile. Sehr positiv sehe ich, dass man damit lokale Eigenheiten mitbekommt, Werbung aus der Region hört, auf Dinge in der Gegend aufmerksam gemacht wird. Nachteilig wirkt sich das aber aus, wenn man weitere Strecken mit dem Auto fährt. Dann verliert man schon nach wenigen Kilometern den Sender, der grad was Interessantes gespielt hat. Selbst CBC-Radio, das scheinbar landesweit ausgestrahlt wird, läuft auf lokalen Frequenzen. Da unterbricht dann die Reportage mittendrin, und bis man den Sender wiedergefunden hat im Wust des Angebots, ist der spannende Teil oft schon vorbei. CBC ist aber echt toll, sowas hätte ich hier gerne: Einen Sender, der viele Reportagen und Interviews bringt, der sich mit Themen auf unterschiedlichste Weise auseinandersetzt. Die Leute, die mitdiskutieren sitzen in den Bezirksstudios, sehen einander oft nicht mal. Kaum zu glauben: Die Beiträge sind oft so spannend, dass die Musik fast wie ein Störfaktor wirkt ;)

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Die Werbungen sind auch teilweise recht nett. Wer amerikanische Filme und Serien im Originalton kennt, vermutet dann und wann seinen Ohren nicht wirklich zu trauen. Tatsächlich ist es aber so, wie dort beschrieben - oder noch enthusiastischer, speziell, wenn es um lokale Unternehmen geht. Eigentlich fast schon eine Kunstform. Eine wohl überregional ausgestrahlte Werbung forderte einen auf, eine Hand zu heben, wenn man sich für einen sicheren Fahrer hält. Und die andere Hand, wenn man gerne bei den Versicherungsprämien spart. Unweigerlich kommt die mahnende Stimme: "Aber haben sie nicht grad gesagt, dass Sie ein sicherer Fahrer sind?". Ich gestehe, damit hatte ich nicht gerechnet. Und nachdem Humor sich ja zum guten Teil aus dem Unerwarteten schöpft, musste ich dabei ziemlich lachen.

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Für die Lebensmittelläden konnte ich mich in Kanada eher wenig begeistern. Metro war ok, oder Loblaw's, aber WalMart war eine Katastrophe. Da gabs nicht mal frisches Obst und Gemüse, von Snacks zum Mitnehmen oder ähnichem ganz zu schweigen. Da sind die Amis wesentlich besser. Auch die Produktvielfalt lässt in Kanada eher zu wünschen übrig. Meine Lieblingsprodukte wie Zimtzuckerl, Honey-Mustard-Pringles oder Peanutbutter M&M's gab gar nicht erst, viele andere Dinge waren nur in kleiner Auswahl vorhanden, selbst in den großen Märkten. Das fand ich durchaus etwas seltsam. Klar, in Österreich kriegt man auch weniger als in Deutschland, aber das ist doch immer noch Nordamerika!

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Auch in anderer Hinsicht ist Kanada viel europäischer als die USA - bei der Freundlichkeit. Generell bezeichne ich Kanada ja als europäischer als die USA, aber deutlich amerikanischer als Europa. Nicht nur, was die Mentalität angeht, sondern auch, was die Bauweise betrifft, gewisse Einrichtungen und vieles andere mehr. So ein bisschen USA-light. Ist für mich prinzipiell total ok, aber doch recht wenig erfreulich, wenn es um den menschlichen Umgang geht - die Freundlichkeit in den USA habe ich sehr zu schätzen gelernt. Die Kanadier donnern einem irgendwie ein Brett vor den Kopf. Nun ja, man lernt mit allem zu leben ;)

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Kaffee. Das ist in Nordamerika ohnehin so ein Ding... Der von Dunkin Donuts geht und bietet ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Nur: Er ist zwar in den USA an jedem Eck, in Kanada aber gar nicht erhältlich. Das Äquivalent scheint Tim Horton's zu sein. Das Gebräu ist aber nun wirklich nicht trinkbar. Den Becher habe ich in hohem Bogen in den Müll befördert. Ansonsten scheint die Coffee-to-go-Kultur in Kanada etwas weniger verbreitet zu sein als in den USA, aber es gibt immer noch mehr als genug Möglichkeiten für den koffeinhungrigen Menschen, sich einzudecken. Nur der Anspruch darf halt nicht zu hoch sein...

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Reisefreudig scheinen sie zu sein, die Crazy Canaks. Mehrfach habe ich mir gedacht "Mensch, das Auto fährt doch viel zu nah auf den Wohnwagen auf!". Tatsächlich nehmen die Kanadier ihr Auto mit dem Wohnwagen mit - es wird mit eine Stange angehängt und rollte dann hinter dem Mobile Home her. Für mich doch ein recht seltsamer Anblick, da ich sowas hier nur umgekehrt kenne: Auto vorn, mobiles Zuhause hinten ;)

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Museen scheinen generell einen hohen Stellenwert zu haben: sie sind liebevoll gestaltet, didaktisch gut aufbereitet und dort trifft man die freundlichsten Leute. Natürlich sind sie auch entsprechend teuer, aber dennoch macht es wirklich Spaß, sich in Kanada in die Museen zu begeben. Ich glaube, im Endeffekt hat mir das am Besten von allem gefallen.

Sonntag, 20. Juni 2010

Reisefieber

Diese "Krankheit" hat mich mal wieder mit voller Wucht befallen. Meine drei Tage Paris im September habe ich ja schon angekündigt. Kurz nach dem tollen Angebot von Air Berlin/Fly Niki ist mir ein Newsletter der Lufthansa in die Inbox geflattert, der mit günstigen Konditionen für die USA wirbt. Was soll ich sagen? Bei 350 Euro für Wien>Philadelphia via Frankfurt konnte ich nur ganz schwer nein sagen - und habe im November 3 Wochen USA gebucht. Einen fixen Plan gibt es zwar noch nicht, aber natürlich habe ich eine grobe Outline im Kopf: Flug nach Philly und die Stadt ansehen, was ich letztes Mal versäumt habe. Dann weiter nach D.C., wo ich ja auch Nachholbedarf habe. Und dann soll es weiter nach Süden gehen. Da ich ja noch viereinhalb Monate Zeit hab für die Planung, werde ich das gewohnt gründlich angehen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Dollar-Kurs, der das Vorhaben bislang in Schwebe gehalten hatte, sich halbwegs auf erträglichem Niveau bewegen wird. Alles andere wird sich Weisen - wie immer. Und ich freu mich schon!

Freitag, 18. Juni 2010

Reisebericht Kanada - die Museen

Meiner Faszination für Museen habe ich natürlich auch in Kanada nachgegeben. Im Schnitt kam ich auf ein Museum pro Tag. Das Science-Museum in Toronto war wenig interessant, im Museum von Niagara on the Lake, das ich toll fand, war fotografieren nicht erlaubt, und das Museum für Stadtgeschichte in Montreal hat nicht besonders viel hergegeben. Somit zeige ich hier nur vier der sieben besuchten Wissensstätten her.

Gleich am Anfang gehen wir in die Vollen: Das Musée Canadien des Civilisations in Hull/Gatineau, QC, der Stadt, die Ottawa direkt gegenüberliegt. In die Vollen deswegen, weil es jenes Museum ist, das mir von der Präsentation am Besten gefallen hat von allen Museen, in denen ich bislang war. Und das sind ja jetzt nicht so wenige ;)

Wenn man den Rundgang so beginnt wie ich, dann kommt man zuerst zu dieser beeindruckenden Plastik. Sie zeigt den "Chief of the Undersea World" und soll an indianische Kunstwerke erinnern.

Gleich darauf gehts zum Lageplan - bin ich die Einzige, die diese organischen Formen irgendwie phallisch deutet? ;) Aber man findet sich gut zurecht und es ist alles ausgeschildert.

Das Museum beschäftigt sich damit, wie sich die Gesellschaft in Canada entwickelt hat, von den Ureinwohnern bis hin zum heutigen Stand. Wichtige Personen in der Geschichte werden so beschrieben, und man lernt einige sehr interessante Dinge.

Das, was mich am meisten beeindruckt hat, ist der Straßenzug, der aufgebaut wurde. Die Häuser sollen an Toronto in den 1890ern erinnern. Es gibt eine Kirche, eine Bahnstation, Läden, ein Anwaltsbüro, eine Druckerei und vieles mehr.

Die Kirche ist ein ukrainisches Gotteshaus, und ich finde, dabei handelt es sich wirklich um etwas besonderes. Und zwar ist das nicht einfach eine nachgebaute Kirche, sondern das Gotteshaus, das an seinem ehemaligen Standort nicht mehr stehen bleiben konnte, wurde abgetragen und hier originalgetreu wieder aufgebaut.

An hohen orthodoxen Feiertagen kommt die Gemeinde, die ihre Gottesdienste früher hier gefeiert hat, immer noch hier her und die Kirche wird immer noch für religiöse Zwecke genutzt. Nachdem sie wieder aufgebaut wurde, wurde sie auch erneut geweiht und ist somit nicht nur ein Museumsstück.

Gegenüber der Kirche steht dieser kleine ukrainische Musikladen. In den Vitrinen liegen viele kuriose Dinge und das Ganze ist sehr liebevoll gestaltet. Und eine Hommage an diese Gruppe der Einwanderer.

Das Erdgeschoss des großen Saales ist den "First Nations" gewidmet. Hier stehen auf beiden Seiten viele Totempfähle, und auf der rechten Seite geht es in weitere Ausstellungsräume, die die Geschichte und die Bräuche der Ureinwohner aufzeigen.

Unter anderem diese Figur, die nach indianischem Glauben die Geburt von Gut und Böse zeigt. Die Himmelsfrau erwartet Zwillinge, eben Gut und Böse. Der böse Sohn ist eifersüchtig auf den guten, der zuerst geboren werden soll. Also bahnt er sich seinen Weg durch die Seite seiner Mutter und bricht durch die Rippen.

Ein Teil des Museums ist dem Postwesen Kanadas gewidmet. Neben Informationen finden sich dort auch Bilder aus Briefmarken, die zur Dekoration dienen. Dieses hier zeigt das Parlament von Ottawa. Gemacht ist es aus gebrauchten Briefmarken, solchen, die also schon zur Beförderung benutzt wurden. Die Bevölkerung hat beim Sammeln geholfen.

Und hier noch ein Bild vom Skulpturengarten, der im Park des Museums steht, mit Blick auf das Parlament von Ottawa. In diesem Park gibts zum Beispiel auch noch einen indianisch inspirierten Vogel am Teich, und überhaupt ist es ziemlich hübsch dort. Als Einheimische würde ich sicher häufiger dort picknicken oder so.

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Weiter geht es in Montreal, mit zwei raschen Bildern vom Musée McCord. Das ist ein Museum, das mit Stücken aus der Sammlung von David McCord ausstaffiert ist. Auch hier gibt es unter anderem Totempfähle, es gibt Abhandlungen zum Wetter von Montreal und zur religiösen Geschichte - alles nicht unbedingt zusammenhängend, aber durchaus interessant.

Hübsch fand ich dieses metallene Diorama an einer der Gebäudeseiten, sowas hatte ich zuvor noch nie gesehen.

Auf der anderen Seite steht eines dieser Steinmännchen, die unter anderem Inspiration für das Olympia-Logo für die Spiele in Vancouver war.

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Die Fassade dieses tollen Museums habe ich in meinem Toronto-Bericht schon gezeigt - es handelt sich um das Royal Ontario Museum.

Für die Terrakotta-Armee war ich leider zu früh, diese Ausstellung begann erst im Mai. Aber eigentlich wollte ich hier auch mehr auf den Flugsaurier hinaus, der im modernen Frontanbau vor sich hinschwebt.

Scheinbar gibt es hier so viele Ausstellungsstücke, dass man auch schon mal ein paar Dinos in den Lounge-Bereich stellen kann. Diese Sofas sind eine Wohltat für ausgepowerte Museumsbesucher - und erschöpfend kann es durchaus sein.

Ich wurde mal gefragt, ob die Fassade nur Schau ist, oder ob man von innen auch etwas davon mitkriegt - wie man sieht, tut man das. Diese Art der Präsentation der Schaustücke finde ich auch wirklich ansprechend. Aber ich steh ja generell auf solche Spannungsfelder zwischen alt und neu.

Und wie man sieht, davon gibt es hier mehrere. An Dino-Skeletten mangelt es hier nicht, aber zu meinem Leidwesen habe ich herausgefunden, dass hier ein wenig geschummelt wird.

Wie man auf der Abbildung sieht, sind nicht alle Knochen so eines Skeletts echt - die orangen sind Original, die blauen ein Nachbau und die weißen gibt es nicht (wobei ich nicht verstehe, dass man nicht alle Knochen nachbaut, wenn man schon schummelt). Andererseits habe ich mir auch schwer getan mir vorzustellen, dass das Museum of Natural History in New York nur lauter komplette Skelette hat - dort war aber, soweit ich mich entsinne, nichts gekennzeichnet. Da ziehe ich diese Methode eindeutig vor.

Aussehen tut das dann so wie auf diesem Bild - man kann keinen Unterschied erkennen, wobei ich das eigentlich erwartet hätte. Wenn man die künstlichen Knochen schon kennzeichnen kann, dann kann man es auch am Skelett tun. Etwas rechts der Mitte im Vordergrund ist ein Mammutzahn ausgestellt, und der ist "Hands on", heißt, man darf ihn berühren und sich vorstellen, wie so ein Mammut sein Futter zerkleinert hat. Ob der echt ist oder repliziert, wird nicht angegeben, aber im Sinne der Wissenschaft vermute ich letzteres.

Das ROM ist ein sehr vielseitiges Museum, das noch wesentlich mehr zu bieten hat als nur Dinos. Unter anderem gibt es mehrere Abteilungen zu asiatischen Kulturen, eine Ägyptologie-Abteilung, etwas zu europäischer Geschichte, selbstverständlich eine Ausstellung zu den "First Nations" und vieles weitere mehr. Ich kann also nur absolut exemplarisch was zeigen, für sich da alles befindet. Das oben abgebildete chinesische Dach (eines Tempels?) ist übrigens exaktestens eingepasst - zwischen die Seite des Daches und die Wand des Gebäudes passt grad mal ein Blatt Papier.

Architektonisch gibt es nicht nur die bereits mehrfach besprochene ultramoderne Fassade, sondern vor allem viel alte Bausubstanz, die ein wenig an die Prunkbauten entlang der Wiener Ringstraße erinnert. Die Decke hier hat mir besonders gut gefallen.

Was man hier sieht, ist etwas, das das Museum "Staircase of Wonders" nennt. Scheinbar gibt es so eine Fülle von Exponaten, die nirgends untergebracht werden kann, dass sie ohne weitere Beschreibung in solchen Vitrinen in den Stiegenhäusern ausgestellt werden.

In der Abteilung für Edelsteine und Erze habe ich dieses seltsame Gebilde gefunden. Es ist eine Sandsteinformation aus dem Pariser Becken und erinnert mich entfernt an das Michelin-Männchen. Schon spannend, was die Natur so alles hervorbringt.

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Nur wenige Blocks vom Royal Ontario Museum liegt das Bata Shoe Museum. Es stand auf meiner Liste, und ein Beitrag im Radio, den ich auf dem Weg von Niagara Falls nach Toronto gehört habe, hat mich in dem Entschluss bestärkt, dorthin zu gehen. Es hat sich auch wirklich gelohnt, denn es war sehr interessant.

Im Untergeschoss wird die Geschichte des Schuhs beleuchtet, die Geschichte von Schuhwerk in verschiedenen Gesellschaften, die Bedeutung in verschiedenen Religionen und der Schuh als Massenprodukt. Es werden die verschiedensten Schuhe ausgestellt, unter anderem Kuhschuhe, Rasenlüfterschuhe und diese Mondschuhe.

In dieser Vitrine stehen Schuhe von berühmten Persönlichkeiten und es läuft ein Film, der zu jedem Schuh und seinen Trägern etwas erzählt. Die weißen Lackschuhe mit blau links unten gehörten zum Beispiel Elvis, der einsame Zebraschuh daneben Pablo Picasso. Der blaue Tennisschuh müsste von Andre Agassi sein, die Stiefel links davon von Winston Churchill und die pinkfarbenen Pumps sind aus dem Besitz von Marilyn Monroe.

In diesem Raum fand eine Sonderausstellung zum Thema Socken und Strümpfe statt. Die Deko fand ich nett.

Neben der Geschichte der Socken, der Manufaktur und einigen interessanten Fakten, wurden Socken aus aller Welt gezeigt wie diese hier. Zudem gab es auch Socken von berühmten Persönlichkeiten wie zum Beispiel Königin Victoria. Alles in allem eine spannende Sache zu einem Thema, über das ich mir nie wirklich viele Gedanken gemacht habe.

Ein weiterer Ausstellungsraum widmete sich dem indianischen Schuhwerk. Da hatte jeder Stamm seine eigenen Muster und es gab unterschiedliche Fertigungsmethoden. Wenn ich mir ansehe, wie liebevoll viele Schuhe bestickt waren, kann ich mir kaum vorstellen, wie viel Arbeit da drin steckt.

Eine andere Ausstellung widmete sich frühen Arten von Plateau-Schuhen. Da waren Folterinstrumente dabei, die ich mir kaum vorstellen konnte, von deren Existenz ich nichts geahnt habe. Da ist so ein moderner Stöckelschuh echt eine Wohltat.

Diese Form von Schuhwerk, für die ich nicht mal einen Namen kenne, schien aufgrund der Vielzahl der Exponante ziemlich verbreitet gewesen zu sein. Es wurde nicht nur die Machart beschrieben, sondern auch die gesellschaftliche Bedeutung und die Vorzüge im Alltag. Dennoch bin ich mit dem, we ich heutzutage tragen darf, wesentlich zufriedener als mit der Vorstellung auf solchen Stelzen durch die Gegend zu staksen...

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Tja, das war sie nun, meine Auswahl von Museen in Kanada. Das Zivilisationsmuseum ist in meinen Augen das Interessanteste, das ich je besucht habe - ich kann es nur jedem empfehlen. Das ROM war auch sehr spannend, obwohl ich an sich kein besonderer Freund von Museen mit so breiter Streuung bin. Und das Schuhmuseum ist etwas, über das ich bisher noch nie gestolpert bin, und somit war der Besuch dort auch was Besonderes. Die kleineren Museen waren jetzt nicht so herausragend, aber auch sie waren den Besuch wert. Einzig das Wissenschaftsmuseum in Toronto war Zeitverschwendung. Spannenderweise ist es schon das zweite Museum dieser Art, das ich so bewerte, obwohl ich technische Museen an sich mag. Aber man kann halt nicht alles gut finden...

Dienstag, 15. Juni 2010

Box of Memories

In meinem Kleiderschrank steht eine große Schachtel. Ich hol sie so gut wie wie herunter, aus den verschiedensten Gründen. Der Hauptgrund ist wohl jener, dass ich in der Gegenwart für die Zukunft lebe und die Vergangenheit für mich jetzt nicht den größten Stellenwert hat. In dieser Schachtel sind nämlich nur Dinge aus der Vergangenheit. Erinnerungsstücke. Fotos, unglaublich viele davon, in Anbetracht dessen, dass man Filme damals entwickeln lassen musste (wie kam ich auf die Idee, dass ich erst vor Kurzem die Fotografie für mich entdeckt habe?). Kleine Geschenke von einem meiner Ex-Freunde. Prospekte, Postkarten, Dinge, die mir aufhebenswert erschienen. Meine "Box of Memories" eben. Eigentlich eine schöne Sache, denn aufgehoben habe ich natürlich vor allem jene Dinge, die mir Freude bereitet haben.

Da ich mich erinnern möchte, wie ich Paris damals wahrgenommen habe, habe ich heute die Schachtel aus dem Schrank genommen. Ich hab sie aufgemacht, und erst mal Fotos von den meisten meiner Ex-Freunde weggeräumt. Irgendeinen Grund gibt es, dass die obenauf lagen, ich weiß ihn nur nicht mehr... Ist aber auch egal, denn - ob es nun für oder gegen mich spricht - diese Menschen berühren mich nicht mehr. Sie lösen nichts mehr in mir aus. Es ist vorbei. Wobei ich vor einigen Tagen drüber nachgedacht habe, dass mir das Aussehen eines meiner Ex total entfallen ist. Sie sind ein Teil meines Lebens, und jeder hat dazu beigetragen, dass ich heute bin, wer und wie ich bin. Und das ist toll so.

Aber zurück zum Thema ;) Ich habe mich also durch einige Schichten gegraben und bin neben vielen anderen Dingen tatsächlich auf Fotos aus Paris gestoßen. Außerdem auf eine Sammlung von Prospekten, Stadtplänen, Postkarten - und ein Reisetagebuch! Das nennt sich dann wohl "Old habits die hard" - ich konnte mich dran erinnern, dass ich ein Jahr vor Paris in Wien war und dort Tagebuch geführt hatte. Dass ich dort alles mögliche gesammelt hatte. Dass ich es in Paris genauso gehalten habe, daran konnte ich mich nicht mehr erinnen. Was ich auch gefunden habe, ist ein Bild und ein Sackerl aus dem Hard Rock Café - ich muss also drin gewesen sein. Spannend, denn ich hätte Stein und Bein geschworen, dass ich in den USA zum ersten Mal in einem war.

Ich freu mich schon auf die Reise in die Vergangenheit, und bin gespannt, was ich alles wiederentdecken werde. Nicht nur von Paris, sondern auch von mir selber. Was für ein Mensch ich damals war, wie ich die Welt wahrgenommen habe. Aber mir scheint, in den wesentlichen Punkten habe ich mich nicht wirklich verändert. Sogar meine ästhetischen Kriterien für Bilder scheinen ähnlich gewesen zu sein. Und mein Wetterglück - ich hab da einige Regenbilder gefunden ;) Mission Zeitreise ist im Gange...

Freitag, 11. Juni 2010

Über "PARIS-Spaziergänge" von Hella Broerken

In meinem gestrigen Kommentar zu meiner geplanten Paris-Reise hat Lisa bezüglich des erwähnten Buches "PARIS-Spaziergänge" von Hella Broerken nachgefragt. Da ich zwischenzeitlich die Möglichkeit hatte, es zu lesen, kann ich mittlerweile auch eine Einschätzung abgeben. Allerdings mit dem Hinweis darauf, dass ich mich noch in keinen Paris-Reiseführer vertieft habe, und somit die Qualität und Tauglichkeit nur anhand meiner bisherigen Erfahrungen mit anderen Werken dieser Art abgleichen kann. Nach meinem Paris-Besuch werde ich gewisse Dinge vielleicht anders sehen, wer weiß...

Fangen wir mit dem an, was mir immer hilft, Dinge zu erfassen: Zahlen, Daten und Fakten.
Nominell besteht das Buch aus 160 Seiten. Davon sind einige Seiten dem üblichen Vorgeplänkel gewidmet samt Impressum und Inhaltsangabe, eine geht fürs Nachwort "drauf". Ca. 4 Seiten sind für Notizen freigehalten, etwa 3 Seiten werden von insgesamt 8 Info-Kästen gefüllt, in denen Angaben zu Museen, Läden, Restaurants oder Literaturtipps stehen. 8 Seiten werden von Kartenausschnitten eingenommen, und auf 43 Seiten vermitteln Schwarz-Weiß-Fotos einen Eindruck von der Atmosphäre. Wer jetzt angefangen hat zu rechnen kommt gemeinsam mit mir auf 92 Seiten Text.

In diesem Text erzählt Hella Broerken, die leidenschaftliche Paris-Touristin ist, von ihren Erlebnissen und Eindrücken. Im Gegensatz zum klassischen, möglichst objektiv gehaltenen Reiseführer, der vornehmlich versucht informativ zu sein, schildert dieses Büchlein Impressionen abseits des Mainstream-Tourismus und gibt Einblicke in das savoir-vivre der französischen Hauptstadt. Wer die klassischen Stationen Eiffelturm, Notre Dame, Louvre, Moulin Rouge und Versaille abklappern will, hat hiermit keine Freude. Angesprochen fühlen dürften sich Individualtouristen, die nicht einfach nur eine Liste abklappern wollen, sondern die Stadt für sich entdecken möchten. Vor allem auf das bunte Treiben in kleinen Gassen und auf Märkten wird Wert gelegt, eine Gewichtung scheint auch bei den Besonderheiten der vielen verschiedenen Ethnien vorhanden zu sein.

Die Karten sind auf keinen Fall alleine für sich tauglich. Sie sind jeweils Ausschnitte des jeweiligen Arrondissements (Bezirks), und nur die Straßen, die von der Autorin für den Spaziergang empfohlen werden, sind auch beschriftet. Eine Übersichtskarte ist nicht vorhanden. Ich vermute, dass das seine Gründe in der Übersichtlichkeit einerseits und in Copyright-Fragen andererseits hat. Dennoch wirken die Karten übermäßig simplifiziert und amateurhaft gemacht, was völlig fehlt ist ein Maßstab. Ein Stadtplan ist in meinen Augen Grundvoraussetzung, um dieses Buch richtig gut nutzen zu können. Die Autorin verweist auf den kostenlosen Metro-Plan, den man beim Erwerb von Tickets bekommen kann - der ist auf alle Fälle bitter nötig. Die Autorin gibt weder Streckenlänge noch veranschlagte Zeit bekannt, letzteres mit dem Argument, dass ja jeder sein eigenes Tempo beim Erleben hat. Da stimme ich ihr zu, aber aufgrund des nicht vorhandenen Maßstabs für die Karten wäre zumindest eine Angabe in Kilometern interessant, sodass man für sich selber planen kann.

Die Bilder zeigen eher selten große Attraktionen, sondern beschäftigen sich eher mit lokalen Eigenheiten. Schade ist, dass sie nicht in Farbe sind, was aber der Produktionsweise des Buches geschuldet ist. Auch scheinen manche davon schon älter zu sein (was man ja aus Reiseführern generell auch kennt). Charmant finde ich, dass sie wie typische Schnappschüsse aussehen, nicht irgendwie gekünstelt. Auf alle Fälle machen sie Lust darauf, mehr zu entdecken.

Der Text ist an sich flüssig geschrieben und gibt kleine Anekdoten wieder. Es werden neben persönlichen Erlebnissen auch Geschichten aus längst vergangenen Tagen erzählt, die man so auch nicht überall zu hören/lesen bekommt. Schade finde ich, dass sich die Autorin zwei oder drei Mal wiederholt, dabei aber nicht wirklich dasselbe erzählt, sondern leicht abweicht. Und das Lektorat könnte besser sein - neben einigen Wortwiederholungen sind mir auch falsch gesetzte Zeichen und fehlende Abstände aufgefallen.

Auf ihrer Webseite zeigt die Autorin noch mehr Bilder, gibt eine Leseprobe und liefert Updates zu den Fakten, die sie im Buch beschreibt - zum Beispiel werden zur Zeit geschlossene Museen aufgeführt. Man kann das Buch dort auch bestellen.

Wie bewerte ich das Buch nun? Um 14 Euro bekommt man mit Sicherheit informativere Reiseführer, die als Basis und nicht nur als Ergänzung für die Planung dienen können. Für jemanden, der die Stadt schon kennt, oder der nicht ausschließlich ausgetretene Pfade beschreiten will, ist es aber definitiv trotz der kleinen Fehler das Geld wert. Und wo kriegt man schon eine ortskundige Freundin um 14 Euro? ;)

Donnerstag, 10. Juni 2010

Paris, je viens!

Soll heißen "Paris, ich komme", wenn ich mein verarmtes, vernachlässigtes Schulfranzösisch noch recht im Kopf hab
Und zwar vom 20.-23.9. - hab ich heut kurzfristig beschlossen. Air Berlin hat ein tolles Angebot, und bei einem Flug um 58 Euro hin und retour überleg ich nicht lang.

Hotel hab ich auch schon gebucht - sollte sich was Besseres finden, kann ich es sogar noch bis kurz vor der Anreise stornieren. 150 Euro für drei Nächte sind jetzt für Pariser Verhältnisse aber tragbar.

Damit hat nun auch der bereits letztes Jahr im Juli bestellte "Reiseführer" seine Berechtigung - damals habe ich Paris-Spaziergänge von Hella Broerken gegen mein USA-Reisefieber erstanden. Ausgepackt habe ich das Buch vor drei Minuten ;) Als ich es damals bekommen habe, waren grad andere Dinge wichtig, und irgendwie geriet es in Vergessenheit. Jetzt wird es meine erste Grundlage für die Planung darstellen. Und ja, klar, ich werd planen, so wie man es von mir gewohnt ist :D

Als 19-Jährige war ich schon mal eine Woche in Paris. Ein Arbeitskollege meiner "Arbeitgeberin" (ich war Au-Pair in Luxemburg) hatte mich mitgenommen und an irgendeiner Ecke in Paris rausgelassen. Keine Ahnung, wie ich das damals hinbekommen habe - ich hatte keinen Reiseführer, ich glaube, ich hatte nicht mal einen Stadtplan. Wie man wohinkommt dürfte ich von den U-Bahnplänen abgelesen haben. An den Besuch im Louvre kann ich mich erinnern, und daran, dass ich in Versailles war. Den alten (Charles de Gaulle Etoile) und den neuen (La Defense) Triumpfbogen habe ich bestaunt, Notre Dame und die Seine. Auf dem Eiffelturm war ich, bei Nacht, sogar mit einem Mann in Begleitung. Allerdings war er nur eine zufällige Reisebekanntschaft, und somit wars natürlich auch nicht romantisch. Aber immerhin kann ich mich erinnern ;) Wie ich die Woche gefüllt habe - ich weiß es nicht mehr. Hach, was war das damals alles unkompliziert. Ich habe in einem Hostel übernachtet, habe das 6-Bett-Zimmer mit 5 Texanern geteilt. Damals hatte ich noch keine Probleme mit Gemeinschaftsbädern und geteilten Zimmern - heute habe ich mir ein richtiges Hotel gebucht mit Bad und Internet. Wie verwöhnt ich doch geworden bin...

Ich weiß, dass es von damals (ist 11 Jahre her) Fotos gibt. Richtige Bilder, auf Fotopapier, geschossen mit einer APS-Kamera. Mir scheint, ich werde in meiner Erinnerungskiste wühlen gehen müssen. Da sind sicher auch Anregungen dabei, und es dürfte spannend werden, meine damalige Wahrnehmung mit der antizipatorischen und in weiterer Folge der dann tatsächlichen neuen abzugleichen.

Angebot hin oder her - das sind immer noch über drei Monate *seufz* Ich seh schon, wie mir die Zeit lang werden wird... Die Ungeduld ist ein Hund. Echt jetzt.